Allgemeinen von allen und jeden übrigen Säugthie- ren am weitesten und offenbarsten entfernt.
Die Behauptung, daß nur dem menschlichen Skelette ein wahres Becken beyzumessen sey, könnte, so paradox und affektirt sie auch scheinen dürfte, doch zu vertheidigen seyn. Wenn man nämlich unter Becken versteht, eine solche Zusammenfügung der Hüft- mit dem heiligen und Kukuksbeine (os coc- cygis), welche der Gestalt eines Beckens nahe kommt; so weichen die länglichten Hüftbeine der übrigen Säugthiere von dieser Beckenbildung außerordentlich weit ab. Denn ob schon des Orangutang (simiae satyri) und des Elephanten Hüftblätter, etwas mehr Aehnlichkeit mit der Gestalt des menschlichen Beckens zu haben scheinen, als die der andern Säug- thiere, deren Skelette ich untersucht habe: so sind sie doch nichts destoweniger bey dem erstern länger als breiter, bey dem letztern aber ragt eine sehr verlän- gerte Verknorpelung des Schaambeines hervor, und so fällt bey beyden offenbar die Aehnlichkeit des Bek- kens, von welcher wir reden, hinweg, welche sich also bloß bey dem Menschen, durch die Ebnung der Hüftknochen über dem Schloßbeine, ihrer zarten Verknorpelung, der Krümmung des heiligen Beines von der Erhebung an und der vorwärts gerichteten Schwanzbeinwirbel (os coccygis) äußert.
§. 7. Verhältniß der benachbarten weichen Theile zur Gestalt des menschlichen Beckens.
Die hintere Seite des Beckens dient den Steiß- muskeln zum Fundament, deren äußersten oder großen
kein
Allgemeinen von allen und jeden uͤbrigen Saͤugthie- ren am weiteſten und offenbarſten entfernt.
Die Behauptung, daß nur dem menſchlichen Skelette ein wahres Becken beyzumeſſen ſey, koͤnnte, ſo paradox und affektirt ſie auch ſcheinen duͤrfte, doch zu vertheidigen ſeyn. Wenn man naͤmlich unter Becken verſteht, eine ſolche Zuſammenfuͤgung der Huͤft- mit dem heiligen und Kukuksbeine (os coc- cygis), welche der Geſtalt eines Beckens nahe kommt; ſo weichen die laͤnglichten Huͤftbeine der uͤbrigen Saͤugthiere von dieſer Beckenbildung außerordentlich weit ab. Denn ob ſchon des Orangutang (ſimiae ſatyri) und des Elephanten Huͤftblaͤtter, etwas mehr Aehnlichkeit mit der Geſtalt des menſchlichen Beckens zu haben ſcheinen, als die der andern Saͤug- thiere, deren Skelette ich unterſucht habe: ſo ſind ſie doch nichts deſtoweniger bey dem erſtern laͤnger als breiter, bey dem letztern aber ragt eine ſehr verlaͤn- gerte Verknorpelung des Schaambeines hervor, und ſo faͤllt bey beyden offenbar die Aehnlichkeit des Bek- kens, von welcher wir reden, hinweg, welche ſich alſo bloß bey dem Menſchen, durch die Ebnung der Huͤftknochen uͤber dem Schloßbeine, ihrer zarten Verknorpelung, der Kruͤmmung des heiligen Beines von der Erhebung an und der vorwaͤrts gerichteten Schwanzbeinwirbel (os coccygis) aͤußert.
§. 7. Verhaͤltniß der benachbarten weichen Theile zur Geſtalt des menſchlichen Beckens.
Die hintere Seite des Beckens dient den Steiß- muskeln zum Fundament, deren aͤußerſten oder großen
kein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0059"n="25"/>
Allgemeinen von allen und jeden uͤbrigen Saͤugthie-<lb/>
ren am weiteſten und offenbarſten entfernt.</p><lb/><p>Die Behauptung, daß nur dem menſchlichen<lb/>
Skelette ein wahres Becken beyzumeſſen ſey, koͤnnte,<lb/>ſo paradox und affektirt ſie auch ſcheinen duͤrfte, doch<lb/>
zu vertheidigen ſeyn. Wenn man naͤmlich unter<lb/>
Becken verſteht, eine ſolche Zuſammenfuͤgung der<lb/>
Huͤft- mit dem heiligen und Kukuksbeine <hirendition="#aq">(os coc-<lb/>
cygis),</hi> welche der Geſtalt eines Beckens nahe kommt;<lb/>ſo weichen die laͤnglichten Huͤftbeine der uͤbrigen<lb/>
Saͤugthiere von dieſer Beckenbildung außerordentlich<lb/>
weit ab. Denn ob ſchon des Orangutang (<hirendition="#aq">ſimiae<lb/>ſatyri</hi>) und des Elephanten Huͤftblaͤtter, etwas<lb/>
mehr Aehnlichkeit mit der Geſtalt des menſchlichen<lb/>
Beckens zu haben ſcheinen, als die der andern Saͤug-<lb/>
thiere, deren Skelette ich unterſucht habe: ſo ſind ſie<lb/>
doch nichts deſtoweniger bey dem erſtern laͤnger als<lb/>
breiter, bey dem letztern aber ragt eine ſehr verlaͤn-<lb/>
gerte Verknorpelung des Schaambeines hervor, und<lb/>ſo faͤllt bey beyden offenbar die Aehnlichkeit des Bek-<lb/>
kens, von welcher wir reden, hinweg, welche ſich<lb/>
alſo bloß bey dem Menſchen, durch die Ebnung der<lb/>
Huͤftknochen uͤber dem Schloßbeine, ihrer zarten<lb/>
Verknorpelung, der Kruͤmmung des heiligen Beines<lb/>
von der Erhebung an und der vorwaͤrts gerichteten<lb/>
Schwanzbeinwirbel (<hirendition="#aq">os coccygis</hi>) aͤußert.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 7.<lb/>
Verhaͤltniß der benachbarten weichen Theile zur Geſtalt<lb/>
des menſchlichen Beckens.</head><lb/><p>Die hintere Seite des Beckens dient den Steiß-<lb/>
muskeln zum Fundament, deren aͤußerſten oder großen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0059]
Allgemeinen von allen und jeden uͤbrigen Saͤugthie-
ren am weiteſten und offenbarſten entfernt.
Die Behauptung, daß nur dem menſchlichen
Skelette ein wahres Becken beyzumeſſen ſey, koͤnnte,
ſo paradox und affektirt ſie auch ſcheinen duͤrfte, doch
zu vertheidigen ſeyn. Wenn man naͤmlich unter
Becken verſteht, eine ſolche Zuſammenfuͤgung der
Huͤft- mit dem heiligen und Kukuksbeine (os coc-
cygis), welche der Geſtalt eines Beckens nahe kommt;
ſo weichen die laͤnglichten Huͤftbeine der uͤbrigen
Saͤugthiere von dieſer Beckenbildung außerordentlich
weit ab. Denn ob ſchon des Orangutang (ſimiae
ſatyri) und des Elephanten Huͤftblaͤtter, etwas
mehr Aehnlichkeit mit der Geſtalt des menſchlichen
Beckens zu haben ſcheinen, als die der andern Saͤug-
thiere, deren Skelette ich unterſucht habe: ſo ſind ſie
doch nichts deſtoweniger bey dem erſtern laͤnger als
breiter, bey dem letztern aber ragt eine ſehr verlaͤn-
gerte Verknorpelung des Schaambeines hervor, und
ſo faͤllt bey beyden offenbar die Aehnlichkeit des Bek-
kens, von welcher wir reden, hinweg, welche ſich
alſo bloß bey dem Menſchen, durch die Ebnung der
Huͤftknochen uͤber dem Schloßbeine, ihrer zarten
Verknorpelung, der Kruͤmmung des heiligen Beines
von der Erhebung an und der vorwaͤrts gerichteten
Schwanzbeinwirbel (os coccygis) aͤußert.
§. 7.
Verhaͤltniß der benachbarten weichen Theile zur Geſtalt
des menſchlichen Beckens.
Die hintere Seite des Beckens dient den Steiß-
muskeln zum Fundament, deren aͤußerſten oder großen
kein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/59>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.