Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden (re-
ceptaculum, tab
. II. fig. 3. a.) verschiedne aus-
gezeichnet gebildete Theile, von welchen einige
männlich, andre weiblich sind; und diese sollen,
wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekom-
men ist, von jenen befruchtet werden. In
Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung
haben also diese vegetabilischen Organe viele
Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch, daß
sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren an-
gebohren und lebenslang bleibend sind, sondern
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal
neue Werkzeuge bilden müssen.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II.
fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem
Fruchtknoten (germen. b), dem Griffel (sty-
lus
. c), und der Narbe (stigma. d). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen su-
perum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen
inferum tab
. II. fig. 4. a.): und enthält immer
die Saamenkörner der Pflanze, daher man
dieses Behälter gewissermaßen mit dem Eyerstock
der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel
sitzt auf diesem Saamenbehälter, und die Narbe

Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden (re-
ceptaculum, tab
. II. fig. 3. a.) verschiedne aus-
gezeichnet gebildete Theile, von welchen einige
männlich, andre weiblich sind; und diese sollen,
wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekom-
men ist, von jenen befruchtet werden. In
Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung
haben also diese vegetabilischen Organe viele
Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der
Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch, daß
sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren an-
gebohren und lebenslang bleibend sind, sondern
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal
neue Werkzeuge bilden müssen.

§. 187.

Die weiblichen Theile liegen meist in der
Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II.
fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem
Fruchtknoten (germen. b), dem Griffel (sty-
lus
. c), und der Narbe (stigma. d). Der
Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei-
len innerhalb der Blumenblätter (germen su-
perum
), oder aber wie bey der Rose, bey den
Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen
inferum tab
. II. fig. 4. a.): und enthält immer
die Saamenkörner der Pflanze, daher man
dieses Behälter gewissermaßen mit dem Eyerstock
der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel
sitzt auf diesem Saamenbehälter, und die Narbe

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0554" xml:id="pb534_0001" n="534"/>
Mitte auf dem                         sogenannten Fruchtboden (<hi rendition="#aq">re-<lb/>
ceptaculum, tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 3. a.) verschiedne                         aus-<lb/>
gezeichnet gebildete Theile, von welchen                         einige<lb/>
männlich, andre weiblich sind; und diese sollen,<lb/>
wenn die                         Zeit der Fortpflanzung herbey gekom-<lb/>
men ist, von jenen                         befruchtet werden. In<lb/>
Rücksicht ihrer Bestimmung und                         Verrichtung<lb/>
haben also diese vegetabilischen Organe                         viele<lb/>
Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der<lb/>
Thiere. Nur                         unterscheiden sie sich dadurch, daß<lb/>
sie den Gewächsen nicht so wie den                         Thieren an-<lb/>
gebohren und lebenslang bleibend sind,                         sondern<lb/>
daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal<lb/>
neue Werkzeuge                         bilden müssen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 187.</head><lb/>
          <p>Die weiblichen Theile liegen meist in der<lb/>
Mitte; werden der Staubweg (<hi rendition="#aq">pistillum, tab</hi>. II.<lb/><hi rendition="#aq">fig</hi>. 3. <hi rendition="#aq">b. c. d</hi>.) genannt, und bestehen aus                         dem<lb/>
Fruchtknoten (<hi rendition="#aq">germen. b</hi>), dem Griffel (<hi rendition="#aq">sty-<lb/>
lus</hi>. c), und der Narbe (<hi rendition="#aq">stigma. d</hi>). Der<lb/>
Fruchtknoten sitzt entweder mit den                         übrigen Thei-<lb/>
len innerhalb der Blumenblätter (<hi rendition="#aq">germen su-<lb/>
perum</hi>), oder aber wie bey                         der Rose, bey den<lb/>
Aepfeln &#xA75B;c. unten außerhalb derselben (<hi rendition="#aq">germen<lb/>
inferum tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>.                         4. <hi rendition="#aq">a</hi>.): und enthält immer<lb/>
die Saamenkörner der                         Pflanze, daher man<lb/>
dieses Behälter gewissermaßen mit dem                         Eyerstock<lb/>
der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel<lb/>
sitzt auf                         diesem Saamenbehälter, und die Narbe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[534/0554] Mitte auf dem sogenannten Fruchtboden (re- ceptaculum, tab. II. fig. 3. a.) verschiedne aus- gezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männlich, andre weiblich sind; und diese sollen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekom- men ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Nur unterscheiden sie sich dadurch, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren an- gebohren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedesmal neue Werkzeuge bilden müssen. §. 187. Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; werden der Staubweg (pistillum, tab. II. fig. 3. b. c. d.) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen. b), dem Griffel (sty- lus. c), und der Narbe (stigma. d). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Thei- len innerhalb der Blumenblätter (germen su- perum), oder aber wie bey der Rose, bey den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum tab. II. fig. 4. a.): und enthält immer die Saamenkörner der Pflanze, daher man dieses Behälter gewissermaßen mit dem Eyerstock der Thiere vergleichen kan. Der hole Griffel sitzt auf diesem Saamenbehälter, und die Narbe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/554
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/554>, abgerufen am 21.12.2024.