Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
§. 37.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba- ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*) auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelen- kräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der- selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver- vollkommnen, unwiderredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or- ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden- heit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent- halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf- nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst-
*)Ch. G. le RoyLettres philosophiques sur l'in- telligence et la perfectibilite des animaux. Par. 1802. 8.
Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
§. 37.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba- ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere*) auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelen- kräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der- selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver- vollkommnen, unwiderredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or- ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden- heit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent- halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf- nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst-
*)Ch. G. le RoyLettres philosophiques sur l'in- telligence et la perfectibilité des animaux. Par. 1802. 8.
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[44/0066]
Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern
Zwecken zu verfertigen wissen.
§. 37.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben
wenig andere Spuren von Instinct: angeborne
Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar
nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba-
ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der
Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich
eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele,
oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer
Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere *) auch
einige schwache Spur hätten; oder eine eigene
Richtung der gesammten menschlichen Seelen-
kräfte u. s. w., so liegt wenigstens der hohe
Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der-
selben erhält, das Vermögen sich selbst zu ver-
vollkommnen, unwiderredlich am Tage.
Und da ihm die ganze bewohnbare Erde zum
Aufenthalt offen steht, und fast die ganze or-
ganisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist,
so erzeugt freylich eben die große Verschieden-
heit der Climate, die er bewohnen soll, und
der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufent-
halts gestattet, eben so verschiedene Bedürf-
nisse, die er durch keinen einförmigen Kunst-
*) Ch. G. le Roy Lettres philosophiques sur l'in-
telligence et la perfectibilité des animaux.
Par. 1802. 8.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/66>, abgerufen am 21.12.2024.
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