vierundzwanzig Stunden acht Pfund fester und flüs- siger Substanzen, wovon drey Pfund durch Stuhl und Urin weggingen, die übrigen fünf aber unmerk- lichen Ausdünstungen überlassen blieben, wobey er die Ausdünstungen aus den Lungen auf ein Sechs- theil des ganzen setzte. Es ist -- sagt Cruikshank -- mehr als wahrscheinlich, daß wenn Sanctorius das Gewicht des Körpers beträchtlicher fand, als er erwartete, ein gewisser Umstand, welchen er den gehemmten Ausdünstungen zuschrieb, diese Schwere vermehren mußte, die vermehrten unmerklichen Aus- dünstungen der Atmosphäre nämlich. Vergl. hiermit Blumenbachs Physiologie a. a. O. §. 186. fgg.
§. 58. S. 143.
Da man hauptsächlich mit dem Herrn Verfasser über die Meinung, daß man bey Klassificirung der Varietäten des Menschengeschlechts, sehr füglich auf die Formen der Schädel Rücksicht nehmen könne, uneinig ist, so würde ich mich bemüht haben, diese Meinung näher ins Licht zu setzen, wenn mich nicht der Herr Verfasser der Mühe völlig überhoben hätte. So darf ich meine Leser blos bitten, in desselben Beyträgen zur Naturgeschichte Absch. 11. S. 62. bis 78. nachzulesen. Dafür will ich aber, weil sich der Herr Verfasser selbst darauf beruft, aus seiner collectio craniorum diversarum gentium, Göttingen 1790. die Kriterien beyfügen, deren er sich bey Be- urtheilung der Schädel in dieser Hinsicht bedient, denn -- so sind seine eigen Worte -- omnis vis et usus ejusmodi rerum in studio anthropologico ex eo pendet, ut genuinae sint. Was das erste dieser
Kri-
vierundzwanzig Stunden acht Pfund feſter und fluͤſ- ſiger Subſtanzen, wovon drey Pfund durch Stuhl und Urin weggingen, die uͤbrigen fuͤnf aber unmerk- lichen Ausduͤnſtungen uͤberlaſſen blieben, wobey er die Ausduͤnſtungen aus den Lungen auf ein Sechs- theil des ganzen ſetzte. Es iſt — ſagt Cruikſhank — mehr als wahrſcheinlich, daß wenn Sanctorius das Gewicht des Koͤrpers betraͤchtlicher fand, als er erwartete, ein gewiſſer Umſtand, welchen er den gehemmten Ausduͤnſtungen zuſchrieb, dieſe Schwere vermehren mußte, die vermehrten unmerklichen Aus- duͤnſtungen der Atmoſphaͤre naͤmlich. Vergl. hiermit Blumenbachs Phyſiologie a. a. O. §. 186. fgg.
§. 58. S. 143.
Da man hauptſaͤchlich mit dem Herrn Verfaſſer uͤber die Meinung, daß man bey Klaſſificirung der Varietaͤten des Menſchengeſchlechts, ſehr fuͤglich auf die Formen der Schaͤdel Ruͤckſicht nehmen koͤnne, uneinig iſt, ſo wuͤrde ich mich bemuͤht haben, dieſe Meinung naͤher ins Licht zu ſetzen, wenn mich nicht der Herr Verfaſſer der Muͤhe voͤllig uͤberhoben haͤtte. So darf ich meine Leſer blos bitten, in deſſelben Beytraͤgen zur Naturgeſchichte Abſch. 11. S. 62. bis 78. nachzuleſen. Dafuͤr will ich aber, weil ſich der Herr Verfaſſer ſelbſt darauf beruft, aus ſeiner collectio craniorum diverſarum gentium, Goͤttingen 1790. die Kriterien beyfuͤgen, deren er ſich bey Be- urtheilung der Schaͤdel in dieſer Hinſicht bedient, denn — ſo ſind ſeine eigen Worte — omnis vis et uſus ejusmodi rerum in ſtudio anthropologico ex eo pendet, ut genuinae ſint. Was das erſte dieſer
Kri-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0306"n="272"/>
vierundzwanzig Stunden acht Pfund feſter und fluͤſ-<lb/>ſiger Subſtanzen, wovon drey Pfund durch Stuhl<lb/>
und Urin weggingen, die uͤbrigen fuͤnf aber unmerk-<lb/>
lichen Ausduͤnſtungen uͤberlaſſen blieben, wobey er<lb/>
die Ausduͤnſtungen aus den Lungen auf ein Sechs-<lb/>
theil des ganzen ſetzte. Es iſt —ſagt Cruikſhank<lb/>— mehr als wahrſcheinlich, daß wenn Sanctorius<lb/>
das Gewicht des Koͤrpers betraͤchtlicher fand, als er<lb/>
erwartete, ein gewiſſer Umſtand, welchen er den<lb/>
gehemmten Ausduͤnſtungen zuſchrieb, dieſe Schwere<lb/>
vermehren mußte, die vermehrten unmerklichen Aus-<lb/>
duͤnſtungen der Atmoſphaͤre naͤmlich. Vergl. hiermit<lb/>
Blumenbachs <hirendition="#fr">Phyſiologie</hi> a. a. O. §. 186. fgg.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 58. S. 143.</head><lb/><p>Da man hauptſaͤchlich mit dem Herrn Verfaſſer<lb/>
uͤber die Meinung, daß man bey Klaſſificirung der<lb/>
Varietaͤten des Menſchengeſchlechts, ſehr fuͤglich<lb/>
auf die Formen der Schaͤdel Ruͤckſicht nehmen koͤnne,<lb/>
uneinig iſt, ſo wuͤrde ich mich bemuͤht haben, dieſe<lb/>
Meinung naͤher ins Licht zu ſetzen, wenn mich nicht<lb/>
der Herr Verfaſſer der Muͤhe voͤllig uͤberhoben haͤtte.<lb/>
So darf ich meine Leſer blos bitten, in deſſelben<lb/>
Beytraͤgen zur Naturgeſchichte Abſch. 11. S. 62.<lb/>
bis 78. nachzuleſen. Dafuͤr will ich aber, weil ſich<lb/>
der Herr Verfaſſer ſelbſt darauf beruft, aus ſeiner<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">collectio craniorum diverſarum gentium</hi>,</hi> Goͤttingen<lb/>
1790. die Kriterien beyfuͤgen, deren er ſich bey Be-<lb/>
urtheilung der Schaͤdel in dieſer Hinſicht bedient,<lb/>
denn —ſo ſind ſeine eigen Worte —<hirendition="#aq"><hirendition="#i">omnis vis et<lb/>
uſus ejusmodi rerum in ſtudio anthropologico ex eo<lb/>
pendet, ut <hirendition="#g">genuinae</hi>ſint</hi></hi>. Was das erſte dieſer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Kri-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[272/0306]
vierundzwanzig Stunden acht Pfund feſter und fluͤſ-
ſiger Subſtanzen, wovon drey Pfund durch Stuhl
und Urin weggingen, die uͤbrigen fuͤnf aber unmerk-
lichen Ausduͤnſtungen uͤberlaſſen blieben, wobey er
die Ausduͤnſtungen aus den Lungen auf ein Sechs-
theil des ganzen ſetzte. Es iſt — ſagt Cruikſhank
— mehr als wahrſcheinlich, daß wenn Sanctorius
das Gewicht des Koͤrpers betraͤchtlicher fand, als er
erwartete, ein gewiſſer Umſtand, welchen er den
gehemmten Ausduͤnſtungen zuſchrieb, dieſe Schwere
vermehren mußte, die vermehrten unmerklichen Aus-
duͤnſtungen der Atmoſphaͤre naͤmlich. Vergl. hiermit
Blumenbachs Phyſiologie a. a. O. §. 186. fgg.
§. 58. S. 143.
Da man hauptſaͤchlich mit dem Herrn Verfaſſer
uͤber die Meinung, daß man bey Klaſſificirung der
Varietaͤten des Menſchengeſchlechts, ſehr fuͤglich
auf die Formen der Schaͤdel Ruͤckſicht nehmen koͤnne,
uneinig iſt, ſo wuͤrde ich mich bemuͤht haben, dieſe
Meinung naͤher ins Licht zu ſetzen, wenn mich nicht
der Herr Verfaſſer der Muͤhe voͤllig uͤberhoben haͤtte.
So darf ich meine Leſer blos bitten, in deſſelben
Beytraͤgen zur Naturgeſchichte Abſch. 11. S. 62.
bis 78. nachzuleſen. Dafuͤr will ich aber, weil ſich
der Herr Verfaſſer ſelbſt darauf beruft, aus ſeiner
collectio craniorum diverſarum gentium, Goͤttingen
1790. die Kriterien beyfuͤgen, deren er ſich bey Be-
urtheilung der Schaͤdel in dieſer Hinſicht bedient,
denn — ſo ſind ſeine eigen Worte — omnis vis et
uſus ejusmodi rerum in ſtudio anthropologico ex eo
pendet, ut genuinae ſint. Was das erſte dieſer
Kri-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/306>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.