Und dies sind auch die Quellen, woraus eben so das Geschäft Arten hervorzubringen selbst, als die Ursachen der Verartung, herfließen; und um dies auch denen deutlich zu machen, welche nur we- nige Kenntnisse in der Physiologie haben, muß et- was aus dieser Lehre vorausgeschickt werden.
§. 33. Bildungstrieb.
Ich habe schon anderswo in einer besondern Schrift über diese Materie *) mich bemüht zu zeigen, daß jenes gemeine, sogenannte Entwickelungssystem (S. evolutionis) (welchem zu folge keine Pflanze und kein Thier erzeugt wird, sondern alle Individuen organischer Körper gleich in der ersten Schöpfung als Keime eingeschlossen liegen, und nun nur allmählich sich entwickeln), daß dieses weder den Erscheinun- gen der Natur selbst, noch einer uneingenommenen Philosophie entspreche: sondern im Gegentheile eine schickliche Verbindung zweyer Hauptsätze zur Erklä- rung des Wesens organischer Körper, der physisch mechanische nämlich, und teleologische, nebst den Erscheinungen der Erzeugung, und einem gesunden Vernunftschlusse uns vielmehr nöthigen zu bestimmen:
Der Zeugungssaft sey nichts als der ungeform- te Stoff zu organischen Körpern, unterschieden von dem Stoffe zu Körpern aus dem unorganisirten Na-
tur-
*) Uiber den Bildungstrieb. Götting. 1791. welche der Herr Verfasser selbst in seinem Handbuch der Natur- geschichte mit einer andern unter ähnlichen Titel von 1781. nicht zu verwechseln bittet. S. 17.
Und dies ſind auch die Quellen, woraus eben ſo das Geſchaͤft Arten hervorzubringen ſelbſt, als die Urſachen der Verartung, herfließen; und um dies auch denen deutlich zu machen, welche nur we- nige Kenntniſſe in der Phyſiologie haben, muß et- was aus dieſer Lehre vorausgeſchickt werden.
§. 33. Bildungstrieb.
Ich habe ſchon anderswo in einer beſondern Schrift uͤber dieſe Materie *) mich bemuͤht zu zeigen, daß jenes gemeine, ſogenannte Entwickelungsſyſtem (S. evolutionis) (welchem zu folge keine Pflanze und kein Thier erzeugt wird, ſondern alle Individuen organiſcher Koͤrper gleich in der erſten Schoͤpfung als Keime eingeſchloſſen liegen, und nun nur allmaͤhlich ſich entwickeln), daß dieſes weder den Erſcheinun- gen der Natur ſelbſt, noch einer uneingenommenen Philoſophie entſpreche: ſondern im Gegentheile eine ſchickliche Verbindung zweyer Hauptſaͤtze zur Erklaͤ- rung des Weſens organiſcher Koͤrper, der phyſiſch mechaniſche naͤmlich, und teleologiſche, nebſt den Erſcheinungen der Erzeugung, und einem geſunden Vernunftſchluſſe uns vielmehr noͤthigen zu beſtimmen:
Der Zeugungsſaft ſey nichts als der ungeform- te Stoff zu organiſchen Koͤrpern, unterſchieden von dem Stoffe zu Koͤrpern aus dem unorganiſirten Na-
tur-
*) Uiber den Bildungstrieb. Goͤtting. 1791. welche der Herr Verfaſſer ſelbſt in ſeinem Handbuch der Natur- geſchichte mit einer andern unter aͤhnlichen Titel von 1781. nicht zu verwechſeln bittet. S. 17.
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Und dies ſind auch die Quellen, woraus eben
ſo das Geſchaͤft Arten hervorzubringen ſelbſt, als
die Urſachen der Verartung, herfließen; und um
dies auch denen deutlich zu machen, welche nur we-
nige Kenntniſſe in der Phyſiologie haben, muß et-
was aus dieſer Lehre vorausgeſchickt werden.
§. 33.
Bildungstrieb.
Ich habe ſchon anderswo in einer beſondern
Schrift uͤber dieſe Materie *) mich bemuͤht zu zeigen,
daß jenes gemeine, ſogenannte Entwickelungsſyſtem
(S. evolutionis) (welchem zu folge keine Pflanze und
kein Thier erzeugt wird, ſondern alle Individuen
organiſcher Koͤrper gleich in der erſten Schoͤpfung als
Keime eingeſchloſſen liegen, und nun nur allmaͤhlich
ſich entwickeln), daß dieſes weder den Erſcheinun-
gen der Natur ſelbſt, noch einer uneingenommenen
Philoſophie entſpreche: ſondern im Gegentheile eine
ſchickliche Verbindung zweyer Hauptſaͤtze zur Erklaͤ-
rung des Weſens organiſcher Koͤrper, der phyſiſch
mechaniſche naͤmlich, und teleologiſche, nebſt den
Erſcheinungen der Erzeugung, und einem geſunden
Vernunftſchluſſe uns vielmehr noͤthigen zu beſtimmen:
Der Zeugungsſaft ſey nichts als der ungeform-
te Stoff zu organiſchen Koͤrpern, unterſchieden von
dem Stoffe zu Koͤrpern aus dem unorganiſirten Na-
tur-
*) Uiber den Bildungstrieb. Goͤtting. 1791. welche der
Herr Verfaſſer ſelbſt in ſeinem Handbuch der Natur-
geſchichte mit einer andern unter aͤhnlichen Titel von
1781. nicht zu verwechſeln bittet. S. 17.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]
"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" ist die überarbeitete Fassung von Blumenbachs Dissertationsschrift "De generis humani varietate nativa" (1. Aufl. 1775 bei Friedrich Andreas Rosenbusch in Göttingen). Die Dissertation erschien in lateinischer Sprache; für das DTA wurde Johann Gottfried Grubers Übersetzung der dritten Auflage von Blumenbachs Dissertation (1795 bei Vandenhoek & Ruprecht) digitalisiert, die 1798 in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschien. Erstmals lag hiermit Blumenbachs Werk "De generis humani varietate nativa" in deutscher Sprache vor.
Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/103>, abgerufen am 22.02.2025.
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