Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf-
nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.

Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäß-
rigen Duft auf, wovon fast alle Theile des Kör-
pers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden,
und den dieses Zellgewebe gleichsam wie ein
Schwamm einsaugt a).

a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die
wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen
will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medi-
cal obsev. and inqviries Vol
. II. p. 27.), daß
dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des
Körpers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sin-
ne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus
lauter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe,
bin ich ganz anderer Meinung, indem mich mei-
ne mikroskopischen Versuche, die ich mit der größ-
ten Genauigkeit angestellt, und wobei ich mich
vor allen optischen Täuschungen auf das sorg-
fältigste verwahret habe, das Gegentheil be-
lehren.

§. 35.

An einigen andern Stellen des menschlichen
Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-
ßigkeiten auf. - So enthält z. B. jenes Zellge-
webe des Auges, welches der Glaskörper heißt,
die Glasfeuchtigkeit.

So die Markhaut der Knochen (die man sehr
unschicklich die innere Beinhaut nennet) das Kno-
chenmark.

nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf-
nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.

Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäß-
rigen Duft auf, wovon fast alle Theile des Kör-
pers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden,
und den dieses Zellgewebe gleichsam wie ein
Schwamm einsaugt a).

a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die
wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen
will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medi-
cal obsev. and inqviries Vol
. II. p. 27.), daß
dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des
Körpers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sin-
ne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus
lauter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe,
bin ich ganz anderer Meinung, indem mich mei-
ne mikroskopischen Versuche, die ich mit der größ-
ten Genauigkeit angestellt, und wobei ich mich
vor allen optischen Täuschungen auf das sorg-
fältigste verwahret habe, das Gegentheil be-
lehren.

§. 35.

An einigen andern Stellen des menschlichen
Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-
ßigkeiten auf. – So enthält z. B. jenes Zellge-
webe des Auges, welches der Glaskörper heißt,
die Glasfeuchtigkeit.

So die Markhaut der Knochen (die man sehr
unschicklich die innere Beinhaut nennet) das Kno-
chenmark.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" xml:id="pb021_0001" n="21"/>
nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf-<lb/>
nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind.</p>
          <p>Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäß-<lb/>
rigen Duft auf, wovon fast alle Theile des Kör-<lb/>
pers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden,<lb/>
und den dieses Zellgewebe gleichsam wie ein<lb/>
Schwamm einsaugt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>).</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die<lb/>
wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen<lb/>
will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (<hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cal obsev. and inqviries Vol</hi>. II. <hi rendition="#aq">p</hi>. 27.), daß<lb/>
dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des<lb/>
Körpers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sin-<lb/>
ne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus<lb/>
lauter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe,<lb/>
bin ich ganz anderer Meinung, indem mich mei-<lb/>
ne mikroskopischen Versuche, die ich mit der größ-<lb/>
ten Genauigkeit angestellt, und wobei ich mich<lb/>
vor allen optischen Täuschungen auf das sorg-<lb/>
fältigste verwahret habe, das Gegentheil be-<lb/>
lehren.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 35.</head><lb/>
          <p>An einigen andern Stellen des menschlichen<lb/>
Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü-<lb/>
ßigkeiten auf. &#x2013; So enthält z. B. jenes Zellge-<lb/>
webe des Auges, welches der Glaskörper heißt,<lb/>
die Glasfeuchtigkeit.</p>
          <p>So die Markhaut der Knochen (die man sehr<lb/>
unschicklich die innere Beinhaut nennet) das Kno-<lb/>
chenmark.</p>
          <p>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0041] nämlich, daß die Zellen dieses Gewebes zur Auf- nahme verschiedener Flüßigkeiten bestimmt sind. Und zwar nehmen sie vorzüglich jenen wäß- rigen Duft auf, wovon fast alle Theile des Kör- pers befeuchtet und schlüpfrig gemacht werden, und den dieses Zellgewebe gleichsam wie ein Schwamm einsaugt a). a) Wofern man diese zarten Zwischenräume, die wie ein Schwamm einsaugen, Gefäße nennen will, so bin ich mit Hunter ganz einig. (Medi- cal obsev. and inqviries Vol. II. p. 27.), daß dieses Zellgewebe, so wie alle andere Theile des Körpers, aus Gefäßen bestehet. In dem Sin- ne hingegen, als ob dieses ganze Zellgewebe aus lauter kleinen zurückführenden Röhrchen bestehe, bin ich ganz anderer Meinung, indem mich mei- ne mikroskopischen Versuche, die ich mit der größ- ten Genauigkeit angestellt, und wobei ich mich vor allen optischen Täuschungen auf das sorg- fältigste verwahret habe, das Gegentheil be- lehren. §. 35. An einigen andern Stellen des menschlichen Körpers nimmt das Zellgewebe auch andere Flü- ßigkeiten auf. – So enthält z. B. jenes Zellge- webe des Auges, welches der Glaskörper heißt, die Glasfeuchtigkeit. So die Markhaut der Knochen (die man sehr unschicklich die innere Beinhaut nennet) das Kno- chenmark.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/41
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/41>, abgerufen am 21.12.2024.