Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.*). §. 155. Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas- *) steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse- lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die wahre Paarung. *) S. Schneider's Abbandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431. **) Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in- wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch die von Utaheiti etc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen etc. Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit. ***) S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordame-
rica S. 34. u. f. 173. etc. *). §. 155. Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas- *) steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse- lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die wahre Paarung. *) S. Schneider's Abbandl. hierüber im II. B. von Ant. de Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431. **) Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in- wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit. ***) S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordame-
rica S. 34. u. f. 173. ꝛc. <TEI xml:lang="de-DE"> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><pb facs="#f0292" xml:id="pb282_0002" n="282"/><lb/> steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn<lb/> ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil<lb/> dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse-<lb/> lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die<lb/> wahre Paarung.</p></note>.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 155.</head><lb/> <p>Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas-<lb/> se (§. 152.), zumal die Conchylien und Corallen, werden in<lb/> der großen Haushaltung der Natur vorzüglich dadurch äußerst<lb/> wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die Insecten auf und in<lb/> der Erde (§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen überflüssigen<lb/> oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-<lb/> wandeln u. s. w. – Dem Menschen insbesondre werden sie da-<lb/> durch <hi rendition="#g">nutzbar</hi>, daß Viele derselben, zumal unter den Mol-<lb/> lusken und Conchylien, <hi rendition="#g">eßbar</hi> sind, und vorzüglich einige (wie<lb/> z. B. namentlich <hi rendition="#aq">venus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">mercenaria</hi></hi> und <hi rendition="#aq">mytilus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">bidens</hi></hi>)<lb/> manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnah-<lb/> rung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als<lb/> jetzt die <hi rendition="#g">Purpur</hi>-Farbe genommen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>S. <hi rendition="#g">Schneider</hi>'s Abbandl. hierüber im II. B. von <hi rendition="#g">Ant. de<lb/> Ulloa</hi> Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431.</p></note>. Aus dem den Black-<lb/> fischen eigenen Saft kann <hi rendition="#g">Tinte</hi> und <hi rendition="#g">Tusche</hi> bereitet werden.<lb/> Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner <hi rendition="#g">Seide</hi>, die<lb/> verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen <hi rendition="#g">Perlen</hi><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Zumal beim <hi rendition="#aq">mytilus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">margaritifer</hi></hi>, <hi rendition="#aq">mya</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">margaritifera</hi><lb/></hi><hi rendition="#aq">etc</hi>. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in-<lb/> wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht<lb/> aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im<lb/> persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch<lb/> die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten<lb/> von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern<lb/> und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den<lb/> Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.</p></note>.<lb/> Das <hi rendition="#g">rothe Corall</hi> gibt einen wichtigen Handelsartikel, zu-<lb/> mal nach Ostindien. – Verschiedene Schneckchen oder Muscheln ꝛc.<lb/> cursiren ganz oder in Stückchen geschnitten bei einigen fernen<lb/> Völkern statt <hi rendition="#g">Scheide-Münze</hi>. Aus ähnlichen Muschelstückchen<lb/> von verschiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nordameri-<lb/> canische Indianer ihre <hi rendition="#g">Denkschnüre</hi> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">wampum</hi></hi>) ꝛc. die ih-<lb/> nen statt Urkunden dienen<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p>S. <hi rendition="#g">Loskiel</hi>'s Gesch. der Brüder-Mission in Nordame-<lb/> rica S. 34. u. f. 173. ꝛc.</p></note>. Viele Wilde brauchen Muschel-<lb/> schalen und Schneckenhäuser statt <hi rendition="#g">Trinkgeschirre, Löffel</hi><lb/> ꝛc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen An-<lb/> geln und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nord-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0292]
*).
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Clas-
se (§. 152.), zumal die Conchylien und Corallen, werden in
der großen Haushaltung der Natur vorzüglich dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die Insecten auf und in
der Erde (§. 143.) –] unendlich mannigfaltigen überflüssigen
oder nachtheiligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-
wandeln u. s. w. – Dem Menschen insbesondre werden sie da-
durch nutzbar, daß Viele derselben, zumal unter den Mol-
lusken und Conchylien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
z. B. namentlich venus mercenaria und mytilus bidens)
manchen Küstenbewohnern und Seefahrenden zu einer Hauptnah-
rung dienen. Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt die Purpur-Farbe genommen *). Aus dem den Black-
fischen eigenen Saft kann Tinte und Tusche bereitet werden.
Der Bart der Steckmuschel gibt eine Art brauner Seide, die
verarbeitet wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen **).
Das rothe Corall gibt einen wichtigen Handelsartikel, zu-
mal nach Ostindien. – Verschiedene Schneckchen oder Muscheln ꝛc.
cursiren ganz oder in Stückchen geschnitten bei einigen fernen
Völkern statt Scheide-Münze. Aus ähnlichen Muschelstückchen
von verschiedenen Farben machen die Irokesen u. a. nordameri-
canische Indianer ihre Denkschnüre (wampum) ꝛc. die ih-
nen statt Urkunden dienen ***). Viele Wilde brauchen Muschel-
schalen und Schneckenhäuser statt Trinkgeschirre, Löffel
ꝛc. Die Südsee-Insulaner machen daraus ihre sinnreichen An-
geln und mancherlei anderes Fischergeräthe (§. 118.). Die nord-
*)
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halfes, und wenn
ihrer zweye einander aufgefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil
dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechse-
lung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung, erfolgt die
wahre Paarung.
*) S. Schneider's Abbandl. hierüber im II. B. von Ant. de
Ulloa Nachr. von America. Leipz. 1781. 8. S. 377-431.
**) Zumal beim mytilus margaritifer, mya margaritifera
etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch in-
wendig an der Schale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht
aufgeklärt. Die allerschönsten werden bekanntlich auf Ceilon und im
persischen Meerbusen gefischt. Die westindischen, californischen, so auch
die von Utaheiti ꝛc. sind schon weniger schön: vollends die meisten
von denen aus europäischen Flüssen ꝛc. Doch finden sich unter letztern
und namentlich unter den hieländischen Celischen, so wie unter den
Lievländischen auch welche von ungemeiner Schönheit.
***) S. Loskiel's Gesch. der Brüder-Mission in Nordame-
rica S. 34. u. f. 173. ꝛc.
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