Sie transspiriren dabey wenig, und ihre Nu- trition geht auch sehr langsam von statten, da- her sie zum verwundern lange hungern kön- nen. Wir selbst haben Laubfrösche, aus Mangel der Fliegen, den Winter durch fastend erhalten, und von vielen Eidexen und Schlangen weiß man, daß sie ein ganzes Jahr, von Schildkrö- ten aber, daß sie anderthalb Jahre ohne alle Nahrungsmittel gelebt haben.
§. 99.
Fast alle Amphibien, wenigstens die in den kältern Zonen, verschwinden im Herbst, verkrie- chen sich ins Gebüsche oder in Sümpfe, und halten Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E. den Fröschen die Zeit über das Maul mit einer Schleimhaut verschlossen sey, ist eine irrige Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser Thiere im Frühjahr, Anlaß gegeben hat.
§. 100.
Die Amphibien sind mit mancherley Waf- fen zum Angriff und zur Vertheidigung be- wehrt. Manchen, wie den Crocodillen und Wasserschlangen, kommt schon ihre körperliche Grösse, andern kleinen doch ihr Muth und ihre Geschwindigkeit zu paße. Man hat gesehen, daß der grüne Wasserfrosch oft grosser Hechte Herr worden ist. Er springt ihnen auf die Stir- ne, hält sich, ihrer schnellen ängstlichen Bewe-
Sie transspiriren dabey wenig, und ihre Nu- trition geht auch sehr langsam von statten, da- her sie zum verwundern lange hungern kön- nen. Wir selbst haben Laubfrösche, aus Mangel der Fliegen, den Winter durch fastend erhalten, und von vielen Eidexen und Schlangen weiß man, daß sie ein ganzes Jahr, von Schildkrö- ten aber, daß sie anderthalb Jahre ohne alle Nahrungsmittel gelebt haben.
§. 99.
Fast alle Amphibien, wenigstens die in den kältern Zonen, verschwinden im Herbst, verkrie- chen sich ins Gebüsche oder in Sümpfe, und halten Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E. den Fröschen die Zeit über das Maul mit einer Schleimhaut verschlossen sey, ist eine irrige Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser Thiere im Frühjahr, Anlaß gegeben hat.
§. 100.
Die Amphibien sind mit mancherley Waf- fen zum Angriff und zur Vertheidigung be- wehrt. Manchen, wie den Crocodillen und Wasserschlangen, kommt schon ihre körperliche Grösse, andern kleinen doch ihr Muth und ihre Geschwindigkeit zu paße. Man hat gesehen, daß der grüne Wasserfrosch oft grosser Hechte Herr worden ist. Er springt ihnen auf die Stir- ne, hält sich, ihrer schnellen ängstlichen Bewe-
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Sie transspiriren dabey wenig, und ihre Nu-
trition geht auch sehr langsam von statten, da-
her sie zum verwundern lange hungern kön-
nen. Wir selbst haben Laubfrösche, aus Mangel
der Fliegen, den Winter durch fastend erhalten,
und von vielen Eidexen und Schlangen weiß
man, daß sie ein ganzes Jahr, von Schildkrö-
ten aber, daß sie anderthalb Jahre ohne alle
Nahrungsmittel gelebt haben.
§. 99.
Fast alle Amphibien, wenigstens die in den
kältern Zonen, verschwinden im Herbst, verkrie-
chen sich ins Gebüsche oder in Sümpfe, und
halten Winterschlaf. Daß aber einigen, z. E.
den Fröschen die Zeit über das Maul mit einer
Schleimhaut verschlossen sey, ist eine irrige
Sage, wozu vermuthlich die Häutung dieser
Thiere im Frühjahr, Anlaß gegeben hat.
§. 100.
Die Amphibien sind mit mancherley Waf-
fen zum Angriff und zur Vertheidigung be-
wehrt. Manchen, wie den Crocodillen und
Wasserschlangen, kommt schon ihre körperliche
Grösse, andern kleinen doch ihr Muth und ihre
Geschwindigkeit zu paße. Man hat gesehen,
daß der grüne Wasserfrosch oft grosser Hechte
Herr worden ist. Er springt ihnen auf die Stir-
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/270>, abgerufen am 03.12.2024.
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