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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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Vollere, ziemlich breite, gleichsam ausgedehnte
Nase, mit dickerer Spitze (engl. bottled).

Großer Mund

ist das Gesicht des malayischen Stammes, beson-
ders der Südseeinsulaner.

§. 57.
Ursache der Nationalgesichter.

Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier
nicht von der Gesichtsbildung im physiognomischen
Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge-
müthsbeschaffenheit, die Rede sey, welche indeß
doch auch bisweilen national, gewissen Völkerschaf-
ten eigenthümlich seyn, und ebenfalls aus jenen Ur-
sachen hergeleitet werden kann.

Als Ursache dieser physiognomischen Gesichtsbil-
dung könnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah-
rungsmittel mit in Anschlag bringen, denn es ist
nicht unwahrscheinlich, daß die sanften Mienen der
enthaltsamen Braminen und Banianen in Indien,
und gegentheils die wilde der menschenfresserischen
Boticuden in Brasilien104) von ihnen herrührt.

Eben so auch die Religion, welche Madonnen-
gesichter hervorgebracht hat, wodurch sich besonders
das andere Geschlecht in einigen Ländern des südli-
chern Europa auszeichnet:


Oder
104) Die Kenntniß dieser sehr wilden menschenfresseri-
schen Nation verdanke ich den portugiesischen Duumvirn
zu Brasilien, von Camara und von Andrada.

Vollere, ziemlich breite, gleichſam ausgedehnte
Naſe, mit dickerer Spitze (engl. bottled).

Großer Mund

iſt das Geſicht des malayiſchen Stammes, beſon-
ders der Suͤdſeeinſulaner.

§. 57.
Urſache der Nationalgeſichter.

Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier
nicht von der Geſichtsbildung im phyſiognomiſchen
Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge-
muͤthsbeſchaffenheit, die Rede ſey, welche indeß
doch auch bisweilen national, gewiſſen Voͤlkerſchaf-
ten eigenthuͤmlich ſeyn, und ebenfalls aus jenen Ur-
ſachen hergeleitet werden kann.

Als Urſache dieſer phyſiognomiſchen Geſichtsbil-
dung koͤnnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah-
rungsmittel mit in Anſchlag bringen, denn es iſt
nicht unwahrſcheinlich, daß die ſanften Mienen der
enthaltſamen Braminen und Banianen in Indien,
und gegentheils die wilde der menſchenfreſſeriſchen
Boticuden in Braſilien104) von ihnen herruͤhrt.

Eben ſo auch die Religion, welche Madonnen-
geſichter hervorgebracht hat, wodurch ſich beſonders
das andere Geſchlecht in einigen Laͤndern des ſuͤdli-
chern Europa auszeichnet:


Oder
104) Die Kenntniß dieſer ſehr wilden menſchenfreſſeri-
ſchen Nation verdanke ich den portugieſiſchen Duumvirn
zu Braſilien, von Camara und von Andrada.
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[133/0167] Vollere, ziemlich breite, gleichſam ausgedehnte Naſe, mit dickerer Spitze (engl. bottled). Großer Mund iſt das Geſicht des malayiſchen Stammes, beſon- ders der Suͤdſeeinſulaner. §. 57. Urſache der Nationalgeſichter. Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier nicht von der Geſichtsbildung im phyſiognomiſchen Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge- muͤthsbeſchaffenheit, die Rede ſey, welche indeß doch auch bisweilen national, gewiſſen Voͤlkerſchaf- ten eigenthuͤmlich ſeyn, und ebenfalls aus jenen Ur- ſachen hergeleitet werden kann. Als Urſache dieſer phyſiognomiſchen Geſichtsbil- dung koͤnnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah- rungsmittel mit in Anſchlag bringen, denn es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß die ſanften Mienen der enthaltſamen Braminen und Banianen in Indien, und gegentheils die wilde der menſchenfreſſeriſchen Boticuden in Braſilien 104) von ihnen herruͤhrt. Eben ſo auch die Religion, welche Madonnen- geſichter hervorgebracht hat, wodurch ſich beſonders das andere Geſchlecht in einigen Laͤndern des ſuͤdli- chern Europa auszeichnet: Oder 104) Die Kenntniß dieſer ſehr wilden menſchenfreſſeri- ſchen Nation verdanke ich den portugieſiſchen Duumvirn zu Braſilien, von Camara und von Andrada.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/167>, abgerufen am 21.11.2024.