Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol- viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga- nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom- menschaft Platz machen, und sterben.
§. 143.
Die unmittelbare Brauchbarkeit*) der In- secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk- ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor- beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf- zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erd- reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl- thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merk- würdige Weise**), und eine Gattung von Gallwes-
*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f.
**)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Na- tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.
Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol- viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga- nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom- menschaft Platz machen, und sterben.
§. 143.
Die unmittelbare Brauchbarkeit*) der In- secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk- ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor- beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf- zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erd- reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl- thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merk- würdige Weise**), und eine Gattung von Gallwes-
*)Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f.
**)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Na- tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0290"xml:id="pb268_0001"n="268"/>
Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol-<lb/>
viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr<lb/>
kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus<lb/>
ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund<lb/>
mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen<lb/>
nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga-<lb/>
nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt;<lb/>
jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen<lb/>
ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom-<lb/>
menschaft Platz machen, und <hirendition="#g">sterben</hi>.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 143.</head><lb/><p>Die unmittelbare <hirendition="#g">Brauchbarkeit</hi><noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p><hirendition="#aq"><hirendition="#k">Kirby</hi> and <hirendition="#k">Spence</hi> vol</hi>. I. <hirendition="#aq">p</hi>. 250 u. f.</p></note> der In-<lb/>
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen<lb/>
aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk-<lb/>
ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur<lb/>
haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich.<lb/>
Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils<lb/>
im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen<lb/>
ist, <hirendition="#g">vertilgen</hi>, und seinem fernern Wuchern vor-<lb/>
beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen<lb/>
Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas<lb/>
nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch,<lb/>
daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-<lb/>
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen<lb/>
Seite der <hirendition="#g">Infection</hi> der Luft <hirendition="#g">vorbeugen</hi>, und<lb/>
von der andern die allgemeine <hirendition="#g">Düngung</hi> des Erd-<lb/>
reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B.<lb/>
die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-<lb/>
thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten<lb/>
die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merk-<lb/>
würdige Weise<noteanchored="true"place="foot"n="**)"><p><hirendition="#g">Chr. Conr. Sprengels</hi> entdecktes Geheimniß der Na-<lb/>
tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.</p></note>, und eine Gattung von Gallwes-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[268/0290]
Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absol-
viren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr
kurzen Zeit. Verschiedene bringen, wenn sie aus
ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund
mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen
nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga-
nisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt;
jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen
ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkom-
menschaft Platz machen, und sterben.
§. 143.
Die unmittelbare Brauchbarkeit *) der In-
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: dagegen
aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerk-
ten Thiere an der großen Haushaltung der Natur
haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich.
Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils
im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen
ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vor-
beugen. Einen andern ebenfalls äußerst wichtigen
Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas
nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch,
daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf-
zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen
Seite der Infection der Luft vorbeugen, und
von der andern die allgemeine Düngung des Erd-
reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B.
die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-
thätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten
die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merk-
würdige Weise **), und eine Gattung von Gallwes-
*) Kirby and Spence vol. I. p. 250 u. f.
**) Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Na-
tur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/290>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.