Dritter Abschnitt. Von den Ursachen und Arten, wodurch und wie die Gattung des Menschengeschlechts degenerirte.
§. 41. Verhandlungsweise.
So wollen wir denn nun, was bisher von den Arten und Ursachen der Verartung der Thiere im Allgemeinen erklärt worden, auf die durch Geburt fortpflanzenden Varietäten des Menschengeschlechts anwenden, wo wir die Arten der Verartung einzeln aufzählen, und was bey jeder von den Ursachen, welchen sie zugeschrieben werden können, bekannt ist, beyfügen wollen. Den Anfang wollen wir mit der Hautfarbe machen, denn wenn gleich kein ganz irr- thumsfreyes, ist sie doch vor allen übrigen ein sehr beständiges und forterbendes Merkzeichen 1), wel- ches auch bey Bastarderzeugungen entstanden, aus einer Verbindung von Varietäten verschiedener Far- be (§. 37.) am offenbarsten in seiner Vermischung von der Tinktur beyder Aeltern sich zeigt; und hat
dann
1) S. Kant in der Berliner Monatschrift 1785. St. 6. S. 391. und im teutschen Merkur 1788. St. 1. S. 48.
Dritter Abſchnitt. Von den Urſachen und Arten, wodurch und wie die Gattung des Menſchengeſchlechts degenerirte.
§. 41. Verhandlungsweiſe.
So wollen wir denn nun, was bisher von den Arten und Urſachen der Verartung der Thiere im Allgemeinen erklaͤrt worden, auf die durch Geburt fortpflanzenden Varietaͤten des Menſchengeſchlechts anwenden, wo wir die Arten der Verartung einzeln aufzaͤhlen, und was bey jeder von den Urſachen, welchen ſie zugeſchrieben werden koͤnnen, bekannt iſt, beyfuͤgen wollen. Den Anfang wollen wir mit der Hautfarbe machen, denn wenn gleich kein ganz irr- thumsfreyes, iſt ſie doch vor allen uͤbrigen ein ſehr beſtaͤndiges und forterbendes Merkzeichen 1), wel- ches auch bey Baſtarderzeugungen entſtanden, aus einer Verbindung von Varietaͤten verſchiedener Far- be (§. 37.) am offenbarſten in ſeiner Vermiſchung von der Tinktur beyder Aeltern ſich zeigt; und hat
dann
1) S. Kant in der Berliner Monatſchrift 1785. St. 6. S. 391. und im teutſchen Merkur 1788. St. 1. S. 48.
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Dritter Abſchnitt.
Von den Urſachen und Arten, wodurch und wie
die Gattung des Menſchengeſchlechts
degenerirte.
§. 41.
Verhandlungsweiſe.
So wollen wir denn nun, was bisher von den
Arten und Urſachen der Verartung der Thiere im
Allgemeinen erklaͤrt worden, auf die durch Geburt
fortpflanzenden Varietaͤten des Menſchengeſchlechts
anwenden, wo wir die Arten der Verartung einzeln
aufzaͤhlen, und was bey jeder von den Urſachen,
welchen ſie zugeſchrieben werden koͤnnen, bekannt iſt,
beyfuͤgen wollen. Den Anfang wollen wir mit der
Hautfarbe machen, denn wenn gleich kein ganz irr-
thumsfreyes, iſt ſie doch vor allen uͤbrigen ein ſehr
beſtaͤndiges und forterbendes Merkzeichen 1), wel-
ches auch bey Baſtarderzeugungen entſtanden, aus
einer Verbindung von Varietaͤten verſchiedener Far-
be (§. 37.) am offenbarſten in ſeiner Vermiſchung
von der Tinktur beyder Aeltern ſich zeigt; und hat
dann
1) S. Kant in der Berliner Monatſchrift 1785.
St. 6. S. 391. und im teutſchen Merkur 1788.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/125>, abgerufen am 22.02.2025.
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