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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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insgemein*) nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorge-
birge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie
großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so genann-
te Incognita, zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisir-
ten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Be-
lemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Am-
moniten u. s. w. Diese Incognita sind aber, wie alle Ana-
logie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter
Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenriff etc.), so daß man aus
allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst
der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame
plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig ab-
wechselnden Lagen werden von den deutschen Bergleuten Flöze
genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Namen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen,
die sämmtlich, - aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, -
durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zu-
sammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unter-
scheidet man nun viertens auch die so genannten aufge-
schwemmten Erdlager
(Fr. montagnes et terreins de
transport
, couches meubles), die sich hin und wieder, zu-
mal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und
weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die
so genannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von
Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff etc., welche letztere
gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut
erhaltene Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen Or-
ten in unübersehlicher Menge**) enthalten.

*) Insgemein: - denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge
dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen
und manchen savonischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Ur-
gebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Flä-
che nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist.
**) So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol-
cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung
auf 130 Millionen Cubic-Klafter hatten soll.

insgemein*) nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorge-
birge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von
den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie
großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleich-
sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so genann-
te Incognita, zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisir-
ten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Be-
lemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Am-
moniten u. s. w. Diese Incognita sind aber, wie alle Ana-
logie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden
sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter
Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die
Coralliolithen wie in einem Corallenriff ꝛc.), so daß man aus
allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst
der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame
plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden.

Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig ab-
wechselnden Lagen werden von den deutschen Bergleuten Flöze
genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren
Namen erhalten.

§. 231.

Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen,
die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, –
durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zu-
sammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unter-
scheidet man nun viertens auch die so genannten aufge-
schwemmten Erdlager
(Fr. montagnes et terreins de
transport
, couches meubles), die sich hin und wieder, zu-
mal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und
weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die
so genannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von
Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff ꝛc., welche letztere
gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut
erhaltene Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen Or-
ten in unübersehlicher Menge**) enthalten.

*) Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge
dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen
und manchen savonischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf-
ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Ur-
gebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Flä-
che nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist.
**) So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol-
cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung
auf 130 Millionen Cubic-Klafter hatten soll.
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[358/0368] insgemein *) nur die niedern Bergrücken, gleichsam die Vorge- birge aus. Besonders aber unterscheiden sie sich dadurch von den Primordial-Gebirgen der vorigen beiden Classen, daß sie großentheils von versteinten Resten organisirter Körper gleich- sam wimmeln. Die mehresten dieser Petrefacten sind so genann- te Incognita, zu welchen sich nämlich in der jetzigen organisir- ten Schöpfung keine Originale mehr finden: so z. B. die Be- lemniten, ein Paar hundert verschiedene Gattungen von Am- moniten u. s. w. Diese Incognita sind aber, wie alle Ana- logie lehrt, größtentheils Seegeschöpfe gewesen, und sie finden sich jetzt in diesen Gebirgslagen meist in ruhiger, ungestörter Lage (die Conchyliolithen gleichsam wie in ihrer Austerbank, die Coralliolithen wie in einem Corallenriff ꝛc.), so daß man aus allen diesen schließen muß, unser jetziges festes Land sey einst der Meeresboden der Vorwelt gewesen, und durch gewaltsame plötzliche Revolutionen aufs Trockene versetzt worden. Die gedachter Maßen in diesen Gebirgen mannigfaltig ab- wechselnden Lagen werden von den deutschen Bergleuten Flöze genannt, und daher hat diese Classe von Gebirgen selbst ihren Namen erhalten. §. 231. Von diesen drey Hauptclassen von eigentlichen Gebirgen, die sämmtlich, – aber in sehr verschiedenen Zeiträumen, – durch Niederschlag aus dem Wasser gebildet worden, und zu- sammen die feste Rinde unseres Planeten ausmachen, unter- scheidet man nun viertens auch die so genannten aufge- schwemmten Erdlager (Fr. montagnes et terreins de transport, couches meubles), die sich hin und wieder, zu- mal im niedern Lande, aber theils in mächtigen Schichten und weit verbreiteten Strecken finden. Es gehören dahin z. B. die so genannten Seiffenbänke und Schuttgebirge, die Lager von Sand, Raseneisenstein, Lehm, Mergeltuff ꝛc., welche letztere gar häufig auch calcinirte und doch theils zum Bewundern gut erhaltene Reste von Seeconchylien, und zwar an manchen Or- ten in unübersehlicher Menge **) enthalten. *) Insgemein: – denn hin uns wieder finden sich auch Gebirge dieser dritten Classe (wie z. B. selbst in Europa auf den Pyrenäen und manchen savonischen und Schweizer-Alpen) weit über 1000 Klaf- ter hoch über der Meeresfläche; und anderer Seits weit niedrigere Ur- gebirge, wie z. B. unser Brocken auf dem Harze, dessen oberste Flä- che nur 573 Klafter über der des Meeres erhaben ist. **) So z. B. in der Falüniere in Touraine; einem Lager sol- cher calcinirten Seeconchylien, das nach Reaumür's Berechnung auf 130 Millionen Cubic-Klafter hatten soll.

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  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/368>, abgerufen am 21.11.2024.