fruchtbar. Hingegen können wir schwerlich glau- ben, daß man je aus der Vermischung von Ca- ninchen und Hünern, oder von Stieren und Stuten, auch nur unfruchtbare Bastarden gezo- gen habe, so wie folgends die von Menschen und Vieh, aus mehr als blos physischen Grün- den, absolut zu leugnen sind.
§. 21.
Die übrigen Ursachen der Degeneration wür- ken zwar langsam, aber kräftig. Wir rechnen dahin Einfluß des Himmelsstrichs, der Lebens- art, der Nahrungsmittel u. s. w. Kaltes Kli- ma unterdrückt das Wachsthum der organisirten K. und bringt auch weiße Farbe an ihnen her- vor. Drum sind die Patagonier groß, die Grönländer klein; die Neger schwarz, die Deut- schen weiß u.s.f. Was aber Lebensart, Cul- tur und Nahrung vermöge, davon sehn wir an unsern Hausthieren, und an den Pflanzen die in unsern Gärten künstlicher Pflege bedürfen, au- genscheinliche Beyspiele.
§. 22.
Nachdem die organisirten K. die Bestim- mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht die letzte Revolution (§. 9.) mit ihnen vor, sie ster- ben. Diese Revolution ereignet sich bey eini- gen nach einer langen, bey andern nach einer sehr kurzen Lebensfrist. Die wenigsten erreichen
fruchtbar. Hingegen können wir schwerlich glau- ben, daß man je aus der Vermischung von Ca- ninchen und Hünern, oder von Stieren und Stuten, auch nur unfruchtbare Bastarden gezo- gen habe, so wie folgends die von Menschen und Vieh, aus mehr als blos physischen Grün- den, absolut zu leugnen sind.
§. 21.
Die übrigen Ursachen der Degeneration wür- ken zwar langsam, aber kräftig. Wir rechnen dahin Einfluß des Himmelsstrichs, der Lebens- art, der Nahrungsmittel u. s. w. Kaltes Kli- ma unterdrückt das Wachsthum der organisirten K. und bringt auch weiße Farbe an ihnen her- vor. Drum sind die Patagonier groß, die Grönländer klein; die Neger schwarz, die Deut- schen weiß u.s.f. Was aber Lebensart, Cul- tur und Nahrung vermöge, davon sehn wir an unsern Hausthieren, und an den Pflanzen die in unsern Gärten künstlicher Pflege bedürfen, au- genscheinliche Beyspiele.
§. 22.
Nachdem die organisirten K. die Bestim- mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht die letzte Revolution (§. 9.) mit ihnen vor, sie ster- ben. Diese Revolution ereignet sich bey eini- gen nach einer langen, bey andern nach einer sehr kurzen Lebensfrist. Die wenigsten erreichen
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fruchtbar. Hingegen können wir schwerlich glau-
ben, daß man je aus der Vermischung von Ca-
ninchen und Hünern, oder von Stieren und
Stuten, auch nur unfruchtbare Bastarden gezo-
gen habe, so wie folgends die von Menschen
und Vieh, aus mehr als blos physischen Grün-
den, absolut zu leugnen sind.
§. 21.
Die übrigen Ursachen der Degeneration wür-
ken zwar langsam, aber kräftig. Wir rechnen
dahin Einfluß des Himmelsstrichs, der Lebens-
art, der Nahrungsmittel u. s. w. Kaltes Kli-
ma unterdrückt das Wachsthum der organisirten
K. und bringt auch weiße Farbe an ihnen her-
vor. Drum sind die Patagonier groß, die
Grönländer klein; die Neger schwarz, die Deut-
schen weiß u.s.f. Was aber Lebensart, Cul-
tur und Nahrung vermöge, davon sehn wir an
unsern Hausthieren, und an den Pflanzen die in
unsern Gärten künstlicher Pflege bedürfen, au-
genscheinliche Beyspiele.
§. 22.
Nachdem die organisirten K. die Bestim-
mungen ihres Lebens erfüllt haben, so geht die
letzte Revolution (§. 9.) mit ihnen vor, sie ster-
ben. Diese Revolution ereignet sich bey eini-
gen nach einer langen, bey andern nach einer
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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