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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

"quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi
"

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt
hätte: - daß es ihm hingegen in meinem
theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an
Nachahmern gefehlt hat ist nichts weniger als
unerwartet. - Genug indeß, daß so viele phi-
losophische Naturforscher und die größten un-
serer naturkundigen Philosophen das verba
valent sicut numi
besser befolgt, und sich
also durch diese sonderbare Umstämpelung nicht
irre führen lassen. - Und warum auch ich
für meine Person es hierin lieber beym Alten
lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe,
dafür habe ich folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(- und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelungs Wörterbuche lernen -), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

"Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge."

Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des
Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-

einem solchen versuchten Eingriffe in den
Sprachgebrauch

quem penes arbitrium est, et ius, et
norma loquendi

bey andern aufgeklärten Nationen riskirt
hätte: – daß es ihm hingegen in meinem
theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an
Nachahmern gefehlt hat ist nichts weniger als
unerwartet. – Genug indeß, daß so viele phi-
losophische Naturforscher und die größten un-
serer naturkundigen Philosophen das verba
valent sicut numi
besser befolgt, und sich
also durch diese sonderbare Umstämpelung nicht
irre führen lassen. – Und warum auch ich
für meine Person es hierin lieber beym Alten
lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe,
dafür habe ich folgende Gründe:

1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner
Sprache kundige, deutsche Naturforscher
(– und wer es nicht weiß, der kann es aus
Adelungs Wörterbuche lernen –), was die
erste und Fundamentalbedeutung des Wortes
Geschlecht ist:

„Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat-
tungen der Dinge.„

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[VIII/0012] einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch „quem penes arbitrium est, et ius, et norma loquendi„ bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in meinem theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachahmern gefehlt hat ist nichts weniger als unerwartet. – Genug indeß, daß so viele phi- losophische Naturforscher und die größten un- serer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstämpelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe: 1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelungs Wörterbuche lernen –), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist: „Die Aehnlichkeit der verschiedenen Gat- tungen der Dinge.„ Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/12>, abgerufen am 26.04.2024.