Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

schaft Adler und Papageyen über hundert,
Stieglitze über 24 Jahre etc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Ge-
schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch-
barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver-
gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre.
Sie vertilgen unzählige Insecten, und das
unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen etc.
in manchen Gegenden, hat meist eine un-
gleich schädlichere Vermehrung des Ungezie-
fers nach sich gezogen. Andere verzehren
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen etc. oder Aeser. Viele helfen
Unkraut ausrotten. Von der andern Seite
wird auch die Vermehrung und Fortpflan-
zung der Thiere so wohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man z. B.,
daß die wilden Enten bey ihren Zügen be-
fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-
tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa-
menkörner, die sie nachher wieder ganz von
sich geben, und dadurch die Verbreitung der-
selben befördern: so z. B. die Tauben auf
Banda die Muscatnüsse etc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und

schaft Adler und Papageyen über hundert,
Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.

§. 77.

Die Vögel sind für die Haushaltung der
Natur im Großen ungemein wichtige Ge-
schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch-
barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver-
gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre.
Sie vertilgen unzählige Insecten, und das
unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc.
in manchen Gegenden, hat meist eine un-
gleich schädlichere Vermehrung des Ungezie-
fers nach sich gezogen. Andere verzehren
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,
Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen
Unkraut ausrotten. Von der andern Seite
wird auch die Vermehrung und Fortpflan-
zung der Thiere so wohl, als der Gewächse,
durch Vögel befördert. So weiß man z. B.,
daß die wilden Enten bey ihren Zügen be-
fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-
tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich
machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa-
menkörner, die sie nachher wieder ganz von
sich geben, und dadurch die Verbreitung der-
selben befördern: so z. B. die Tauben auf
Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000030">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0177" xml:id="pb153_0001" n="153"/>
schaft Adler und Papageyen über                         hundert,<lb/>
Stieglitze über 24 Jahre &#xA75B;c. leben können.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 77.</head><lb/>
          <p>Die Vögel sind für die Haushaltung der<lb/>
Natur im Großen ungemein wichtige                         Ge-<lb/>
schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch-<lb type="inWord"/>
barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver-<lb/>
gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre.<lb/>
Sie vertilgen                         unzählige Insecten, und das<lb/>
unbedingte Wegfangen mancher                         vermeintlich<lb/>
schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen &#xA75B;c.<lb/>
in                         manchen Gegenden, hat meist eine un-<lb/>
gleich schädlichere                         Vermehrung des Ungezie-<lb/>
fers nach sich gezogen. Andere                         verzehren<lb/>
größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen,<lb/>
Frösche, Eidexen                         &#xA75B;c. oder Aeser. Viele helfen<lb/>
Unkraut ausrotten. Von der andern                         Seite<lb/>
wird auch die Vermehrung und Fortpflan-<lb/>
zung der                         Thiere so wohl, als der Gewächse,<lb/>
durch Vögel befördert. So weiß man                         z. B.,<lb/>
daß die wilden Enten bey ihren Zügen be-<lb/>
fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über-<lb/>
tragen,                         und sie dadurch zuweilen fischreich<lb/>
machen. Sehr viele Vögel                         verschlucken Sa-<lb/>
menkörner, die sie nachher wieder ganz                         von<lb/>
sich geben, und dadurch die Verbreitung der-<lb/>
selben befördern: so z. B. die Tauben auf<lb/>
Banda die Muscatnüsse &#xA75B;c.                         Der Mist der<lb/>
Seevögel düngt kahle Felsenklippen und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0177] schaft Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können. §. 77. Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Ge- schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch- barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver- gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und das unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine un- gleich schädlichere Vermehrung des Ungezie- fers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflan- zung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bey ihren Zügen be- fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über- tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa- menkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung der- selben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/177
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/177>, abgerufen am 21.12.2024.