ment abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueber- haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man- che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge- schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus- hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.
§. 67.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen Vö- geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei- nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar- weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh- rend ihrer Arbeit.
§. 68.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
§. 69.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze etc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen etc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge etc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne- ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an- dere, wie manche Meisen, Kernbeißer etc. die von einem Beu- tel u. s. w.*).
*) Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver- schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
ment abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueber- haupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man- che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge- schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus- hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.
§. 67.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B. die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen Vö- geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei- nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar- weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh- rend ihrer Arbeit.
§. 68.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
§. 69.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumal unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne- ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an- dere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beu- tel u. s. w.*).
*) Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver- schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
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durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
§. 66.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; man-
che aber, wie der Kreuzschnabel in der kältesten Jahrszeit nach
Weihnachten. Das Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit
gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Ge-
schäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begattungszeit,
andere aber, wie die Tauben und Hausschwalben, für immer
paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie der Haus-
hahn, und unter den wilden Vögeln der Straus, in Polygynie.
§. 67.
Das befruchtete Weibchen wird vom Instinct getrieben,
für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich
vielleicht außer dem Kukkuk wohl nur sehr wenige andre, z. B.
die Nachtschwalbe ausgenommen sind. Bei den polygynischen Vö-
geln, wie bei den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar kei-
nen Antheil an diesem Geschäfte; bei denen aber, die sich paar-
weise zusammen halten, zumal unter den Sangvögeln, trägt es
doch Baumaterialien herbei, und verpflegt sein Weibchen wäh-
rend ihrer Arbeit.
§. 68.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr
Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart
aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch
jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
§. 69.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich.
Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen
sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhalmen ꝛc. auf
der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses
Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so
die Spechte, Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumal
unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Ne-
ste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüssel; andere, wie
der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch an-
dere, wie manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beu-
tel u. s. w. *).
*) Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eiern ver-
schiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb.
1772. Fol.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/105>, abgerufen am 21.12.2024.
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