Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme
die kältern Wintermonate in Erstarrung zu-
bringen. Und zwar theils einzeln, theils wie
unser hieländische Frösche und Salamander in
großen Haufen. Doch können auch diese gar
leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr aus
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 93.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z. B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib-
gens andre männliche Frösche oder Kröten oder
gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den
mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert
die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang. Die
Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem
Hinterleibe aufs innigste umeinander, und zün-
geln dabey mit gebognem Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein-
ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt
zur Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und
bespritzt die Eyergen so wie sie dieselben von sich
giebt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind meines Wissens sämt-
lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben

Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme
die kältern Wintermonate in Erstarrung zu-
bringen. Und zwar theils einzeln, theils wie
unser hieländische Frösche und Salamander in
großen Haufen. Doch können auch diese gar
leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr aus
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.

§. 93.

Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-
bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa-
rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z. B.
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib-
gens andre männliche Frösche oder Kröten oder
gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den
mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert
die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang. Die
Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem
Hinterleibe aufs innigste umeinander, und zün-
geln dabey mit gebognem Halse auf einander
los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein-
ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt
zur Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und
bespritzt die Eyergen so wie sie dieselben von sich
giebt, von der Ferne.

§. 94.

Die Amphibien sind meines Wissens sämt-
lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000024">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" xml:id="pb251_0001" n="251"/>
          <p>Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme<lb/>
die kältern Wintermonate in                         Erstarrung zu-<lb/>
bringen. Und zwar theils einzeln, theils                         wie<lb/>
unser hieländische Frösche und Salamander in<lb/>
großen Haufen. Doch                         können auch diese gar<lb/>
leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr                         aus<lb/>
Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 93.</head><lb/>
          <p>Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi-<lb/>
bien hat ungemein                         viel sonderbares. Der Paa-<lb/>
rungstrieb ist bey vielen so                         heftig daß man z. B.<lb/>
Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines                         Weib-<lb/>
gens andre männliche Frösche oder Kröten                         oder<lb/>
gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den<lb/>
mehresten Fröschen                         und See-Schildkröten dauert<lb/>
die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang.                         Die<lb/>
Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem<lb/>
Hinterleibe aufs                         innigste umeinander, und zün-<lb/>
geln dabey mit gebognem                         Halse auf einander<lb/>
los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein-<lb type="inWord"/>
ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt<lb/>
zur                         Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und<lb/>
bespritzt die Eyergen so wie                         sie dieselben von sich<lb/>
giebt, von der Ferne.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 94.</head><lb/>
          <p>Die Amphibien sind meines Wissens sämt-<lb/>
lich Eyerlegende                         Thiere. Aber freylich geben<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0271] Dagegen aber wohl alle ohne Ausnahme die kältern Wintermonate in Erstarrung zu- bringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unser hieländische Frösche und Salamander in großen Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden. §. 93. Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi- bien hat ungemein viel sonderbares. Der Paa- rungstrieb ist bey vielen so heftig daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weib- gens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibgen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochenlang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hinterleibe aufs innigste umeinander, und zün- geln dabey mit gebognem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umarmen ein- ander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brunstzeit blos um sein Weibgen herum und bespritzt die Eyergen so wie sie dieselben von sich giebt, von der Ferne. §. 94. Die Amphibien sind meines Wissens sämt- lich Eyerlegende Thiere. Aber freylich geben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/271
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/271>, abgerufen am 21.12.2024.