Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.A. Versteinerungen des Thierreichs. I. Von Säugethieren*). A) Bestimmbare**) *) S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma- gazine. III. B. S. 295. u. f. **) Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und hingegen2) manche wirkliche Menschenknochen, die man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver- lässig nicht fossil sind.Wenigstens war das, was ich von den letztern selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder- nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und wohl eben so geschwinde davon übersintert war, als die Kunstsachen, die man auf diese Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo überziehen läßt.Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen (homo diluuii testis nannte er ihn) - und die Fischotterpfoten im bituminösen Mergelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderbändchen an- gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber A. Versteinerungen des Thierreichs. I. Von Säugethieren*). A) Bestimmbare**) *) S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma- gazine. III. B. S. 295. u. f. **) Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und hingegen2) manche wirkliche Menschenknochen, die man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver- lässig nicht fossil sind.Wenigstens war das, was ich von den letztern selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder- nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und wohl eben so geschwinde davon übersintert war, als die Kunstsachen, die man auf diese Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San Filippo überziehen läßt.Und was die erstern betrifft, so bedürfen manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen (homo diluuii testis nannte er ihn) – und die Fischotterpfoten im bituminösen Mergelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderbändchen an- gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000029"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="721" facs="#f0741" xml:id="pb721_0001"/> <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>. Versteinerungen des Thierreichs.</head><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <div n="4"> <head rendition="#c">I. Von Säugethieren<note place="foot" anchored="true" n="*)"><p>S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma-<lb/> gazine. III. B. S. 295. u. f.</p></note>.</head><lb/> <div n="5"> <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>) Bestimmbare<note place="foot" anchored="true" n="**)"><p>Anthropolithen führe ich aus dem doppelten<lb/> Grunde hier nicht mit auf, weil</p><p>1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen<lb/> Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und<lb/> hingegen</p><p>2) manche wirkliche Menschenknochen, die<lb/> man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-<lb/> lässig nicht fossil sind.</p><p>Wenigstens war das, was ich von den letztern<lb/> selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-<lb/> nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit<lb/> in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und<lb/> wohl eben so geschwinde davon übersintert<lb/> war, als die Kunstsachen, die man auf diese<lb/> Weise im Carlsbade, oder in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Bagni di San<lb/> Filippo</hi></hi> überziehen läßt.</p><p>Und was die erstern betrifft, so bedürfen<lb/> manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte<lb/> Wels (<hi rendition="#aq">Silurus</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">glanis</hi></hi>), den der alte Scheuchzer<lb/> für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen<lb/> (<hi rendition="#aq">homo diluuii testis</hi> nannte er ihn) – und die<lb/> Fischotterpfoten im bituminösen Mergelschiefer,<lb/> die der sel. Bergr. Ries für Kinderbändchen an-<lb/> gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber<lb/></p></note></head> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [721/0741]
A. Versteinerungen des Thierreichs.
I. Von Säugethieren *).
A) Bestimmbare **)
*) S. Hrn. Prof. Cüvier im Voigtischen neuem Ma-
gazine. III. B. S. 295. u. f.
**) Anthropolithen führe ich aus dem doppelten
Grunde hier nicht mit auf, weil
1) die dafür ausgegebenen wirklich fossilen
Knochen zuverlässig nicht von Menschen; und
hingegen
2) manche wirkliche Menschenknochen, die
man für Anthropolithen gehalten, eben so zuver-
lässig nicht fossil sind.
Wenigstens war das, was ich von den letztern
selbst gesehen, bloßes Incrustat von sehr moder-
nem Datum, z. B. ein Schedel, der einige Zeit
in kalkführendem Wasser gelegen haben mußte, und
wohl eben so geschwinde davon übersintert
war, als die Kunstsachen, die man auf diese
Weise im Carlsbade, oder in den Bagni di San
Filippo überziehen läßt.
Und was die erstern betrifft, so bedürfen
manche derselben, wie z. B. der schöne versteinte
Wels (Silurus glanis), den der alte Scheuchzer
für einen in der Sündfluth ertrunkenen Menschen
(homo diluuii testis nannte er ihn) – und die
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die der sel. Bergr. Ries für Kinderbändchen an-
gesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/741>, abgerufen am 03.03.2025. |