Vögel mit kurzen starken Füßen, grossen scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna- bel, der oben auf der Seite in zwey stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wur- zel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (ce- ra) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Orten, können theils zur Jagd abge- richtet werden, haben aber ein wilderndes un- schmackhaftes Fleisch. Gegen die Regel sind die Weibchen in dieser Ordnung doch größer und schöner von Farbe, als ihre Männchen.
1. vultur. Geyer. Rostrum rectum, api- ce aduncum. plerisque caput impenne. Lin- gua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Greifgeyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der allergröste fliegende Vo- gel, dessen Geschichte aber noch nicht sattsam ins Licht gesezt worden ist, und der wahrschein- lich zur Fabel vom Vogel Greif Anlaß gege- ben hat. Mit ausgespannten Flügeln hält er achtzehn Fuß in die Breite, und seine Schwung- federn sind am Kiel von der Dicke eines starken Daumen. Er nistet auf Felsen, und an Ufern,
I. ACCIPITRES.
Vögel mit kurzen starken Füßen, grossen scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna- bel, der oben auf der Seite in zwey stumpfe schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wur- zel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (ce- ra) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, und äneln in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an erhabnen Orten, können theils zur Jagd abge- richtet werden, haben aber ein wilderndes un- schmackhaftes Fleisch. Gegen die Regel sind die Weibchen in dieser Ordnung doch größer und schöner von Farbe, als ihre Männchen.
1. vultur. Geyer. Rostrum rectum, api- ce aduncum. plerisque caput impenne. Lin- gua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Greifgeyer. V. caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der allergröste fliegende Vo- gel, dessen Geschichte aber noch nicht sattsam ins Licht gesezt worden ist, und der wahrschein- lich zur Fabel vom Vogel Greif Anlaß gege- ben hat. Mit ausgespannten Flügeln hält er achtzehn Fuß in die Breite, und seine Schwung- federn sind am Kiel von der Dicke eines starken Daumen. Er nistet auf Felsen, und an Ufern,
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I. ACCIPITRES.
Vögel mit kurzen starken Füßen, grossen
scharfen Krallen und starkem gekrümmtem Schna-
bel, der oben auf der Seite in zwey stumpfe
schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wur-
zel mehrentheils mit einer fleischichten Haut (ce-
ra) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas,
theils vom Raube lebendiger Thiere, und äneln
in ihrer ganzen Oekonomie den feris der vorigen
Classe. Sie leben in Monogamie, nisten an
erhabnen Orten, können theils zur Jagd abge-
richtet werden, haben aber ein wilderndes un-
schmackhaftes Fleisch. Gegen die Regel sind
die Weibchen in dieser Ordnung doch größer und
schöner von Farbe, als ihre Männchen.
1. vultur. Geyer. Rostrum rectum, api-
ce aduncum. plerisque caput impenne. Lin-
gua bifida.
1. Gryphus. Der Cuntur, Greifgeyer. V.
caruncula verticali longitudine capitis.
Der Cuntur ist der allergröste fliegende Vo-
gel, dessen Geschichte aber noch nicht sattsam
ins Licht gesezt worden ist, und der wahrschein-
lich zur Fabel vom Vogel Greif Anlaß gege-
ben hat. Mit ausgespannten Flügeln hält er
achtzehn Fuß in die Breite, und seine Schwung-
federn sind am Kiel von der Dicke eines starken
Daumen. Er nistet auf Felsen, und an Ufern,
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/205>, abgerufen am 22.12.2024.
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