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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch
Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen
etc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und
im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären,
Faulthieren etc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger
Zehen hat. Linne hat die Zähne zum Classificationsgrund ge-
wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die
unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver-
bindungen stößt*). Das Geschlecht der Fledermäuse muß
nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei
einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun-
gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; -
dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und
den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord-
nung etc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System
der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf
den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die
Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal-
len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund
der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige
Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge-
bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be-
kannten Namen einiger Linneischen Ordnungen bezeichnet: und
so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet:

I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa-
viane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat-
terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier
Füßen. - Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit
des Gebisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen,
Hasel- und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere
und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

*) "Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit
natura - systemata
artificialia nostra flocci faciens."
. Pallas.

denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch
Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen
ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und
im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären,
Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger
Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge-
wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die
unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver-
bindungen stößt*). Das Geschlecht der Fledermäuse muß
nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei
einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun-
gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; –
dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und
den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord-
nung ꝛc.

§. 54.

Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System
der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf
den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die
Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal-
len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund
der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige
Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge-
bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be-
kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und
so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet:

I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.

II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa-
viane, Meerkatzen und Makis.

III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat-
terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.

IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier
Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit
des Gebisses in folgende drey Familien:

A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen,
Hasel- und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein-
chen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine.

B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere
und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.

*) Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit
natura – systemata
artificialia nostra flocci faciens.“
. Pallas.
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[36/0046] denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bearbeitet. Aber hierbei müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund ge- wählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Ver- bindungen stößt *). Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach seinem Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bei einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnun- gen zerstückt werden; so die beiderlei Nashörner in zwey; – dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ord- nung ꝛc. §. 54. Ich habe daher ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobei ich mehr auf den Totalhabitus dieser Thiere gesehen, doch vorzüglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fal- len und dem Totalhabitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zwey derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Ge- bisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den be- kannten Namen einiger Linnéischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maaßen geordnet: I. Ord. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen. II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Pa- viane, Meerkatzen und Makis. III. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flat- terhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse. IV. Digitata. Säugethiere mit freien Zehen an allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebisses in folgende drey Familien: A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel- und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein- chen u. s. w. Springmäuse, Hasen, Stachelschweine. B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß. *) „Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens.“. Pallas.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/46>, abgerufen am 21.12.2024.