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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

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und selbst junger Rehe. Die Hauskatze hat noch
nicht die schlappen Ohren und den hängenden
Schwanz vieler andern unterjochten Thiere,
auch begattet sie sich nur äusserst selten unter
den Augen der Menschen, und verwildert sehr
schnell wieder wenn sie zufällig in Wildnis ge-
rätht. Sie lebt zwar auch wie der Hund in
Gesellschaft des Menschen; allein sie hat bey
weitem nicht das aufrichtige treuherzige jenes
Thiers: sie ist falsch, tückisch, näschig; und
ihre hübsche Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre
Schmeicheleyen sind das einzige, weswegen sie
der Mensch zuweilen zu seinem Zeitvertreib und
nähern Umgang erhebt. Doch hat man ein-
zelne Beyspiele von Katzen, die mit aller Treue
eines Hundes ihrem Herrn ergeben gewesen,
nach seinem Tode die Leiche begleitet, und lange
Zeit hindurch täglich sein. Grab besucht ha-
ben*). Zu den Besonderheiten der Katzen ge-
hört ihre stärkere Electricität, das leuchten ihrer
Augen im finstern, ihre seltsame Gierde aufs
marum verum, ihr schnurren, die ängstliche
unüberwindliche Antipathie vieler Menschen für
ihnen etc. Auser den gemeinen Abänderungen
in der Farbe, find die vorzüglichsten Spielarten
dieses Thiers die Angorische Katze mit dem
langen Seidenartigen Haar, die blaulichgraue
Cartheuser-oder Cyper Katze; und die Spa-
nische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise-
shellcat
); worunter es zwar häufig weibliche
Katzen aber nie ein Kater von drey ganz ver-
schiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und
gelb) geben soll.

*) rovx, Journ. de Medecine, Decembr. 1771.

und selbst junger Rehe. Die Hauskatze hat noch
nicht die schlappen Ohren und den hängenden
Schwanz vieler andern unterjochten Thiere,
auch begattet sie sich nur äusserst selten unter
den Augen der Menschen, und verwildert sehr
schnell wieder wenn sie zufällig in Wildnis ge-
rätht. Sie lebt zwar auch wie der Hund in
Gesellschaft des Menschen; allein sie hat bey
weitem nicht das aufrichtige treuherzige jenes
Thiers: sie ist falsch, tückisch, näschig; und
ihre hübsche Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre
Schmeicheleyen sind das einzige, weswegen sie
der Mensch zuweilen zu seinem Zeitvertreib und
nähern Umgang erhebt. Doch hat man ein-
zelne Beyspiele von Katzen, die mit aller Treue
eines Hundes ihrem Herrn ergeben gewesen,
nach seinem Tode die Leiche begleitet, und lange
Zeit hindurch täglich sein. Grab besucht ha-
ben*). Zu den Besonderheiten der Katzen ge-
hört ihre stärkere Electricität, das leuchten ihrer
Augen im finstern, ihre seltsame Gierde aufs
marum verum, ihr schnurren, die ängstliche
unüberwindliche Antipathie vieler Menschen für
ihnen ꝛc. Auser den gemeinen Abänderungen
in der Farbe, find die vorzüglichsten Spielarten
dieses Thiers die Angorische Katze mit dem
langen Seidenartigen Haar, die blaulichgraue
Cartheuser-oder Cyper Katze; und die Spa-
nische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise-
shellcat
); worunter es zwar häufig weibliche
Katzen aber nie ein Kater von drey ganz ver-
schiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und
gelb) geben soll.

*) rovx, Journ. de Medecine, Decembr. 1771.
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[106/0118] und selbst junger Rehe. Die Hauskatze hat noch nicht die schlappen Ohren und den hängenden Schwanz vieler andern unterjochten Thiere, auch begattet sie sich nur äusserst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr schnell wieder wenn sie zufällig in Wildnis ge- rätht. Sie lebt zwar auch wie der Hund in Gesellschaft des Menschen; allein sie hat bey weitem nicht das aufrichtige treuherzige jenes Thiers: sie ist falsch, tückisch, näschig; und ihre hübsche Gestalt, ihre Reinlichkeit und ihre Schmeicheleyen sind das einzige, weswegen sie der Mensch zuweilen zu seinem Zeitvertreib und nähern Umgang erhebt. Doch hat man ein- zelne Beyspiele von Katzen, die mit aller Treue eines Hundes ihrem Herrn ergeben gewesen, nach seinem Tode die Leiche begleitet, und lange Zeit hindurch täglich sein. Grab besucht ha- ben *). Zu den Besonderheiten der Katzen ge- hört ihre stärkere Electricität, das leuchten ihrer Augen im finstern, ihre seltsame Gierde aufs marum verum, ihr schnurren, die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen für ihnen ꝛc. Auser den gemeinen Abänderungen in der Farbe, find die vorzüglichsten Spielarten dieses Thiers die Angorische Katze mit dem langen Seidenartigen Haar, die blaulichgraue Cartheuser-oder Cyper Katze; und die Spa- nische oder Schildpattfärbige Katze (Tortoise- shellcat); worunter es zwar häufig weibliche Katzen aber nie ein Kater von drey ganz ver- schiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb) geben soll. *) rovx, Journ. de Medecine, Decembr. 1771.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/118>, abgerufen am 23.11.2024.