Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und
wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt
werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie
weder vom Regen abgespült noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige
Insecten gebähren lebendige Junge, und manche,
wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast
bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an-
dern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es
kommt nähmlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen
sich (- so wie auch einige ungeflügelte -) erst in
gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung
unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge-
gen die gemeine Meynung) auf eine Weise umge-
bildet*), die sich schwerlich mit der vorgeblichen
Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam-
men reimen läßt**).

*) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.
**) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt
gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich
aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. - So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau-
pen, die manchen Europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch
ganz anders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen
manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden
Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. - s. Dr. J.
Ed. Smith in Abbot's angeführtem Werke I. B. S. 5. und
Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb.
1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f.

nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und
wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt
werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie
weder vom Regen abgespült noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige
Insecten gebähren lebendige Junge, und manche,
wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley
Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast
bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an-
dern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten nicht so
auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es
kommt nähmlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen
sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in
gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung
unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-
staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge-
gen die gemeine Meynung) auf eine Weise umge-
bildet*), die sich schwerlich mit der vorgeblichen
Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam-
men reimen läßt**).

*) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.
**) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt
gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich
aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-
ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau-
pen, die manchen Europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch
ganz anders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen
manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden
Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J.
Ed. Smith in Abbot's angeführtem Werke I. B. S. 5. und
Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb.
1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0288" xml:id="pb266_0001" n="266"/>
nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und<lb/>
wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt<lb/>
werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie<lb/>
weder vom Regen abgespült noch durch andern Zu-<lb/>
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige<lb/>
Insecten gebähren lebendige Junge, und manche,<lb/>
wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley<lb/>
Weise fort.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 139.</head><lb/>
          <p>Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast<lb/>
bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an-<lb/>
dern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten nicht so<lb/>
auffallend wird, ist ihre <hi rendition="#g">Metamorphose</hi>. Es<lb/>
kommt nähmlich kein einziges geflügeltes Insect un-<lb/>
mittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen<lb/>
sich (&#x2013; so wie auch einige ungeflügelte &#x2013;) erst in<lb/>
gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung<lb/>
unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge-<lb/>
staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge-<lb/>
gen die gemeine Meynung) auf eine Weise umge-<lb/>
bildet<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Lyonet</hi><hi rendition="#i">chenille de saule</hi>. p</hi>. 585. u. f.</p></note>, die sich schwerlich mit der vorgeblichen<lb/>
Präexistenz <hi rendition="#g">präformirter</hi> Keime (§. 7.) zusam-<lb/>
men reimen läßt<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt<lb/>
gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich<lb/>
aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel-<lb/>
ten. &#x2013; So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau-<lb/>
pen, die manchen Europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch<lb/>
ganz anders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen<lb/>
manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden<lb/>
Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. &#x2013; s. <hi rendition="#aq">Dr</hi>. J.<lb/><hi rendition="#g">Ed</hi>. <hi rendition="#g">Smith</hi> in <hi rendition="#g">Abbot's</hi> angeführtem Werke I. B. S. 5. und<lb/><hi rendition="#g">Herold's</hi> Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb.<lb/>
1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f.</p></note>.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0288] nigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült noch durch andern Zu- fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebähren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort. §. 139. Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den an- dern (§. 72. Anm. 94. 116.), bey weiten nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt nähmlich kein einziges geflügeltes Insect un- mittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge- staltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (ge- gen die gemeine Meynung) auf eine Weise umge- bildet *), die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusam- men reimen läßt **). *) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f. **) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel- ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Rau- pen, die manchen Europäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführtem Werke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115 u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/288
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/288>, abgerufen am 21.12.2024.