Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß
man das Leben vieler Insecten durch verzögerte
Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt.
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B.
halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu-
menstaube des männlichen befruchtet werden. So-
bald dieß geschehen, welken sie dahin.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab.
II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus
dem Fruchtknoten (germen. b.), dem Griffel
(stylus. c.), und der Narbe (stigma. d.). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen supe-
rum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen
inferum, tab.
II. fig. 4. a.): und enthält im-
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß
sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche
Höhlung ausmachen.

§. 188.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina,
tab.
II, fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus

Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß
man das Leben vieler Insecten durch verzögerte
Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt.
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B.
halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu-
menstaube des männlichen befruchtet werden. So-
bald dieß geschehen, welken sie dahin.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab.
II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus
dem Fruchtknoten (germen. b.), dem Griffel
(stylus. c.), und der Narbe (stigma. d.). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen supe-
rum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen
inferum, tab.
II. fig. 4. a.): und enthält im-
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß
sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche
Höhlung ausmachen.

§. 188.

Um diese weiblichen Theile sitzen nun die
männlichen oder die Staubfäden (stamina,
tab.
II, fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0512" xml:id="pb496_0001" n="496"/>
          <p rendition="#indent-1 #small">Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß<lb/>
man das Leben vieler Insecten durch verzögerte<lb/>
Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen<lb/>
auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt.<lb/>
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B.<lb/>
halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu-<lb/>
menstaube des männlichen befruchtet werden. So-<lb/>
bald dieß geschehen, welken sie dahin.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 187.</head><lb/>
          <p>Die weiblichen Theile liegen meist in der<lb/>
Mitte; werden der Staubweg (<hi rendition="#aq">pistillum, tab.</hi><lb/>
II. <hi rendition="#aq">fig.</hi> 3. <hi rendition="#aq">b. c. d.</hi>) genannt, und bestehen aus<lb/>
dem Fruchtknoten (<hi rendition="#aq">germen. b.</hi>), dem Griffel<lb/>
(<hi rendition="#aq">stylus. c.</hi>), und der Narbe (<hi rendition="#aq">stigma. d.</hi>). Der<lb/>
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-<lb/>
len innerhalb der Blumenblätter (<hi rendition="#aq">germen supe-<lb/>
rum</hi>), oder aber wie bey der Rose, bey den<lb/>
Aepfeln &#xA75B;c. unten außerhalb derselben (<hi rendition="#aq">germen<lb/>
inferum, tab.</hi> II. <hi rendition="#aq">fig.</hi> 4. <hi rendition="#aq">a.</hi>): und enthält im-<lb/>
mer die Samenkörner der Pflanze, daher man<lb/>
diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer-<lb/>
stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle<lb/>
Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die<lb/>
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß<lb/>
sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver-<lb/>
bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche<lb/>
Höhlung ausmachen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 188.</head><lb/>
          <p>Um diese weiblichen Theile sitzen nun die<lb/>
männlichen oder die Staubfäden (<hi rendition="#aq">stamina,<lb/>
tab.</hi> II, <hi rendition="#aq">fig.</hi> 3. <hi rendition="#aq">e. f.</hi>) herum: und bestehen aus<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0512] Anm. Was oben S. 311. §. 136. gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, findet gewisser Maßen auch bey den Blüthen vieler Gewächse statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blu- menstaube des männlichen befruchtet werden. So- bald dieß geschehen, welken sie dahin. §. 187. Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen. b.), dem Griffel (stylus. c.), und der Narbe (stigma. d.). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei- len innerhalb der Blumenblätter (germen supe- rum), oder aber wie bey der Rose, bey den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum, tab. II. fig. 4. a.): und enthält im- mer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behälter gewissermaßen mit dem Eyer- stock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten ver- bunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen. §. 188. Um diese weiblichen Theile sitzen nun die männlichen oder die Staubfäden (stamina, tab. II, fig. 3. e. f.) herum: und bestehen aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/512
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/512>, abgerufen am 21.11.2024.