Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schöpfung
durch die so genannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü-
tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie-
digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu
beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit
entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und
Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten
dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist
eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von
manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung
ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un-
terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm-
rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren-
thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und
dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft
fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men-
schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild-
heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi-
ges Kennzeichen der Unterjochung. (- Ueber die
Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof-
Kalender vom Jahre 1796. -)

§. 39.

Am auffallendsten erweist sich die allein auf
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft
des Menschen über die übrige thierische Schöpfung
durch die so genannten Hausthiere; worunter
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü-
tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie-
digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu
beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit
entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern
Sinne kann man aber auch die Bienen und
Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten
dahin rechnen.

Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist
eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von
manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung
ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un-
terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm-
rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren-
thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und
dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft
fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men-
schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild-
heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.

Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch
durch einen hängenden Schwanz und schlappe
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi-
ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die
Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof-
Kalender vom Jahre 1796. –)

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" xml:id="pb043_0001" n="43"/>
          <head rendition="#c">§. 39.</head><lb/>
          <p>Am auffallendsten erweist sich die allein auf<lb/>
den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft<lb/>
des Menschen über die übrige thierische Schöpfung<lb/>
durch die so genannten Hausthiere; worunter<lb/>
man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü-<lb/>
tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie-<lb/>
digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu<lb/>
beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit<lb/>
entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern<lb/>
Sinne kann man aber auch die Bienen und<lb/>
Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten<lb/>
dahin rechnen.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist<lb/>
eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von<lb/>
manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung<lb/>
ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un-<lb/>
terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von<lb/>
andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi-<lb/>
stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm-<lb/>
rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren-<lb/>
thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und<lb/>
dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant<lb/>
endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft<lb/>
fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men-<lb/>
schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild-<lb/>
heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.</p>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii-<lb/>
ren zwar häufig in der Farbe; und manche der<lb/>
darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch<lb/>
durch einen hängenden Schwanz und schlappe<lb/>
Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi-<lb/>
ges Kennzeichen der Unterjochung. (&#x2013; Ueber die<lb/>
Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof-<lb/>
Kalender vom Jahre 1796. &#x2013;)</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0067] §. 39. Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü- tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie- digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten dahin rechnen. Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un- terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi- stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm- rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren- thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men- schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild- heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden. Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii- ren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi- ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof- Kalender vom Jahre 1796. –)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/67
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/67>, abgerufen am 21.12.2024.