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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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sondern unsere bescheidnere Meynung vortragen,
auf die wir zuerst durch die Untersuchung der
Versteinerungen, und durch ihre gefundene Un-
ähnlichkeit mit den gegenwärtigen organisirten
Körpern und dann durch die Vergleichung der
ehemaligen Vulcane und ihrer Producte mit den
Noch jetzt brennenden etc. gebracht worden sind,
und die uns zwar immer noch eine Hypothese,
aber doch eine solche Hypothese zu seyn scheint,
die sich der Natur und dem Augenschein ziemlich
leicht und schicklich anpassen läßt.

§. 222.

Wir glauben demnach überzeugt zu seyn, daß
unsere Erdkugel wenigstens schon einen Jüngsten
Tag einmal erlebt, und diesem damals über sie er-
gangenen allgemeinen Gericht ihre jetzige Gestalt
zu verdanken hat: diese grosse Catastrophe ist
wol blos durch unterirdisches Feuer bewürkt wor-
den, das vermutlich den Boden des Meeres hoch
in die Höhe getrieben, mithin das trockne Land
mit einem mal überschwemmen müssen. Da-
durch folglich die ganze bestelle Erde ertrunken,
und hingegen die nun ausser ihr Element ver-
setzten Wasserthiere im Vertrocknen umgekom-
men sind. Daher also die Menge und die re-
gelmässige Lage der meisten versteinerten, und
noch nie in Natur entdeckten und schwerlich je
zu eindeckenden, Conchylien u. s. w. auf hohen
Bergen, die nur wie Blasen im Brod durch

sondern unsere bescheidnere Meynung vortragen,
auf die wir zuerst durch die Untersuchung der
Versteinerungen, und durch ihre gefundene Un-
ähnlichkeit mit den gegenwärtigen organisirten
Körpern und dann durch die Vergleichung der
ehemaligen Vulcane und ihrer Producte mit den
Noch jetzt brennenden ꝛc. gebracht worden sind,
und die uns zwar immer noch eine Hypothese,
aber doch eine solche Hypothese zu seyn scheint,
die sich der Natur und dem Augenschein ziemlich
leicht und schicklich anpassen läßt.

§. 222.

Wir glauben demnach überzeugt zu seyn, daß
unsere Erdkugel wenigstens schon einen Jüngsten
Tag einmal erlebt, und diesem damals über sie er-
gangenen allgemeinen Gericht ihre jetzige Gestalt
zu verdanken hat: diese grosse Catastrophe ist
wol blos durch unterirdisches Feuer bewürkt wor-
den, das vermutlich den Boden des Meeres hoch
in die Höhe getrieben, mithin das trockne Land
mit einem mal überschwemmen müssen. Da-
durch folglich die ganze bestelle Erde ertrunken,
und hingegen die nun ausser ihr Element ver-
setzten Wasserthiere im Vertrocknen umgekom-
men sind. Daher also die Menge und die re-
gelmässige Lage der meisten versteinerten, und
noch nie in Natur entdeckten und schwerlich je
zu eindeckenden, Conchylien u. s. w. auf hohen
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[477/0489] sondern unsere bescheidnere Meynung vortragen, auf die wir zuerst durch die Untersuchung der Versteinerungen, und durch ihre gefundene Un- ähnlichkeit mit den gegenwärtigen organisirten Körpern und dann durch die Vergleichung der ehemaligen Vulcane und ihrer Producte mit den Noch jetzt brennenden ꝛc. gebracht worden sind, und die uns zwar immer noch eine Hypothese, aber doch eine solche Hypothese zu seyn scheint, die sich der Natur und dem Augenschein ziemlich leicht und schicklich anpassen läßt. §. 222. Wir glauben demnach überzeugt zu seyn, daß unsere Erdkugel wenigstens schon einen Jüngsten Tag einmal erlebt, und diesem damals über sie er- gangenen allgemeinen Gericht ihre jetzige Gestalt zu verdanken hat: diese grosse Catastrophe ist wol blos durch unterirdisches Feuer bewürkt wor- den, das vermutlich den Boden des Meeres hoch in die Höhe getrieben, mithin das trockne Land mit einem mal überschwemmen müssen. Da- durch folglich die ganze bestelle Erde ertrunken, und hingegen die nun ausser ihr Element ver- setzten Wasserthiere im Vertrocknen umgekom- men sind. Daher also die Menge und die re- gelmässige Lage der meisten versteinerten, und noch nie in Natur entdeckten und schwerlich je zu eindeckenden, Conchylien u. s. w. auf hohen Bergen, die nur wie Blasen im Brod durch

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/489>, abgerufen am 03.12.2024.