Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant kommt mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelgen; der Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti- gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
§. 54.
Wir haben daher diesen Mängeln abzu- helfen, und ein natürliches System der Säuge- thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir, nach unserm Begriffe von natürlicher Methode, (§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammengeordnet worden, dieses zwan- zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnungen dieser er- sten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken- förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; der Elephant kommt mit den Panzerthieren, und den formosanischen Teufelgen; der Igel aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti- gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
§. 54.
Wir haben daher diesen Mängeln abzu- helfen, und ein natürliches System der Säuge- thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir, nach unserm Begriffe von natürlicher Methode, (§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So sind Thiere die in neunzehn Stücke einander änelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammengeordnet worden, dieses zwan- zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zwölf Ordnungen dieser er- sten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken- förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000023"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0066"xml:id="pb054_0001"n="54"/>
Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des<lb/>
Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen<lb/>
Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in<lb/>
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;<lb/>
der Elephant kommt mit den Panzerthieren,<lb/>
und den formosanischen Teufelgen; der Igel<lb/>
aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti-<lb/>
gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 54.</head><lb/><p>Wir haben daher diesen Mängeln abzu-<lb/>
helfen, und ein natürliches System der Säuge-<lb/>
thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir,<lb/>
nach unserm Begriffe von natürlicher Methode,<lb/>
(§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern<lb/>
auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den<lb/>
ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So<lb/>
sind Thiere die in neunzehn Stücke einander<lb/>
änelten, und nur im zwanzigsten differirten,<lb/>
doch zusammengeordnet worden, dieses zwan-<lb/>
zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen<lb/>
oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind<lb/>
denn folgende zwölf Ordnungen dieser er-<lb/>
sten Classe entstanden.</p><prendition="#indent-2">I. Ord. <hirendition="#aq">Inermis</hi>. Der Mensch mit zwey<lb/>
Händen.</p><prendition="#indent-2">II. <hirendition="#aq">Pitheci</hi>. Thiere mit vier Händen. Affen,<lb/>
Paviane, Meerkatzen, und Makis.</p><prendition="#indent-2">III. <hirendition="#aq">Bradypoda</hi>. Thiere mit langen haken-<lb/>
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0066]
Das Geschlecht der Fledermäuse muß nach des
Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen
Gebisses bey einigen Gattungen wenigstens in
drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden;
der Elephant kommt mit den Panzerthieren,
und den formosanischen Teufelgen; der Igel
aber und der Maulwurf mit Löwen und Ti-
gern in eine gemeinschaftliche Ordnung.
§. 54.
Wir haben daher diesen Mängeln abzu-
helfen, und ein natürliches System der Säuge-
thiere zu entwerfen getrachtet wobey wir,
nach unserm Begriffe von natürlicher Methode,
(§. 7.) nicht auf einzelne abstrahirte, sondern
auf alle äußere Merkmale zugleich, auf den
ganzen Habitus der Thiere gesehn haben. So
sind Thiere die in neunzehn Stücke einander
änelten, und nur im zwanzigsten differirten,
doch zusammengeordnet worden, dieses zwan-
zigste mochten nun die Zähne oder die Klauen
oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind
denn folgende zwölf Ordnungen dieser er-
sten Classe entstanden.
I. Ord. Inermis. Der Mensch mit zwey
Händen.
II. Pitheci. Thiere mit vier Händen. Affen,
Paviane, Meerkatzen, und Makis.
III. Bradypoda. Thiere mit langen haken-
förmigen Krallen, deren ganzer Körper-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/66>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.