Die andere hingegen ist die außerordent- liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche etc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo- rne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductions- kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, besonders bey den Wasser Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly- pen etc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht- losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helixpomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo- nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser- molch der größern art (lacertalacustris), den ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge- schnitten: - und doch hat sich hinnen zehn Mo- nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse etc. repro- ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun- den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. (- s. Götting. gel. Anz. 1785 47. St. -)
Die andere hingegen ist die außerordent- liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo- rne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductions- kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, besonders bey den Wasser Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly- pen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht- losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helixpomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo- nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser- molch der größern art (lacertalacustris), den ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge- schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo- nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro- ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun- den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785 47. St. –)
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000029"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0051"xml:id="pb031_0001"n="31"/><p>Die andere hingegen ist die außerordent-<lb/>
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da<lb/>
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den<lb/>
Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt,<lb/>
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-<lb/>
rne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch<lb/>
und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen<lb/>
eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductions-<lb/>
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen<lb/>
Thieren, besonders bey den Wasser Molchen,<lb/>
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern,<lb/>
See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly-<lb/>
pen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und<lb/>
Vollkommenheit ist.</p><prendition="#indent-1 #small">Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon<lb/>
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele<lb/>
Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände<lb/>
voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich<lb/>
hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen<lb/>
Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln<lb/>
zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht-<lb/>
losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze<lb/>
Kopf der gemeinen Waldschnecke (<hirendition="#aq">helix</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">pomatia</hi></hi>)<lb/>
mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-<lb/>
nathen wieder reproducirt ward.</p><prendition="#l1em #small">Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-<lb/>
molch der größern art (<hirendition="#aq">lacerta</hi><hirendition="#i"><hirendition="#aq">lacustris</hi></hi>), den ich<lb/>
nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge<lb/>
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen<lb/>
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-<lb/>
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo-<lb/>
nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer<lb/>
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro-<lb/>
ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun-<lb/>
den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr<lb/>
bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785<lb/>
47. St. –)</p></div><divn="2"></div></div></body></text></TEI>
[31/0051]
Die andere hingegen ist die außerordent-
liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da
nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den
Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt,
oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo-
rne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch
und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen
eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductions-
kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen
Thieren, besonders bey den Wasser Molchen,
Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern,
See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Poly-
pen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und
Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon
in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele
Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände
voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich
hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen
Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln
zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht-
losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze
Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia)
mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo-
nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser-
molch der größern art (lacerta lacustris), den ich
nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge
exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen
und dann 4/5 der ausgeleerten Häute rein ausge-
schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo-
nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer
Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro-
ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun-
den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr
bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785
47. St. –)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/51>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.