neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressen- den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an- gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten Fische hingegen, auch die kränklichen Kacker- lacken mit den lichtscheuen bleichen Augen, und manche Insecten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle- gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und dagegen einen Theil des Tages zu jener Er- holung verwenden. Die Länge der zu dieser Er- holung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr verschieden; sie steht weder mit der Größe ihres Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten in beständigen Verhältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und der Körper eines gesunden erwachsenen Men- schen braucht etwa sechs Stunden, um neue Kräfte für die Arbeiten des Tages zu samm- len: nur in beiden Extremen ihres Lebens als Säuglinge und als kindische Greise sind sich die Menschen auch darin gleich daß sie eines viel- stündigen Schlafs bedürfen.
§. 31.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr be- queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten Grasfressen- den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an- gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten Fische hingegen, auch die kränklichen Kacker- lacken mit den lichtscheuen bleichen Augen, und manche Insecten müssen eben diese Stille der Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle- gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen, und dagegen einen Theil des Tages zu jener Er- holung verwenden. Die Länge der zu dieser Er- holung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr verschieden; sie steht weder mit der Größe ihres Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten in beständigen Verhältnis. Ein Pferd z. B. schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und der Körper eines gesunden erwachsenen Men- schen braucht etwa sechs Stunden, um neue Kräfte für die Arbeiten des Tages zu samm- len: nur in beiden Extremen ihres Lebens als Säuglinge und als kindische Greise sind sich die Menschen auch darin gleich daß sie eines viel- stündigen Schlafs bedürfen.
§. 31.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr be- queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000024"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0052"xml:id="pb032_0001"n="32"/>
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt.<lb/>
Dem Menschen und den mehresten Grasfressen-<lbtype="inWord"/>
den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an-<lbtype="inWord"/>
gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten<lb/>
Fische hingegen, auch die kränklichen Kacker-<lb/>
lacken mit den lichtscheuen bleichen Augen, und<lb/>
manche Insecten müssen eben diese Stille der<lb/>
Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle-<lbtype="inWord"/>
gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen,<lb/>
und dagegen einen Theil des Tages zu jener Er-<lb/>
holung verwenden. Die Länge der zu dieser Er-<lb/>
holung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr<lb/>
verschieden; sie steht weder mit der Größe ihres<lb/>
Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten<lb/>
in beständigen Verhältnis. Ein Pferd z. B.<lb/>
schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und<lb/>
der Körper eines gesunden erwachsenen Men-<lb/>
schen braucht etwa sechs Stunden, um neue<lb/>
Kräfte für die Arbeiten des Tages zu samm-<lb/>
len: nur in beiden Extremen ihres Lebens als<lb/>
Säuglinge und als kindische Greise sind sich die<lb/>
Menschen auch darin gleich daß sie eines viel-<lb/>
stündigen Schlafs bedürfen.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 31.</head><lb/><p>Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in<lb/>
der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr be-<lb/>
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen<lb/>
Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten<lb/>
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[32/0052]
neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt.
Dem Menschen und den mehresten Grasfressen-
den Thieren ist die Nacht zu dieser Erholung an-
gewiesen; viele Raubthiere und die mehresten
Fische hingegen, auch die kränklichen Kacker-
lacken mit den lichtscheuen bleichen Augen, und
manche Insecten müssen eben diese Stille der
Nacht, da die übrigen Geschöpfe der Ruhe pfle-
gen, zu Vollziehung ihrer Geschäfte benutzen,
und dagegen einen Theil des Tages zu jener Er-
holung verwenden. Die Länge der zu dieser Er-
holung nöthigen Zeit ist bey den Thieren sehr
verschieden; sie steht weder mit der Größe ihres
Körpers, noch mit dem Maaße ihrer Arbeiten
in beständigen Verhältnis. Ein Pferd z. B.
schläft wenig, der Dachs ungemein lange; und
der Körper eines gesunden erwachsenen Men-
schen braucht etwa sechs Stunden, um neue
Kräfte für die Arbeiten des Tages zu samm-
len: nur in beiden Extremen ihres Lebens als
Säuglinge und als kindische Greise sind sich die
Menschen auch darin gleich daß sie eines viel-
stündigen Schlafs bedürfen.
§. 31.
Außer diesem Erholungsschlaf findet sich in
der Oekonomie vieler Thiere noch die sehr be-
queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen
Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten
Monate, da es ihnen schwer werden würde, für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/52>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.