Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.§. 202. Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) *) s. Dav. Hopkirk on the anomalies in the ve-
getable kingdom.Glasg. 1817. 8. §. 202. Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) *) s. Dav. Hopkirk on the anomalies in the ve-
getable kingdom.Glasg. 1817. 8. <TEI> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000032"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0555" xml:id="pb533_0001" n="533"/> <head rendition="#c">§. 202.</head><lb/> <p>Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)<lb/> scheinen bey den Gewächsen leichter als bey<lb/> den Thieren auf den Bildungstrieb wirken,<lb/> und ihm eine abweichende veränderliche Rich-<lb/> tung geben zu können<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Dav. Hopkirk</hi><hi rendition="#i">on the anomalies in the ve-<lb/> getable kingdom</hi>.Glasg.</hi> 1817. 8.</p></note>: daher viele theils<lb/> in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in<lb/> Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so<lb/> zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So<lb/> zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varie-<lb/> täten von Tulipanen, wovon doch vor 200<lb/> Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa<lb/> bekannt war. – So ist der Stängel<lb/> (§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge<lb/> der Degeneration, den sie erst im cultivirten<lb/> Zustande treiben, da sie hingegen im wilden<lb/> Naturzustande <hi rendition="#aq">acaules</hi> sind (z. B <hi rendition="#aq">carlina<lb/><hi rendition="#i">acaulis</hi></hi> u. a.m.). Andererseits verlieren<lb/> manche Gewächse durch die Cultur gewisse<lb/> Theile, die sie im Naturzustande hatten.<lb/> So wird z. B. die indische wilde <hi rendition="#aq">Lawsonia<lb/><hi rendition="#i">spinosa</hi></hi> in Syrien durch die Cultur <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">inermis</hi></hi>.<lb/> – Ueberhaupt sind auch die Gewächse<lb/> manchen Arten von Degeneration ausgesetzt,<lb/> die bey den Thieren gar nicht Statt haben<lb/> können, wie z. B. die Ausartung der männ-<lb/> lichen Befruchtungstheile in den gefüllten<lb/> Blumen u. dergl. m.</p> </div> <div n="2"> </div> </div> </body> </text> </TEI> [533/0555]
§. 202.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey
den Thieren auf den Bildungstrieb wirken,
und ihm eine abweichende veränderliche Rich-
tung geben zu können *): daher viele theils
in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in
Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so
zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So
zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varie-
täten von Tulipanen, wovon doch vor 200
Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa
bekannt war. – So ist der Stängel
(§. 168) bey manchen Pflanzen bloß Folge
der Degeneration, den sie erst im cultivirten
Zustande treiben, da sie hingegen im wilden
Naturzustande acaules sind (z. B carlina
acaulis u. a.m.). Andererseits verlieren
manche Gewächse durch die Cultur gewisse
Theile, die sie im Naturzustande hatten.
So wird z. B. die indische wilde Lawsonia
spinosa in Syrien durch die Cultur inermis.
– Ueberhaupt sind auch die Gewächse
manchen Arten von Degeneration ausgesetzt,
die bey den Thieren gar nicht Statt haben
können, wie z. B. die Ausartung der männ-
lichen Befruchtungstheile in den gefüllten
Blumen u. dergl. m.
*) s. Dav. Hopkirk on the anomalies in the ve-
getable kingdom.Glasg. 1817. 8.
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