Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner
weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (- davon mit mehreren in der Vorrede. -)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die all-
mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
rakter, der durch die Fortpflanzung unausbleib-
lich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn
Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit
amerikanischen Indianern Mestissen zeugen:
welches hingegen bey den Spielarten keine
nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau-
äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten
Kinder zeugen*).

*) Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-
ten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt,
im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hier-
von ausführlich Girtanner über das Kantische
Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.

Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner
weitern Widerlegung.

Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe
nur die von einer und eben derselben Species
sich mit einander gatten, liegt der natürliche
Grund, warnen das Wort Species im Deutschen
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt
wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)

§. 15.

Rassen und Spielarten (varietates) sind
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen
organisirter Körper, so diese durch die all-
mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.

Rasse heißt aber im genauem Sinne ein
solcher durch Degeneration entstandener Cha-
rakter, der durch die Fortpflanzung unausbleib-
lich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn
Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit
amerikanischen Indianern Mestissen zeugen:
welches hingegen bey den Spielarten keine
nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau-
äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten
Kinder zeugen*).

*) Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-
ten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt,
im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hier-
von ausführlich Girtanner über das Kantische
Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000029">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" xml:id="pb025_0001" n="25"/>
Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner<lb/>
weitern Widerlegung.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung,<lb/>
daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe<lb/>
nur die von einer und eben derselben Species<lb/>
sich mit einander gatten, liegt der natürliche<lb/>
Grund, warnen das Wort <hi rendition="#aq">Species</hi> im Deutschen<lb/>
am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt<lb/>
wird. (&#x2013; davon mit mehreren in der Vorrede. &#x2013;)</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 15.</head><lb/>
          <p>Rassen und Spielarten (<hi rendition="#aq">varietates</hi>) sind<lb/>
diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen<lb/>
specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen<lb/>
organisirter Körper, so diese durch die all-<lb/>
mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.</p>
          <p>Rasse heißt aber im genauem Sinne ein<lb/>
solcher durch Degeneration entstandener Cha-<lb/>
rakter, der durch die Fortpflanzung unausbleib-<lb/>
lich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn<lb/>
Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit<lb/>
amerikanischen Indianern Mestissen zeugen:<lb/>
welches hingegen bey den Spielarten keine<lb/>
nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau-<lb/>
äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten<lb/>
Kinder zeugen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar-<lb/>
ten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt,<lb/>
im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hier-<lb/>
von ausführlich Girtanner über das Kantische<lb/>
Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.</p></note>.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0045] Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung. Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –) §. 15. Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die all- mähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben. Rasse heißt aber im genauem Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Cha- rakter, der durch die Fortpflanzung unausbleib- lich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen Indianern Mestissen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blau- äugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen *). *) Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar- ten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hier- von ausführlich Girtanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/45
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/45>, abgerufen am 21.11.2024.