Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

ge Flüßigkeiten auf dem kürzesten Wege, andere
aber erst durch große Umwege abgesondert, und
weiter verarbeitet.

§. 469.

Die einfachste Art der Absonderung ist das
Durschwitzen der Flüßigkeiten durch die Häute der
Arterien; auf diese Weise wird das Fett, und
das Knochenmark ausgeschieden; auf eine ähnli-
che Weise wird vielleicht auch der Magensaft, der
Darmsaft u. s. w. in den häutigten Eingeweiden
abgesondert.

§. 470.

Etwas zusammengesetzter ist die Absonderung
durch Drüsen; wohin einige die Schleimhöhlchen
rechnen, dergleichen z. B. im Schlunde sitzen, und
die einfachsten Drüsen genennt werden.

Eigentlich aber verdienen nur die sogenann-
ten gehäuften - conglobatae - (um sie von
den lymphatischen zu unterscheiden), den Na-
men der Absonderungsdrüsen: z. B. die Speichel-
drüsen, das Pankreas, die Thränendrüsen, und
die weiblichen Brüste. Alle diese Drüsen haben
einen Ausführungsgang, und bestehen aus grö-
ßern Lappen, die wieder aus kleinern Lappen zu-
sammengesetzt sind. Allein über den innern Bau
dieser kleinern Abschnitte ist von den Physiologen
ehemals haftig gestritten worden. Malpigh a)
hielt die hirsenförmigen Kügelchen, die in den
meisten Drüsen von dem Anatomiker sehr leicht
dargestellt werden können, für hohle Körnerchen.
Ruysch hingegen erklärte diese vermeinten hohlen
Körnerchen für zusammengeknäuelte Blutgefäße;
und in der That bekömmt diese Meinung durch
die anatomische Zubereitung, besonders durch fei-

ge Flüßigkeiten auf dem kürzesten Wege, andere
aber erst durch große Umwege abgesondert, und
weiter verarbeitet.

§. 469.

Die einfachste Art der Absonderung ist das
Durschwitzen der Flüßigkeiten durch die Häute der
Arterien; auf diese Weise wird das Fett, und
das Knochenmark ausgeschieden; auf eine ähnli-
che Weise wird vielleicht auch der Magensaft, der
Darmsaft u. s. w. in den häutigten Eingeweiden
abgesondert.

§. 470.

Etwas zusammengesetzter ist die Absonderung
durch Drüsen; wohin einige die Schleimhöhlchen
rechnen, dergleichen z. B. im Schlunde sitzen, und
die einfachsten Drüsen genennt werden.

Eigentlich aber verdienen nur die sogenann-
ten gehäuften – conglobatae – (um sie von
den lymphatischen zu unterscheiden), den Na-
men der Absonderungsdrüsen: z. B. die Speichel-
drüsen, das Pankreas, die Thränendrüsen, und
die weiblichen Brüste. Alle diese Drüsen haben
einen Ausführungsgang, und bestehen aus grö-
ßern Lappen, die wieder aus kleinern Lappen zu-
sammengesetzt sind. Allein über den innern Bau
dieser kleinern Abschnitte ist von den Physiologen
ehemals haftig gestritten worden. Malpigh a)
hielt die hirsenförmigen Kügelchen, die in den
meisten Drüsen von dem Anatomiker sehr leicht
dargestellt werden können, für hohle Körnerchen.
Ruysch hingegen erklärte diese vermeinten hohlen
Körnerchen für zusammengeknäuelte Blutgefäße;
und in der That bekömmt diese Meinung durch
die anatomische Zubereitung, besonders durch fei-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0303" xml:id="pb285_0001" n="285"/>
ge Flüßigkeiten auf dem kürzesten Wege, andere<lb/>
aber erst durch große Umwege abgesondert, und<lb/>
weiter verarbeitet.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 469.</head><lb/>
          <p>Die einfachste Art der Absonderung ist das<lb/>
Durschwitzen der Flüßigkeiten durch die Häute der<lb/>
Arterien; auf diese Weise wird das Fett, und<lb/>
das Knochenmark ausgeschieden; auf eine ähnli-<lb/>
che Weise wird vielleicht auch der Magensaft, der<lb/>
Darmsaft u. s. w. in den häutigten Eingeweiden<lb/>
abgesondert.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 470.</head><lb/>
          <p>Etwas zusammengesetzter ist die Absonderung<lb/>
durch Drüsen; wohin einige die Schleimhöhlchen<lb/>
rechnen, dergleichen z. B. im Schlunde sitzen, und<lb/>
die einfachsten Drüsen genennt werden.</p>
          <p>Eigentlich aber verdienen nur die sogenann-<lb/>
ten gehäuften &#x2013; <hi rendition="#aq">conglobatae</hi> &#x2013; (um sie von<lb/>
den lymphatischen zu unterscheiden), den Na-<lb/>
men der Absonderungsdrüsen: z. B. die Speichel-<lb/>
drüsen, das Pankreas, die Thränendrüsen, und<lb/>
die weiblichen Brüste. Alle diese Drüsen haben<lb/>
einen Ausführungsgang, und bestehen aus grö-<lb/>
ßern Lappen, die wieder aus kleinern Lappen zu-<lb/>
sammengesetzt sind. Allein über den innern Bau<lb/>
dieser kleinern Abschnitte ist von den Physiologen<lb/>
ehemals haftig gestritten worden. Malpigh <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>)<lb/>
hielt die hirsenförmigen Kügelchen, die in den<lb/>
meisten Drüsen von dem Anatomiker sehr leicht<lb/>
dargestellt werden können, für hohle Körnerchen.<lb/>
Ruysch hingegen erklärte diese vermeinten hohlen<lb/>
Körnerchen für zusammengeknäuelte Blutgefäße;<lb/>
und in der That bekömmt diese Meinung durch<lb/>
die anatomische Zubereitung, besonders durch fei-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0303] ge Flüßigkeiten auf dem kürzesten Wege, andere aber erst durch große Umwege abgesondert, und weiter verarbeitet. §. 469. Die einfachste Art der Absonderung ist das Durschwitzen der Flüßigkeiten durch die Häute der Arterien; auf diese Weise wird das Fett, und das Knochenmark ausgeschieden; auf eine ähnli- che Weise wird vielleicht auch der Magensaft, der Darmsaft u. s. w. in den häutigten Eingeweiden abgesondert. §. 470. Etwas zusammengesetzter ist die Absonderung durch Drüsen; wohin einige die Schleimhöhlchen rechnen, dergleichen z. B. im Schlunde sitzen, und die einfachsten Drüsen genennt werden. Eigentlich aber verdienen nur die sogenann- ten gehäuften – conglobatae – (um sie von den lymphatischen zu unterscheiden), den Na- men der Absonderungsdrüsen: z. B. die Speichel- drüsen, das Pankreas, die Thränendrüsen, und die weiblichen Brüste. Alle diese Drüsen haben einen Ausführungsgang, und bestehen aus grö- ßern Lappen, die wieder aus kleinern Lappen zu- sammengesetzt sind. Allein über den innern Bau dieser kleinern Abschnitte ist von den Physiologen ehemals haftig gestritten worden. Malpigh a) hielt die hirsenförmigen Kügelchen, die in den meisten Drüsen von dem Anatomiker sehr leicht dargestellt werden können, für hohle Körnerchen. Ruysch hingegen erklärte diese vermeinten hohlen Körnerchen für zusammengeknäuelte Blutgefäße; und in der That bekömmt diese Meinung durch die anatomische Zubereitung, besonders durch fei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/303
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/303>, abgerufen am 21.11.2024.