Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.wie die Stimme der Thiere ihm angeboren, sondern, §. 19. Einige flüchtige Bemerkungen über Lachen und Weinen. Außer der abgehandelten Geistesäußerung, der Daß nicht ohne eine merkwürdige Einschränkung. "Der kleine Gibbon -- sagt er -- spricht, ob er gleich ein vernunftloses Thier ist, allein er disputirt nicht (hat nicht zweyerley Mei- nung über ein Ding?) spricht auch nicht von den Dingen im Allgemeinen, sondern seine Töne sind vielmehr auf das Einzel- ne der Dinge gerichtet, von denen er spricht." 36) Daß der Mensch sich die Sprache erfunden habe
(woran noch in unsern Zeiten der sonst so sehr verdiente Süßmilch zweifelt), hat schon Hobbes eingesehen: "Die edelste und vortheilhafteste Crfin- dung unter allen andern, war die Spra- che, wodurch die Menschen einander ihre Gedanken zum wechselseitigen Nutzen, und zur Unterhaltung erofnen, ohne wel- che unter den Menschen weder allgemei- nes Wohl noch Gesellschaft härte beste- hen können, so wenig, als unter Löwen, Bären und Wölfen." S. dessen Leviathan S. 12. Ausg. von 1651. M. wie die Stimme der Thiere ihm angeboren, ſondern, §. 19. Einige fluͤchtige Bemerkungen uͤber Lachen und Weinen. Außer der abgehandelten Geiſtesaͤußerung, der Daß nicht ohne eine merkwuͤrdige Einſchraͤnkung. „Der kleine Gibbon — ſagt er — ſpricht, ob er gleich ein vernunftloſes Thier iſt, allein er diſputirt nicht (hat nicht zweyerley Mei- nung uͤber ein Ding?) ſpricht auch nicht von den Dingen im Allgemeinen, ſondern ſeine Toͤne ſind vielmehr auf das Einzel- ne der Dinge gerichtet, von denen er ſpricht.“ 36) Daß der Menſch ſich die Sprache erfunden habe
(woran noch in unſern Zeiten der ſonſt ſo ſehr verdiente Suͤßmilch zweifelt), hat ſchon Hobbes eingeſehen: „Die edelſte und vortheilhafteſte Crfin- dung unter allen andern, war die Spra- che, wodurch die Menſchen einander ihre Gedanken zum wechſelſeitigen Nutzen, und zur Unterhaltung erofnen, ohne wel- che unter den Menſchen weder allgemei- nes Wohl noch Geſellſchaft haͤrte beſte- hen koͤnnen, ſo wenig, als unter Loͤwen, Baͤren und Woͤlfen.“ S. deſſen Leviathan S. 12. Ausg. von 1651. M. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="52"/> wie die Stimme der Thiere ihm angeboren, ſondern,<lb/> was ſchon die willkuͤhrliche Verſchiedenheit derſelben<lb/> zeigt, von ihm zum Gebrauche erdacht worden iſt <note place="foot" n="36)">Daß der Menſch ſich die Sprache erfunden habe<lb/> (woran noch in unſern Zeiten der ſonſt ſo ſehr verdiente<lb/> Suͤßmilch zweifelt), hat ſchon <hi rendition="#g">Hobbes</hi> eingeſehen:<lb/> „<hi rendition="#g">Die edelſte und vortheilhafteſte Crfin-<lb/> dung unter allen andern, war die Spra-<lb/> che, wodurch die Menſchen einander ihre<lb/> Gedanken zum wechſelſeitigen Nutzen,<lb/> und zur Unterhaltung erofnen, ohne wel-<lb/> che unter den Menſchen weder allgemei-<lb/> nes Wohl noch Geſellſchaft haͤrte beſte-<lb/> hen koͤnnen, ſo wenig, als unter Loͤwen,<lb/> Baͤren und Woͤlfen</hi>.“ S. deſſen Leviathan S.<lb/> 12. Ausg. von 1651. M.</note>.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 19.<lb/> Einige fluͤchtige Bemerkungen uͤber Lachen und Weinen.</head><lb/> <p>Außer der abgehandelten Geiſtesaͤußerung, der<lb/> Sprache naͤmlich, muͤſſen wir nun noch zwoer ande-<lb/> rer erwaͤhnen, von welchen es weniger außer Zweifel<lb/> geſetzt iſt, ob ſie, wie die Sprache, dem Menſchen<lb/> einzig zukommen, indem ſie nicht von ihm erfunden,<lb/> ſondern ihm gleichſam angeboren ſind, und nicht ſo-<lb/> wohl zum Vernunftgebrauch, als zu den Leidenſchaf-<lb/> ten des Gemuͤths gehoͤren; Lachen naͤmlich, der Be-<lb/> gleiter der Froͤhlichkeit, und <hi rendition="#fr">Weinen,</hi> dieſer beſte<lb/> Theil unſerer Empfindung.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/> <note xml:id="note-0086" prev="#note-0085" place="foot" n="35)">nicht ohne eine merkwuͤrdige Einſchraͤnkung. „<hi rendition="#g">Der<lb/> kleine Gibbon</hi> — ſagt er — <hi rendition="#g">ſpricht, ob er<lb/> gleich ein vernunftloſes Thier iſt, allein<lb/> er diſputirt nicht</hi> (hat nicht zweyerley Mei-<lb/> nung uͤber ein Ding?) <hi rendition="#g">ſpricht auch nicht von<lb/> den Dingen im Allgemeinen, ſondern<lb/> ſeine Toͤne ſind vielmehr auf das Einzel-<lb/> ne der Dinge gerichtet, von denen er<lb/> ſpricht</hi>.“</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0086]
wie die Stimme der Thiere ihm angeboren, ſondern,
was ſchon die willkuͤhrliche Verſchiedenheit derſelben
zeigt, von ihm zum Gebrauche erdacht worden iſt 36).
§. 19.
Einige fluͤchtige Bemerkungen uͤber Lachen und Weinen.
Außer der abgehandelten Geiſtesaͤußerung, der
Sprache naͤmlich, muͤſſen wir nun noch zwoer ande-
rer erwaͤhnen, von welchen es weniger außer Zweifel
geſetzt iſt, ob ſie, wie die Sprache, dem Menſchen
einzig zukommen, indem ſie nicht von ihm erfunden,
ſondern ihm gleichſam angeboren ſind, und nicht ſo-
wohl zum Vernunftgebrauch, als zu den Leidenſchaf-
ten des Gemuͤths gehoͤren; Lachen naͤmlich, der Be-
gleiter der Froͤhlichkeit, und Weinen, dieſer beſte
Theil unſerer Empfindung.
Daß
35)
36) Daß der Menſch ſich die Sprache erfunden habe
(woran noch in unſern Zeiten der ſonſt ſo ſehr verdiente
Suͤßmilch zweifelt), hat ſchon Hobbes eingeſehen:
„Die edelſte und vortheilhafteſte Crfin-
dung unter allen andern, war die Spra-
che, wodurch die Menſchen einander ihre
Gedanken zum wechſelſeitigen Nutzen,
und zur Unterhaltung erofnen, ohne wel-
che unter den Menſchen weder allgemei-
nes Wohl noch Geſellſchaft haͤrte beſte-
hen koͤnnen, ſo wenig, als unter Loͤwen,
Baͤren und Woͤlfen.“ S. deſſen Leviathan S.
12. Ausg. von 1651. M.
35) nicht ohne eine merkwuͤrdige Einſchraͤnkung. „Der
kleine Gibbon — ſagt er — ſpricht, ob er
gleich ein vernunftloſes Thier iſt, allein
er diſputirt nicht (hat nicht zweyerley Mei-
nung uͤber ein Ding?) ſpricht auch nicht von
den Dingen im Allgemeinen, ſondern
ſeine Toͤne ſind vielmehr auf das Einzel-
ne der Dinge gerichtet, von denen er
ſpricht.“
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