Die erste Art der Propagation, nemlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nemlich vermehren sich von selbst auf diese Weise. Ben vielen andern hat es die Kunst durch absenken oder ablegen nach- geahmt. Es giebt z. B. eine Art Feigenbaum (ficus indica) dessen Zweige herabhängen und sobald sie den Boden berühren von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldgen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt. Und wie leicht überhaupt Zweige Wurzel schlagen können, erhellt aus dem sonderbaren Versuch da man Bäume umgekehrt d. h. mit den Zweigen in die Erde und mit den Wurzeln in die Höhe ge- pflanzt, da dann die letztern mit Laub ausgeschlagen u. s. w. Welches (im Vorbeygehn zu erinnern) wohl nicht hätte geschehen können, wenn nach der Evolutionstheorie (§. 7.) die vermeynten Kei- me der Blätter schon vorräthig in den neuen in die Erde gesteckten Zweigen gelegen hätten.
§. 184.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan- zungsart, durch Augen. So nennt man nem- lich die kleinen Knöspgen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
§. 183.
Die erste Art der Propagation, nemlich durch Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt haben, ist im Pflanzenreich desto gewöhnlicher. Manche Gewächse nemlich vermehren sich von selbst auf diese Weise. Ben vielen andern hat es die Kunst durch absenken oder ablegen nach- geahmt. Es giebt z. B. eine Art Feigenbaum (ficus indica) dessen Zweige herabhängen und sobald sie den Boden berühren von selbst Wurzel schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit der Zeit ein kleines Wäldgen, dessen Stämme oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt. Und wie leicht überhaupt Zweige Wurzel schlagen können, erhellt aus dem sonderbaren Versuch da man Bäume umgekehrt d. h. mit den Zweigen in die Erde und mit den Wurzeln in die Höhe ge- pflanzt, da dann die letztern mit Laub ausgeschlagen u. s. w. Welches (im Vorbeygehn zu erinnern) wohl nicht hätte geschehen können, wenn nach der Evolutionstheorie (§. 7.) die vermeynten Kei- me der Blätter schon vorräthig in den neuen in die Erde gesteckten Zweigen gelegen hätten.
§. 184.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan- zungsart, durch Augen. So nennt man nem- lich die kleinen Knöspgen, die im Herbste an den Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
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§. 183.
Die erste Art der Propagation, nemlich durch
Zweige, von der wir auch schon im Thierreiche
bey den Polypen und sonst einige Spuren bemerkt
haben, ist im Pflanzenreich desto gewöhnlicher.
Manche Gewächse nemlich vermehren sich von
selbst auf diese Weise. Ben vielen andern hat
es die Kunst durch absenken oder ablegen nach-
geahmt. Es giebt z. B. eine Art Feigenbaum
(ficus indica) dessen Zweige herabhängen und
sobald sie den Boden berühren von selbst Wurzel
schlagen; so daß ein einziger solcher Baum mit
der Zeit ein kleines Wäldgen, dessen Stämme
oben durch Bogen verbunden sind, vorstellt. Und
wie leicht überhaupt Zweige Wurzel schlagen
können, erhellt aus dem sonderbaren Versuch da
man Bäume umgekehrt d. h. mit den Zweigen in
die Erde und mit den Wurzeln in die Höhe ge-
pflanzt, da dann die letztern mit Laub ausgeschlagen
u. s. w. Welches (im Vorbeygehn zu erinnern)
wohl nicht hätte geschehen können, wenn nach
der Evolutionstheorie (§. 7.) die vermeynten Kei-
me der Blätter schon vorräthig in den neuen in
die Erde gesteckten Zweigen gelegen hätten.
§. 184.
Anders ist hingegen die zweyte Fortpflan-
zungsart, durch Augen. So nennt man nem-
lich die kleinen Knöspgen, die im Herbste an den
Bäumen, da wo die Blattstiele ansitzen, zum
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/552>, abgerufen am 21.11.2024.
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