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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia
), nach welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B.
ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und die
haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der Zehen etc. weiter bear-
beitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren etc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die
andere weniger Zehen hat. Linne hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei-
nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beiderley Nashörner in zwey; - da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
thieren, und dem formosanischen Teufelchen
in eine gemeinschaftliche Ordnung etc.

*) "Non enim methodicorum scholis se adstrin-
gere voluit natura - systemata artificialia
nostra flocci faciens
"
. Pallas.

gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy-
stemata artificialia
), nach welchen verdiente
Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver-
sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B.
ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit
der Zehen und Klauen gegründet, und die
haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt,
und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bear-
beitet. Aber hierbey müssen die verwandte-
sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun-
gen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. ge-
trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen
versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die
andere weniger Zehen hat. Linné hat die
Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein
Weg, auf dem man aber nicht minder, bald
auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf
die sonderbarsten Verbindungen stößt*). Das
Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei-
nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge-
bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
so die beiderley Nashörner in zwey; – da-
gegen kommt der Elephant mit den Panzer-
thieren, und dem formosanischen Teufelchen
in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.

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[60/0082] gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy- stemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver- sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist bloß auf die allgemeinste Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter bear- beitet. Aber hierbey müssen die verwandte- sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun- gen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. ge- trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt *). Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach sei- nem Entwurf, wegen des verschiedenen Ge- bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; – da- gegen kommt der Elephant mit den Panzer- thieren, und dem formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc. *) „Non enim methodicorum scholis se adstrin- gere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens”. Pallas.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/82>, abgerufen am 21.12.2024.