richten, die eine weit über die gewöhnliche Men- schenstatur hinausgehen, die andere aber weit unter ihr bleiben soll. Ich meine die gigantischen Pata- gonen im südlichsten Amerika, und die zwerg haften Quimos, die angeblichen Bergbewohner der Insel Madagaskar.
§. 72. Patagonen.
In dem südöstlichen Theile des festen Landes von Süd-Amerika ist eine Nation, die seit Magal- haens Weltumseglung den Europäern bekannt wor- den, welche ihnen den zusammengesetzten Namen der Pata-gonen gaben, weil sie sie nämlich für ver- wandt mit den benachbarten Chonen hielten, ihre in Guanakofelle eingewickelten Füße aber den behaar- ten Thierpfoten, welche die Spanier Patas nennen, ähnlich waren. Nach der eigenthümlichen und Lan- desbenennung aber heißen sie Tehuelheten.
Von diesen sogenanten Patagonen nun fabelte zuerst Anton Pigafetta, Magalhaens Reisegefährte, in seiner Erzählung, sie seyen Giganten, am Kör- perbau doppelt größer als die Europäer 235). Von jener Zeit an bis nach drittehalb Jahrhunderten be- streiten und widersprechen sich gegenseitig die Berichte in denen von den Europäern nach dieser Gegend der neuen Welt angestellten Reisen in Betreff der Pata-
gonen
235) S. dessen Viaggio atovne il mondo, bey Ramusius Th. 1. (4te Ausg.) S. 35. 36.
richten, die eine weit uͤber die gewoͤhnliche Men- ſchenſtatur hinausgehen, die andere aber weit unter ihr bleiben ſoll. Ich meine die gigantiſchen Pata- gonen im ſuͤdlichſten Amerika, und die zwerg haften Quimos, die angeblichen Bergbewohner der Inſel Madagaſkar.
§. 72. Patagonen.
In dem ſuͤdoͤſtlichen Theile des feſten Landes von Suͤd-Amerika iſt eine Nation, die ſeit Magal- haens Weltumſeglung den Europaͤern bekannt wor- den, welche ihnen den zuſammengeſetzten Namen der Pata-gonen gaben, weil ſie ſie naͤmlich fuͤr ver- wandt mit den benachbarten Chonen hielten, ihre in Guanakofelle eingewickelten Fuͤße aber den behaar- ten Thierpfoten, welche die Spanier Patas nennen, aͤhnlich waren. Nach der eigenthuͤmlichen und Lan- desbenennung aber heißen ſie Tehuelheten.
Von dieſen ſogenanten Patagonen nun fabelte zuerſt Anton Pigafetta, Magalhaens Reiſegefaͤhrte, in ſeiner Erzaͤhlung, ſie ſeyen Giganten, am Koͤr- perbau doppelt groͤßer als die Europaͤer 235). Von jener Zeit an bis nach drittehalb Jahrhunderten be- ſtreiten und widerſprechen ſich gegenſeitig die Berichte in denen von den Europaͤern nach dieſer Gegend der neuen Welt angeſtellten Reiſen in Betreff der Pata-
gonen
235) S. deſſen Viaggio atovne il mondo, bey Ramuſius Th. 1. (4te Ausg.) S. 35. 36.
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richten, die eine weit uͤber die gewoͤhnliche Men-
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ihr bleiben ſoll. Ich meine die gigantiſchen Pata-
gonen im ſuͤdlichſten Amerika, und die zwerg haften
Quimos, die angeblichen Bergbewohner der Inſel
Madagaſkar.
§. 72.
Patagonen.
In dem ſuͤdoͤſtlichen Theile des feſten Landes
von Suͤd-Amerika iſt eine Nation, die ſeit Magal-
haens Weltumſeglung den Europaͤern bekannt wor-
den, welche ihnen den zuſammengeſetzten Namen
der Pata-gonen gaben, weil ſie ſie naͤmlich fuͤr ver-
wandt mit den benachbarten Chonen hielten, ihre
in Guanakofelle eingewickelten Fuͤße aber den behaar-
ten Thierpfoten, welche die Spanier Patas nennen,
aͤhnlich waren. Nach der eigenthuͤmlichen und Lan-
desbenennung aber heißen ſie Tehuelheten.
Von dieſen ſogenanten Patagonen nun fabelte
zuerſt Anton Pigafetta, Magalhaens Reiſegefaͤhrte,
in ſeiner Erzaͤhlung, ſie ſeyen Giganten, am Koͤr-
perbau doppelt groͤßer als die Europaͤer 235). Von
jener Zeit an bis nach drittehalb Jahrhunderten be-
ſtreiten und widerſprechen ſich gegenſeitig die Berichte
in denen von den Europaͤern nach dieſer Gegend der
neuen Welt angeſtellten Reiſen in Betreff der Pata-
gonen
235) S. deſſen Viaggio atovne il mondo, bey Ramuſius
Th. 1. (4te Ausg.) S. 35. 36.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/216>, abgerufen am 22.02.2025.
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