Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.§. 15. Das Zwischenkinnladenbein. Dieses merkwürdige Bein muß aus mehr als ei- Säug- 21) Bey den sehr berühmten Zootomikern Vitet und
Vicq d'Azvr heißt es das Unterkinnbackenbein, und bey Blair in der Osteographie des Elephanten, das Gaumenbein. §. 15. Das Zwiſchenkinnladenbein. Dieſes merkwuͤrdige Bein muß aus mehr als ei- Saͤug- 21) Bey den ſehr beruͤhmten Zootomikern Vitet und
Vicq d’Azvr heißt es das Unterkinnbackenbein, und bey Blair in der Oſteographie des Elephanten, das Gaumenbein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0072" n="38"/> <div n="2"> <head>§. 15.<lb/><hi rendition="#g">Das Zwiſchenkinnladenbein</hi>.</head><lb/> <p>Dieſes merkwuͤrdige Bein muß aus mehr als ei-<lb/> ner Urſache einzeln abgehandelt werden. Denn die<lb/> Knochen, welche in der obern Kinnlade bey dem<lb/> Menſchen zuſammenſtoßen, und alle und jede Ober-<lb/> zaͤhne feſt in ſich halten, ſind bey den Thieren durch<lb/> einen gewiſſen dritten vorwaͤrtsgehenden Knochen,<lb/> der wie ein Pfahl zwiſchen ihnen ſteht, von einander<lb/> getrennt worden, welchen Haller deshalb, weil die<lb/> obern Schneidezaͤhne (wenn welche vorhanden ſind)<lb/> in ihm ſtehen, den Namen <hi rendition="#fr">Schneideknochen</hi> gege-<lb/> ben hat. Allein da man ihn auch in jenen <hi rendition="#fr">Saͤug-<lb/> thieren</hi> findet, welche dieſe Oberzaͤhne nicht haben,<lb/> wie die wiederkaͤuenden Thiere und der Elephant, und<lb/> das afrikaniſche zweygehoͤrnte Rhinozeros ſind, oder<lb/> in ganz zahnloſen, als dem Ameiſenbaͤr und Wall-<lb/> fiſch; ſo glaubte ich ihn eher den <hi rendition="#fr">Zwiſchenkinnladen-<lb/> knochen</hi> nennen zu muͤſſen <note place="foot" n="21)">Bey den ſehr beruͤhmten Zootomikern Vitet und<lb/> Vicq d’Azvr heißt es das <hi rendition="#g">Unterkinnbackenbein</hi>,<lb/> und bey Blair in der Oſteographie des Elephanten,<lb/> das <hi rendition="#g">Gaumenbein</hi>.</note>. Bey einigen iſt es<lb/> ein einziger ungetheilter Knochen, bey vielen hinge-<lb/> gen iſt er in zwey Stuͤcken getheilt, bey andern aber<lb/> durch eigne Naͤthe von den benachbarten Knochen<lb/> des Hinterhauptes geſondert, deren eine bey ſehr<lb/> vielen im Geſicht auf beyden Seiten nach der Naſe,<lb/> zu den aͤußerſten Hoͤhlen der Schneidezaͤhne, die an-<lb/> dere im Gaumen von dieſer Hoͤhle gegen das vordere<lb/> gewoͤlbte Gaumenloch hinlaͤuft. Da nun Kamper<lb/> den Mangel dieſes Knochens zu den Hauptmerkma-<lb/> len gerechnet hat, wodurch der Menſch von andern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Saͤug-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0072]
§. 15.
Das Zwiſchenkinnladenbein.
Dieſes merkwuͤrdige Bein muß aus mehr als ei-
ner Urſache einzeln abgehandelt werden. Denn die
Knochen, welche in der obern Kinnlade bey dem
Menſchen zuſammenſtoßen, und alle und jede Ober-
zaͤhne feſt in ſich halten, ſind bey den Thieren durch
einen gewiſſen dritten vorwaͤrtsgehenden Knochen,
der wie ein Pfahl zwiſchen ihnen ſteht, von einander
getrennt worden, welchen Haller deshalb, weil die
obern Schneidezaͤhne (wenn welche vorhanden ſind)
in ihm ſtehen, den Namen Schneideknochen gege-
ben hat. Allein da man ihn auch in jenen Saͤug-
thieren findet, welche dieſe Oberzaͤhne nicht haben,
wie die wiederkaͤuenden Thiere und der Elephant, und
das afrikaniſche zweygehoͤrnte Rhinozeros ſind, oder
in ganz zahnloſen, als dem Ameiſenbaͤr und Wall-
fiſch; ſo glaubte ich ihn eher den Zwiſchenkinnladen-
knochen nennen zu muͤſſen 21). Bey einigen iſt es
ein einziger ungetheilter Knochen, bey vielen hinge-
gen iſt er in zwey Stuͤcken getheilt, bey andern aber
durch eigne Naͤthe von den benachbarten Knochen
des Hinterhauptes geſondert, deren eine bey ſehr
vielen im Geſicht auf beyden Seiten nach der Naſe,
zu den aͤußerſten Hoͤhlen der Schneidezaͤhne, die an-
dere im Gaumen von dieſer Hoͤhle gegen das vordere
gewoͤlbte Gaumenloch hinlaͤuft. Da nun Kamper
den Mangel dieſes Knochens zu den Hauptmerkma-
len gerechnet hat, wodurch der Menſch von andern
Saͤug-
21) Bey den ſehr beruͤhmten Zootomikern Vitet und
Vicq d’Azvr heißt es das Unterkinnbackenbein,
und bey Blair in der Oſteographie des Elephanten,
das Gaumenbein.
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