Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. - Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedene Art vor sich gehen muß.

*) Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traite anatomique de la chenille qui ronge
le bois de saule
. a la Haye. 1762. 4.

die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig
werden. Die Insecten scheinen das feinste
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl
zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen
(palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen
der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-
den, noch sehr räthselhaft.

§. 128.

Im innern Körperbau*) weichen die In-
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.

Was man z. E. bey den Raupen für ihr
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal
von ungleicher Weite der längs des Rückens
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-
schiedene Art vor sich gehen muß.

*) Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol.
Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge
le bois de saule
. à la Haye. 1762. 4.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000029">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0321" xml:id="pb301_0001" n="301"/>
die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen<lb/>
äußern Decke, und den mehrsten auch bey der<lb/>
Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig<lb/>
werden. Die Insecten scheinen das feinste<lb/>
Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den<lb/>
Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils<lb/>
im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde,<lb/>
den Mangel des Lichts durch feines Gefühl<lb/>
zu ersetzen. &#x2013; Hingegen ist der allgemeine<lb/>
Hauptzweck der so genannten Freßspitzen<lb/>
(<hi rendition="#aq">palpi</hi>), die meist neben den Freßwerkzeugen<lb/>
der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich<lb/>
zu fehlen scheinen, und die auch von manchen<lb/>
für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor-<lb/>
den, noch sehr räthselhaft.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 128.</head><lb/>
          <p>Im innern Körperbau<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Swammerdam</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Biblia naturae</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Leid</hi>. 1737. <hi rendition="#aq">fol</hi>.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Lyonet</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">traité anatomique de la chenille qui ronge<lb/>
le bois de saule</hi></hi>. <hi rendition="#aq">à la Haye</hi>. 1762. 4.</p></note> weichen die In-<lb/>
secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.</p>
          <p>Was man z. E. bey den Raupen für ihr<lb/>
Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal<lb/>
von ungleicher Weite der längs des Rückens<lb/>
liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader<lb/>
entspringt, so daß folglich auch die Ernährung<lb/>
bey diesen Insecten auf eine eigene, von der<lb/>
Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver-<lb/>
schiedene Art vor sich gehen muß.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0321] die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor- den, noch sehr räthselhaft. §. 128. Im innern Körperbau *) weichen die In- secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab. Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insecten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver- schiedene Art vor sich gehen muß. *) Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/321
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/321>, abgerufen am 21.11.2024.