Bei den Enkriniten oder Seelilien*) (- Ab- bild. n. h. Gegenst.tab. 60. -) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glieder**) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl- steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifa- ciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen [HelmintholithusportentosusLinn.***))] (- Ab- bild. n. h. Gegenst.tab. 70. -) bestehen aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merk- würdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüg- lich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wir- tembergischen (S. 528).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.
*)Mich. Reinh. Rosinitentaminis de lithozois ac lithophy- tis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmanndescriptio pentacrinorum.Goett. 1784. 4.Voigt's Magazin. IV. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.Hauptsächlich aber J. S. Miller'snatural history of the Crinoides, or Lily-shaped animalsetc. Bristol. 1821. 4. mit 50 Steindrucktafeln.
**)Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder, in oben genannten organic Remainsvol. II. p. 181.
***)Act. acad. Palatinae. T. III. P. phys. - Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.
Bei den Enkriniten oder Seelilien*) (– Ab- bild. n. h. Gegenst.tab. 60. –) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast zahllosen Glieder**) Arme des Körpers gewöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten Lilie hat, und deshalb Lilienstein genannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl- steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifa- ciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen [HelmintholithusportentosusLinn.***))] (– Ab- bild. n. h. Gegenst.tab. 70. –) bestehen aus einem großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt, welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merk- würdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüg- lich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wir- tembergischen (S. 528).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom gegliederten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen, aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.
*)Mich. Reinh. Rosinitentaminis de lithozois ac lithophy- tis prodromus. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmanndescriptio pentacrinorum.Goett. 1784. 4.Voigt's Magazin. IV. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.Hauptsächlich aber J. S. Miller'snatural history of the Crinoides, or Lily-shaped animalsꝛc. Bristol. 1821. 4. mit 50 Steindrucktafeln.
**)Perkinson zählt in einem Liliensteine auf 26000 Glieder, in oben genannten organic Remainsvol. II. p. 181.
***)Act. acad. Palatinae. T. III. P. phys. – Die Platte voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner Sammlung.
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dichtem Kalkstein finden, sind die in ihrem Innern fast
zahllosen Glieder **) Arme des Körpers gewöhnlich
zusammengefaltet, da er dann eine Aehnlichkeit mit
einer Maiz-Aehre oder einer noch unaufgeblühten
Lilie hat, und deshalb Lilienstein genannt wird. Der
astlose Stängel muß mit seinem untern Ende auf dem
Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine
wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühl-
steine mit sonnenförmiger Zeichnung haben, sind unter
dem Namen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifa-
ciuspfennige, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl.
St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der
Flözkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon.
Die Pentakriniten oder die Medusenpalmen
[Helmintholithus portentosus Linn. ***))] (– Ab-
bild. n. h. Gegenst. tab. 70. –) bestehen aus einem
großen vielarmigen, quastenförmigen Körper, der auf
einem gegliederten einfachen Stängel ohne Aeste sitzt,
welcher wenigstens über 8 Fuß lang ist. Dieses merk-
würdige Petrefactengeschlecht fand sich ehedem vorzüg-
lich im bituminösen Mergelschiefer bei Boll im Wir-
tembergischen (S. 528).
Die bekannten Astroiten sind fünfeckige Wirbel vom
gegliederten und dabei ästigen Stängel eines ähnlichen,
aber noch nicht ganz bekannten Petrefacts.
*) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophy-
tis prodromus. Hamb. 1719. 4.
Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett.
1784. 4.
Voigt's Magazin. IV. B. 4. St. S. 1 u. f. tab. 1.
Hauptsächlich aber J. S. Miller's natural history of the
Crinoides, or Lily-shaped animals ꝛc. Bristol. 1821. 4. mit
50 Steindrucktafeln.
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in oben genannten organic Remains vol. II. p. 181.
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voller Medusenpalmen, die in dem walchischen Petrefactenwerke
T. I. tab. 11. b. abgebildet ist, befindet sich jetzt in meiner
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/645>, abgerufen am 21.02.2025.
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