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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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thums fähig ist, welches bey den thierischen Trie-
ben, zumal bey den Kunsttrieben schlechter-
dings nicht statt hat. Der Mensch hat keinen
bestimmten Wohnplatz, und keine bestimmte
Nahrung - sondern, die ganze Erde, in Nor-
den und Süden und unter jedem Meridian, ist
ihm zum Aufenthalt, und die ganze organisirte
Schöpfung von seinem Nebenmenschen an bis
zur Auster und vom Pisang und von der Ananas
bis zum Pilz und zur Trüffel zur Speise über-
lassen. Diese unendliche Verschiedenheit des Cli-
mas und der Lebensart erregt folglich in ihm eben
so verschiedene Bedürfnisse, die nicht auf einer-
ley Weise befriedigt werden können; mithin
würde ein einförmiger Kunsttrieb ein sehr un-
brauchbares Geschenk für ihn gewesen seyn, da
er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft
alle seine mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben
so mannichfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist die
unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung etc. mit
einem Wort über das ganze Naturell dieser sei-
ner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren kan!
Er weis die furchtbarsten Thiere, Tiger und
Rhinocer und Crocodile unter seine Hand zu beu-

thums fähig ist, welches bey den thierischen Trie-
ben, zumal bey den Kunsttrieben schlechter-
dings nicht statt hat. Der Mensch hat keinen
bestimmten Wohnplatz, und keine bestimmte
Nahrung – sondern, die ganze Erde, in Nor-
den und Süden und unter jedem Meridian, ist
ihm zum Aufenthalt, und die ganze organisirte
Schöpfung von seinem Nebenmenschen an bis
zur Auster und vom Pisang und von der Ananas
bis zum Pilz und zur Trüffel zur Speise über-
lassen. Diese unendliche Verschiedenheit des Cli-
mas und der Lebensart erregt folglich in ihm eben
so verschiedene Bedürfnisse, die nicht auf einer-
ley Weise befriedigt werden können; mithin
würde ein einförmiger Kunsttrieb ein sehr un-
brauchbares Geschenk für ihn gewesen seyn, da
er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft
alle seine mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben
so mannichfaltige Weise zu stillen vermag.

§. 38.

Wie unendlich aber der Mensch schon durch
diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige
thierische Schöpfung erhoben werde, beweist die
unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe
und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit
einem Wort über das ganze Naturell dieser sei-
ner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren kan!
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[39/0059] thums fähig ist, welches bey den thierischen Trie- ben, zumal bey den Kunsttrieben schlechter- dings nicht statt hat. Der Mensch hat keinen bestimmten Wohnplatz, und keine bestimmte Nahrung – sondern, die ganze Erde, in Nor- den und Süden und unter jedem Meridian, ist ihm zum Aufenthalt, und die ganze organisirte Schöpfung von seinem Nebenmenschen an bis zur Auster und vom Pisang und von der Ananas bis zum Pilz und zur Trüffel zur Speise über- lassen. Diese unendliche Verschiedenheit des Cli- mas und der Lebensart erregt folglich in ihm eben so verschiedene Bedürfnisse, die nicht auf einer- ley Weise befriedigt werden können; mithin würde ein einförmiger Kunsttrieb ein sehr un- brauchbares Geschenk für ihn gewesen seyn, da er hingegen durch den Gebrauch seiner Vernunft alle seine mannichfaltigen Bedürfnisse auf eben so mannichfaltige Weise zu stillen vermag. §. 38. Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweist die unbeschränkte Herrschaft womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Wort über das ganze Naturell dieser sei- ner Mitgeschöpfe nach Willkühr disponiren kan! Er weis die furchtbarsten Thiere, Tiger und Rhinocer und Crocodile unter seine Hand zu beu-

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  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/59>, abgerufen am 21.12.2024.