Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein-
geschlossenen Insecten etc. da es ebenfalls nach dem
Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir-
gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst-
liches Grab gefunden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist
hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man
die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß
der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden,
und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn-
lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden-
heit mit den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, betrachtet*).

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist
es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der
Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn
man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Mee-
resfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei-
spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser
de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden**), und in

*) Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein-
theilung der Versteinerungen in Petrificata superstitum, dubio-
rum
und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend,
aufgegeben.
**) Der Güte des Hofr. Stromeyer verdanke ich bläulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.

dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein-
geschlossenen Insecten ꝛc. da es ebenfalls nach dem
Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir-
gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst-
liches Grab gefunden haben müssen.

§. 264.

Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist
hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man
die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß
der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden,
und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn-
lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden-
heit mit den organisirten Körpern der jetzigen
Schöpfung, betrachtet*).

§. 265.

Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist
es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der
Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge-
gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn
man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Mee-
resfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei-
spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser
de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe
von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte
Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden**), und in

*) Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein-
theilung der Versteinerungen in Petrificata superstitum, dubio-
rum
und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend,
aufgegeben.
**) Der Güte des Hofr. Stromeyer verdanke ich bläulich-
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm-
lich von 8400 Fuß brechen.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000034">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0632" xml:id="pb614_0001" n="614"/>
dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein-<lb/>
geschlossenen Insecten &#xA75B;c. da es ebenfalls nach dem<lb/>
Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir-<lb/>
gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst-<lb/>
liches Grab gefunden haben müssen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 264.</head><lb/>
          <p>Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist<lb/>
hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man<lb/>
die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß<lb/>
der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden,<lb/>
und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn-<lb/>
lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden-<lb/>
heit mit den organisirten Körpern der jetzigen<lb/>
Schöpfung, betrachtet<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein-<lb/>
theilung der Versteinerungen in <hi rendition="#aq">Petrificata superstitum, dubio-<lb/>
rum</hi> und <hi rendition="#aq">incognitorum</hi> jetzt, als nicht mehr genug zusagend,<lb/>
aufgegeben.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 265.</head><lb/>
          <p>Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist<lb/>
es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der<lb/>
Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge-<lb/>
gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn<lb/>
man sieht, in welcher Höhe <hi rendition="#g">über</hi> der jetzigen Mee-<lb/>
resfläche, und in welcher Tiefe <hi rendition="#g">unter</hi> derselben sich<lb/>
noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei-<lb/>
spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser<lb/><hi rendition="#g">de Lüc</hi> auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe<lb/>
von 7844 Fuß <hi rendition="#g">über</hi> der Meeresfläche versteinte<lb/><hi rendition="#g">Seegeschöpfe</hi> (Ammoniten) gefunden<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Der Güte des Hofr. <hi rendition="#g">Stromeyer</hi> verdanke ich bläulich-<lb/>
schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am<lb/>
Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm-<lb/>
lich von 8400 Fuß brechen.</p></note>, und in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[614/0632] dahin gehören auch allerdings die im Bernstein ein- geschlossenen Insecten ꝛc. da es ebenfalls nach dem Tode erhaltene organisirte Körper sind, die bei ir- gend einer partiellen Erdkatastrophe dieses ihr köst- liches Grab gefunden haben müssen. §. 264. Wichtiger und für die Geogenie lehrreicher ist hingegen der zweyfache große Gesichtspunct, da man die Versteinerungen einerseits nach dem Verhältniß der Lagerstätte, worin sie sich gegenwärtig finden, und anderseits nach der mehrern oder mindern Aehn- lichkeit, oder aber völlig fremdartigen Verschieden- heit mit den organisirten Körpern der jetzigen Schöpfung, betrachtet *). §. 265. Aus dem ersten dieser beiden Gesichtspuncte ist es zu bewundern, und in Bezug auf die Größe der Revolutionen, die einst mit unserm Planeten vorge- gangen seyn müssen, von wichtiger Bedeutung, wenn man sieht, in welcher Höhe über der jetzigen Mee- resfläche, und in welcher Tiefe unter derselben sich noch Versteinerungen finden. Nur ein paar Bei- spiele von denen in Europa zu geben, so hat unser de Lüc auf den savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der Meeresfläche versteinte Seegeschöpfe (Ammoniten) gefunden **), und in *) Doch habe ich eine sonst von mir befolgte eigne Unterein- theilung der Versteinerungen in Petrificata superstitum, dubio- rum und incognitorum jetzt, als nicht mehr genug zusagend, aufgegeben. **) Der Güte des Hofr. Stromeyer verdanke ich bläulich- schwarze Ostraciten in bräunlichgrauen splittrigen Flötzkalk, die am Taillon auf den Pyrenäen in einer noch beträchtlichem Höhe, näm- lich von 8400 Fuß brechen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/632
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/632>, abgerufen am 21.12.2024.