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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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andern, wie z. B. bei den Seehunden etc. ändert sich die Farbe
mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei
uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein,
entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) etc. Wenn hin-
gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und
rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka-
ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern
Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer
wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden.
Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen,
Eichhörnchen etc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der
Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der
Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die
Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser,
wie die Wallfische. - Hiernach sind nun auch ihre Füße oder
ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha-
ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände;
die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der-
jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu-
gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei
den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang
und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus
dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall-
fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische;
doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal,
nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige
Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca)
gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den
Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch,
und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u.
a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini-
ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit
Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)

*) Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem
besondern (- einfachen oder gepaarten -) Knochen, der das os
intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei-

andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe
mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei
uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein,
entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder
schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin-
gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und
rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka-
ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern
Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer
wirklich kränklichen Schwäche.

§. 43.

Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden.
Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen,
Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der
Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der
Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die
Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser,
wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder
ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha-
ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände;
die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der-
jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu-
gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei
den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang
und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt,
die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus
dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall-
fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische;
doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal,
nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige
Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca)
gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den
Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch,
und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u.
a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.

§. 44.

Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini-
ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit
Zähnen versehen, die man in Vorderzähne*)

*) Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem
besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das os
intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei-
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[31/0041] andern, wie z. B. bei den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bei uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hin- gegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bei den so genannten Ka- ckerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen andern Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche. §. 43. Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia subterranea, unter der Erde; andere bald auf dem Lande, bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten ha- ben vier Füße; der Mensch nur zwei, aber auch zwei Hände; die Affen hingegen vier Hände. Die Finger und Zehen der- jenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zu- gleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bei den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bei den Wall- fischen ähneln sie gar einiger Maaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertikal, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidungula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespaltene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maaßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a. m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse. §. 44. Die wahren Ameisenbären, die Schuppenthiere und eini- ge Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Vorderzähne *) *) Bei den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das os intermaxillare genannt wird; von dessen merkwürdigen Besonderhei-

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/41>, abgerufen am 23.11.2024.