Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte
der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete,
durchgehends beiderley Sexualorgane haben, so wie man
hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, ano-
malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum
Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der
mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich
kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe,
dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als
ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.E.
beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Kar-
pfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym
Flinder über eine Million Eyerchen etc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt:
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi-
bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose
unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge-
mach ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten etc. daß sie anderthalb hun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine Fische, wie z. B. der Stichling etc. nur we-
nige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;

*) Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte
der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete,
durchgehends beiderley Sexualorgane haben, so wie man
hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, ano-
malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat.

§. 115.

Die Vermehrung der meisten Fische ist zum
Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der
mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich
kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe,
dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als
ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.E.
beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Kar-
pfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym
Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc.*)

§. 116.

Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt:
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi-
bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose
unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge-
mach ausgebildet werden.

§. 117.

Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe
ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß
von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hun-
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige
kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur we-
nige Jahre alt.

§. 118.

Die Brauchbarkeit der Fische für den Men-
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;

*) Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0242" xml:id="pb220_0001" n="220"/>
          <p rendition="#small"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte<lb/>
der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete,<lb/>
durchgehends beiderley Sexualorgane haben, so wie man<lb/>
hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, ano-<lb/>
malisch einzeln, <hi rendition="#g">wirkliche Zwitter</hi> gefunden hat.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 115.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Vermehrung</hi> der meisten Fische ist zum<lb/>
Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der<lb/>
mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich<lb/>
kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe,<lb/>
dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als<lb/>
ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.E.<lb/>
beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Kar-<lb/>
pfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym<lb/>
Flinder über eine Million Eyerchen &#xA75B;c.<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Philos. Transact</hi>. vol.</hi> LVII. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 280.</p></note></p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 116.</head><lb/>
          <p>Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus<lb/>
dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt:<lb/>
sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi-<lb/>
bien (§. 94.), erst einer Art von <hi rendition="#g">Metamorphose<lb/></hi>unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge-<lb/>
mach ausgebildet werden.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 117.</head><lb/>
          <p>Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe<lb/>
ihres Körpers, zu einem hohen <hi rendition="#g">Alter</hi>. Man weiß<lb/>
von Karpfen, Hechten &#xA75B;c. daß sie anderthalb hun-<lb/>
dert Jahre erreichen können. Doch werden einige<lb/>
kleine Fische, wie z. B. der Stichling &#xA75B;c. nur we-<lb/>
nige Jahre alt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 118.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Brauchbarkeit</hi> der Fische für den Men-<lb/>
schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0242] Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsgeschäfte der Fische gehört auch noch, daß manche, wie die Lamprete, durchgehends beiderley Sexualorgane haben, so wie man hingegen bey andern, wie namentlich beym Karpfen, ano- malisch einzeln, wirkliche Zwitter gefunden hat. §. 115. Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe, dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z.E. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Kar- pfen über 200000, bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *) §. 116. Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt: sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphi- bien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allge- mach ausgebildet werden. §. 117. Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hun- dert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur we- nige Jahre alt. §. 118. Die Brauchbarkeit der Fische für den Men- schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; *) Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/242
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/242>, abgerufen am 21.12.2024.