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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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zum verwundern, unter allen am längsten ver-
nachläßigt und unbearbeitet gelegenen Theil
der Naturgeschichte in Ordnung bringt, ge-
fällig an.

Dem unsterblichen Linnee bleibt auch dies
Verdienst, daß er, so viel ich weiß, unter den
Schriftstellern über die Naturgeschichte, der
erste gewesen, welcher schon vor sechzig Jahren
in der Hauptausgabe seines Systems der Na-
tur, die Menschengattung nach den äußern
Kennzeichen unter gewisse Varietäten zu brin-
gen sich bemüht hat; und dies zwar nach der
Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile
unsers Erdwasserballs und deren Bewohner,
ziemlich adäquat.

Nachdem aber seit der von Ihnen
unternommenen dreyjährigen Erdumseglung
die Liebhaber der Naturgeschichte und An-
thropologie eine genauere Kenntniß von denen
auf den Inseln des Südmeers weit und breit
verstreuten Völkerschaften bekamen, sah man
leicht ein, daß jene linneesche Eintheilung des
menschlichen Geschlechts nun nicht länger an-
wendbar seyn könne; weshalb ich denn auch
kein Bedenken getragen habe, in diesem Werk-
chen, nach anderer Beyspiel von dem großen
Manne darinn abzugehen, und die Varietäten
der Menschen der Natur und Wahrheit, welche

zum verwundern, unter allen am längsten ver-
nachläßigt und unbearbeitet gelegenen Theil
der Naturgeschichte in Ordnung bringt, ge-
fällig an.

Dem unsterblichen Linnée bleibt auch dies
Verdienst, daß er, so viel ich weiß, unter den
Schriftstellern über die Naturgeschichte, der
erste gewesen, welcher schon vor sechzig Jahren
in der Hauptausgabe seines Systems der Na-
tur, die Menschengattung nach den äußern
Kennzeichen unter gewisse Varietäten zu brin-
gen sich bemüht hat; und dies zwar nach der
Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile
unsers Erdwasserballs und deren Bewohner,
ziemlich adäquat.

Nachdem aber seit der von Ihnen
unternommenen dreyjährigen Erdumseglung
die Liebhaber der Naturgeschichte und An-
thropologie eine genauere Kenntniß von denen
auf den Inseln des Südmeers weit und breit
verstreuten Völkerschaften bekamen, sah man
leicht ein, daß jene linnéesche Eintheilung des
menschlichen Geschlechts nun nicht länger an-
wendbar seyn könne; weshalb ich denn auch
kein Bedenken getragen habe, in diesem Werk-
chen, nach anderer Beyspiel von dem großen
Manne darinn abzugehen, und die Varietäten
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[XVII/0019] zum verwundern, unter allen am längsten ver- nachläßigt und unbearbeitet gelegenen Theil der Naturgeschichte in Ordnung bringt, ge- fällig an. Dem unsterblichen Linnée bleibt auch dies Verdienst, daß er, so viel ich weiß, unter den Schriftstellern über die Naturgeschichte, der erste gewesen, welcher schon vor sechzig Jahren in der Hauptausgabe seines Systems der Na- tur, die Menschengattung nach den äußern Kennzeichen unter gewisse Varietäten zu brin- gen sich bemüht hat; und dies zwar nach der Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile unsers Erdwasserballs und deren Bewohner, ziemlich adäquat. Nachdem aber seit der von Ihnen unternommenen dreyjährigen Erdumseglung die Liebhaber der Naturgeschichte und An- thropologie eine genauere Kenntniß von denen auf den Inseln des Südmeers weit und breit verstreuten Völkerschaften bekamen, sah man leicht ein, daß jene linnéesche Eintheilung des menschlichen Geschlechts nun nicht länger an- wendbar seyn könne; weshalb ich denn auch kein Bedenken getragen habe, in diesem Werk- chen, nach anderer Beyspiel von dem großen Manne darinn abzugehen, und die Varietäten der Menschen der Natur und Wahrheit, welche

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/19>, abgerufen am 26.04.2024.