men Käfigen versperrt, den Mangel der Frey- heit und des Genusses ehlicher Freuden betrau- ten. Sie wetteifern unter einander, und las- sen sich durch lautes Reden, und durch jedes Ge- räusch, besonders aber durch Instrumental- Musik sehr willig zum Schlagen ermun- tern. Die Luftbehälter (§. 64) kommen ihnen auch in dieser Absicht zu Nutzen, um Vorrath von Luft einzupumpen, und ihn allmälig zum Langaushalten der Töne und zum anhaltenden Gesang verwenden zu können. Ueberhaupt lassen die Vögel ihre Stimme viel öfter als die Säugethiere erschallen, und manche, wie die Haushüner, geben sie zu bestimmten Stunden von sich. Die Papageyen, Raben, Staare etc. hat man Menschenstimme nachahmen und Worte aus- sprechen gelehrt; die Sangvögel nehmen im Käficht auch leicht fremden Gesang an, lernen Lieder pfeiffen, und lassen sich sogar zum Accompagne- ment abrichten, so, daß man mit Dohmpfaf- fen schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
§. 75.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit leichter als von andern Thieren Bastarden er- zielen kan. Besonders sind die Männchen in ihren Anwerbungen sehr dringend und hitzig, wozu besonders die Lage ihrer Zeugungstheile
men Käfigen versperrt, den Mangel der Frey- heit und des Genusses ehlicher Freuden betrau- ten. Sie wetteifern unter einander, und las- sen sich durch lautes Reden, und durch jedes Ge- räusch, besonders aber durch Instrumental- Musik sehr willig zum Schlagen ermun- tern. Die Luftbehälter (§. 64) kommen ihnen auch in dieser Absicht zu Nutzen, um Vorrath von Luft einzupumpen, und ihn allmälig zum Langaushalten der Töne und zum anhaltenden Gesang verwenden zu können. Ueberhaupt lassen die Vögel ihre Stimme viel öfter als die Säugethiere erschallen, und manche, wie die Haushüner, geben sie zu bestimmten Stunden von sich. Die Papageyen, Raben, Staare ꝛc. hat man Menschenstimme nachahmen und Worte aus- sprechen gelehrt; die Sangvögel nehmen im Käficht auch leicht fremden Gesang an, lernen Lieder pfeiffen, und lassen sich sogar zum Accompagne- ment abrichten, so, daß man mit Dohmpfaf- fen schon wirklich kleine Concerte hat geben können.
§. 75.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit leichter als von andern Thieren Bastarden er- zielen kan. Besonders sind die Männchen in ihren Anwerbungen sehr dringend und hitzig, wozu besonders die Lage ihrer Zeugungstheile
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0186"xml:id="pb163_0001"n="163"/>
men Käfigen versperrt, den Mangel der Frey-<lb/>
heit und des Genusses ehlicher Freuden betrau-<lb/>
ten. Sie wetteifern unter einander, und las-<lb/>
sen sich durch lautes Reden, und durch jedes Ge-<lb/>
räusch, besonders aber durch Instrumental-<lb/>
Musik sehr willig zum Schlagen ermun-<lb/>
tern. Die Luftbehälter (§. 64) kommen ihnen<lb/>
auch in dieser Absicht zu Nutzen, um Vorrath<lb/>
von Luft einzupumpen, und ihn allmälig zum<lb/>
Langaushalten der Töne und zum anhaltenden<lb/>
Gesang verwenden zu können. Ueberhaupt<lb/>
lassen die Vögel ihre Stimme viel öfter als die<lb/>
Säugethiere erschallen, und manche, wie die<lb/>
Haushüner, geben sie zu bestimmten Stunden<lb/>
von sich. Die Papageyen, Raben, Staare ꝛc. hat<lb/>
man Menschenstimme nachahmen und Worte aus-<lb/>
sprechen gelehrt; die Sangvögel nehmen im Käficht<lb/>
auch leicht fremden Gesang an, lernen Lieder<lb/>
pfeiffen, und lassen sich sogar zum Accompagne-<lb/>
ment abrichten, so, daß man mit Dohmpfaf-<lb/>
fen schon wirklich kleine Concerte hat geben<lb/>
können.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 75.</head><lb/><p>Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte<lb/>
Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit<lb/>
leichter als von andern Thieren Bastarden er-<lb/>
zielen kan. Besonders sind die Männchen in<lb/>
ihren Anwerbungen sehr dringend und hitzig,<lb/>
wozu besonders die Lage ihrer Zeugungstheile<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[163/0186]
men Käfigen versperrt, den Mangel der Frey-
heit und des Genusses ehlicher Freuden betrau-
ten. Sie wetteifern unter einander, und las-
sen sich durch lautes Reden, und durch jedes Ge-
räusch, besonders aber durch Instrumental-
Musik sehr willig zum Schlagen ermun-
tern. Die Luftbehälter (§. 64) kommen ihnen
auch in dieser Absicht zu Nutzen, um Vorrath
von Luft einzupumpen, und ihn allmälig zum
Langaushalten der Töne und zum anhaltenden
Gesang verwenden zu können. Ueberhaupt
lassen die Vögel ihre Stimme viel öfter als die
Säugethiere erschallen, und manche, wie die
Haushüner, geben sie zu bestimmten Stunden
von sich. Die Papageyen, Raben, Staare ꝛc. hat
man Menschenstimme nachahmen und Worte aus-
sprechen gelehrt; die Sangvögel nehmen im Käficht
auch leicht fremden Gesang an, lernen Lieder
pfeiffen, und lassen sich sogar zum Accompagne-
ment abrichten, so, daß man mit Dohmpfaf-
fen schon wirklich kleine Concerte hat geben
können.
§. 75.
Die Vögel sind überhaupt sehr verliebte
Geschöpfe, daher man auch unter ihnen weit
leichter als von andern Thieren Bastarden er-
zielen kan. Besonders sind die Männchen in
ihren Anwerbungen sehr dringend und hitzig,
wozu besonders die Lage ihrer Zeugungstheile
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/185>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.