Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.**). §. 159. Die Würmer werden dadurch dem Menschen **)
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an- bustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver- sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen- Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, oder wirft ihm denselben auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor- gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die wahre Paarung. *) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B. von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781 8. S. 377-431. **) Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen, Californischen etc. sind weit weniger schön. Sie **). §. 159. Die Würmer werden dadurch dem Menschen **)
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an- bustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver- sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen- Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, oder wirft ihm denselben auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor- gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die wahre Paarung. *) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B. von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781 8. S. 377-431. **) Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst, zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest. Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt. Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen, Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. Sie <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000024"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><pb facs="#f0474" xml:id="pb454_0001" n="454"/> gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (<hi rendition="#aq">helix <hi rendition="#i">an-<lb type="inWord"/> bustorum, nemoralis</hi> etc</hi>.) als welche zur Brunstzeit<lb/> mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-<lb type="inWord"/> sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und<lb/> ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-<lb/> Schafts hat. (<hi rendition="#aq">tab</hi>. 1 <hi rendition="#aq">fig</hi>. 8.) Dieser Liebespfeil<lb/> steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des<lb/> Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander<lb/> aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem<lb/> andern in die Brust, oder wirft ihm denselben<lb/> auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-<lb type="inWord"/> gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die<lb/> wahre Paarung.</p></note>.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 159.</head><lb/> <p>Die Würmer werden dadurch dem Menschen<lb/> mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils<lb/> wie der Regenwurm die Erde locker halten ꝛc.<lb/> Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.<lb/> Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als<lb/> jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein-<lb/> beerlaub) der Purpur der Alten genommen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B.<lb/> von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781<lb/> 8. S. 377-431.</p></note>.<lb/> Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-<lb type="inWord"/> tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt<lb/> eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet<lb/> wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Zumal beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">margaritiser</hi>, mya <hi rendition="#i">margariti-<lb type="inWord"/> fera</hi> etc</hi>. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,<lb/> zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.<lb/> Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.<lb/> Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im<lb/> Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,<lb/> Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. Sie<lb/></p></note></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [454/0474]
**).
§. 159.
Die Würmer werden dadurch dem Menschen
mittelbar oder unmittelbar nutzbar, daß sie theils
wie der Regenwurm die Erde locker halten ꝛc.
Viele, zumal unter den Conchylien, sind eßbar.
Von einigen Schnecken wurde ehedem mehr als
jetzt eine grünlich-rothe Farbe (wie junges Wein-
beerlaub) der Purpur der Alten genommen *).
Aus dem Safte der Blackfische kan Dinte berei-
tet werden. Der Bart der Steckmuschel giebt
eine Art brauner Seide, die theuer verarbeitet
wird. Mehrere Muschelarten führen Perlen **)
**) gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix an-
bustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunstzeit
mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile ver-
sehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ohngefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
Schafts hat. (tab. 1 fig. 8.) Dieser Liebespfeil
steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des
Halses, und wann ihrer zwey und zwey einander
aufgefunden haben, so druckt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, oder wirft ihm denselben
auch gleichsam entgegen, und erst auf diese vor-
gänaige wechselseitige Verwundung erfolgt die
wahre Paarung.
*) s. Hrn. Prof. Schneider Abh. hierüber im 11ten B.
von Ant. de Ultoa Nachr. von Amer. Leipz. 1781
8. S. 377-431.
**) Zumal beym margaritiser, mya margariti-
fera etc. Die Perlen sitzen meist im Thiere selbst,
zuweilen doch auch inwendig an der Schaale fest.
Noch ist ihre wahre Entstehungsart nicht aufgeklärt.
Die besten werden bekanntlich auf Zeilan und im
Persischen Meerbusen gefischt. Die Westindischen,
Californischen ꝛc. sind weit weniger schön. Sie
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/474>, abgerufen am 22.02.2025. |