Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

17) zur malayischen
Race übergehen sollen.

§. 87.
C) Aethiopische Race.

Diese Race hat, besonders wegen ihrer von der
unsrigen so weit abweichenden Farbe, sehr viele be-
wogen, sie mit dem witzigem Gelehrten, aber
schlechtem Physiologen, Voltaire, für eine beson-
dere Gattung des Menschengeschlechts zu halten.
Doch ist es nicht nöthig, sich mit ihrer Widerlegung
hier lange aufzuhalten, da schon aus dem vorigen
Abschnitte erhellet, daß die Aethiopier keine so blei-
bende und charakteristische Eigenheit haben, die man
nicht hie und da auch unter andern Menschenracen
fände18) und welche nicht auch selbst manchen Ne-
gern mangelte, und keine endlich, welche nicht
auch bey dieser Menschenrace durch unmerkliche Gra-
dation mit den benachbarten in einander flösse, wie
jeder finden wird, der die Verschiedenheit nur eini-
ger Stämme dieser Race, z. B. der Fuhls, Wu-
lufs und Mandingonen, und wie sie sich durch die
Gradationen dieser Verschiedenheit immer mehr den
Mauren und Arabern nähern, genauer erwogen hat.

Was man aber von den Aethiopiern behauptet
hat, daß sie sich den Affen mehr nähern, als die
andern Menschen, das gebe ich in dem Sinne sehr
gern zu, als man z. B. sagen kann, daß sich jenes

17) hatte der Indianer von den Philippinen, den ich bey
Alex-Dalxymple zu London sah.
18) Zu dem, was im vorigen Abschnitte weitläuftiger
hierüber aus einander gesetzt worden ist, will ich nur
noch hinzusetzen, daß der rußähnliche Staub, welchen
man in der Haut der Schwarzen unterscheiden kann,
keineswegs blos dem malpighischen Schleime der
Aethiopier eigen sey, wie gewisse Schriftsteller ge-
glaubt haben, da ich eben dieselbe Schwärze an viel
indianischen Schiffern, welche man Lascaren nennt,
wiewohl ungleicher und nur stellenweise gefunden ha-
be; bey einer Indianerin aus Bombay aber, welche
bey mir dient, sehe ich denselben Ruß mit der Zeit
im Gesicht und auf den Armen allmählich schwinden,
da übrigens der unter dem Fellhäutchen verbreitete
präcipitirte Kohlenstoff der braunen Farbe unversehrt
bleibt.

17) zur malayischen
Race übergehen sollen.

§. 87.
C) Aethiopische Race.

Diese Race hat, besonders wegen ihrer von der
unsrigen so weit abweichenden Farbe, sehr viele be-
wogen, sie mit dem witzigem Gelehrten, aber
schlechtem Physiologen, Voltaire, für eine beson-
dere Gattung des Menschengeschlechts zu halten.
Doch ist es nicht nöthig, sich mit ihrer Widerlegung
hier lange aufzuhalten, da schon aus dem vorigen
Abschnitte erhellet, daß die Aethiopier keine so blei-
bende und charakteristische Eigenheit haben, die man
nicht hie und da auch unter andern Menschenracen
fände18) und welche nicht auch selbst manchen Ne-
gern mangelte, und keine endlich, welche nicht
auch bey dieser Menschenrace durch unmerkliche Gra-
dation mit den benachbarten in einander flösse, wie
jeder finden wird, der die Verschiedenheit nur eini-
ger Stämme dieser Race, z. B. der Fuhls, Wu-
lufs und Mandingonen, und wie sie sich durch die
Gradationen dieser Verschiedenheit immer mehr den
Mauren und Arabern nähern, genauer erwogen hat.

Was man aber von den Aethiopiern behauptet
hat, daß sie sich den Affen mehr nähern, als die
andern Menschen, das gebe ich in dem Sinne sehr
gern zu, als man z. B. sagen kann, daß sich jenes

17) hatte der Indianer von den Philippinen, den ich bey
Alex-Dalxymple zu London sah.
18) Zu dem, was im vorigen Abschnitte weitläuftiger
hierüber aus einander gesetzt worden ist, will ich nur
noch hinzusetzen, daß der rußähnliche Staub, welchen
man in der Haut der Schwarzen unterscheiden kann,
keineswegs blos dem malpighischen Schleime der
Aethiopier eigen sey, wie gewisse Schriftsteller ge-
glaubt haben, da ich eben dieselbe Schwärze an viel
indianischen Schiffern, welche man Lascaren nennt,
wiewohl ungleicher und nur stellenweise gefunden ha-
be; bey einer Indianerin aus Bombay aber, welche
bey mir dient, sehe ich denselben Ruß mit der Zeit
im Gesicht und auf den Armen allmählich schwinden,
da übrigens der unter dem Fellhäutchen verbreitete
präcipitirte Kohlenstoff der braunen Farbe unversehrt
bleibt.
<TEI>
  <text xml:id="blume000008">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><note anchored="true" place="foot" n="17)"><p><pb facs="#f0250" xml:id="pb216_0001" n="216"/>
hatte der Indianer von den Philippinen, den ich bey<lb/>
Alex-Dalxymple zu London sah.</p></note> zur malayischen<lb/>
Race übergehen sollen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 87.<lb/><hi rendition="#aq">C</hi>) <hi rendition="#g">Aethiopische Race</hi>.</head><lb/>
          <p>Diese Race hat, besonders wegen ihrer von der<lb/>
unsrigen so weit abweichenden Farbe, sehr viele be-<lb/>
wogen, sie mit dem witzigem Gelehrten, aber<lb/>
schlechtem Physiologen, Voltaire, für eine beson-<lb/>
dere Gattung des Menschengeschlechts zu halten.<lb/>
Doch ist es nicht nöthig, sich mit ihrer Widerlegung<lb/>
hier lange aufzuhalten, da schon aus dem vorigen<lb/>
Abschnitte erhellet, daß die Aethiopier keine so blei-<lb/>
bende und charakteristische Eigenheit haben, die man<lb/>
nicht hie und da auch unter andern Menschenracen<lb/>
fände<note anchored="true" place="foot" n="18)"><p>Zu dem, was im vorigen Abschnitte weitläuftiger<lb/>
hierüber aus einander gesetzt worden ist, will ich nur<lb/>
noch hinzusetzen, daß der rußähnliche Staub, welchen<lb/>
man in der Haut der Schwarzen unterscheiden kann,<lb/>
keineswegs blos dem malpighischen Schleime der<lb/>
Aethiopier eigen sey, wie gewisse Schriftsteller ge-<lb/>
glaubt haben, da ich eben dieselbe Schwärze an viel<lb/>
indianischen Schiffern, welche man Lascaren nennt,<lb/>
wiewohl ungleicher und nur stellenweise gefunden ha-<lb/>
be; bey einer Indianerin aus Bombay aber, welche<lb/>
bey mir dient, sehe ich denselben Ruß mit der Zeit<lb/>
im Gesicht und auf den Armen allmählich schwinden,<lb/>
da übrigens der unter dem Fellhäutchen verbreitete<lb/>
präcipitirte Kohlenstoff der braunen Farbe unversehrt<lb/>
bleibt.</p></note> und welche nicht auch selbst manchen Ne-<lb/>
gern mangelte, und keine endlich, welche nicht<lb/>
auch bey dieser Menschenrace durch unmerkliche Gra-<lb/>
dation mit den benachbarten in einander flösse, wie<lb/>
jeder finden wird, der die Verschiedenheit nur eini-<lb/>
ger Stämme dieser Race, z. B. der Fuhls, Wu-<lb/>
lufs und Mandingonen, und wie sie sich durch die<lb/>
Gradationen dieser Verschiedenheit immer mehr den<lb/>
Mauren und Arabern nähern, genauer erwogen hat.</p>
          <p>Was man aber von den Aethiopiern behauptet<lb/>
hat, daß sie sich den Affen mehr nähern, als die<lb/>
andern Menschen, das gebe ich in dem Sinne sehr<lb/>
gern zu, als man z. B. sagen kann, daß sich jenes<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0250] 17) zur malayischen Race übergehen sollen. §. 87. C) Aethiopische Race. Diese Race hat, besonders wegen ihrer von der unsrigen so weit abweichenden Farbe, sehr viele be- wogen, sie mit dem witzigem Gelehrten, aber schlechtem Physiologen, Voltaire, für eine beson- dere Gattung des Menschengeschlechts zu halten. Doch ist es nicht nöthig, sich mit ihrer Widerlegung hier lange aufzuhalten, da schon aus dem vorigen Abschnitte erhellet, daß die Aethiopier keine so blei- bende und charakteristische Eigenheit haben, die man nicht hie und da auch unter andern Menschenracen fände 18) und welche nicht auch selbst manchen Ne- gern mangelte, und keine endlich, welche nicht auch bey dieser Menschenrace durch unmerkliche Gra- dation mit den benachbarten in einander flösse, wie jeder finden wird, der die Verschiedenheit nur eini- ger Stämme dieser Race, z. B. der Fuhls, Wu- lufs und Mandingonen, und wie sie sich durch die Gradationen dieser Verschiedenheit immer mehr den Mauren und Arabern nähern, genauer erwogen hat. Was man aber von den Aethiopiern behauptet hat, daß sie sich den Affen mehr nähern, als die andern Menschen, das gebe ich in dem Sinne sehr gern zu, als man z. B. sagen kann, daß sich jenes 17) hatte der Indianer von den Philippinen, den ich bey Alex-Dalxymple zu London sah. 18) Zu dem, was im vorigen Abschnitte weitläuftiger hierüber aus einander gesetzt worden ist, will ich nur noch hinzusetzen, daß der rußähnliche Staub, welchen man in der Haut der Schwarzen unterscheiden kann, keineswegs blos dem malpighischen Schleime der Aethiopier eigen sey, wie gewisse Schriftsteller ge- glaubt haben, da ich eben dieselbe Schwärze an viel indianischen Schiffern, welche man Lascaren nennt, wiewohl ungleicher und nur stellenweise gefunden ha- be; bey einer Indianerin aus Bombay aber, welche bey mir dient, sehe ich denselben Ruß mit der Zeit im Gesicht und auf den Armen allmählich schwinden, da übrigens der unter dem Fellhäutchen verbreitete präcipitirte Kohlenstoff der braunen Farbe unversehrt bleibt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/250
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/250>, abgerufen am 23.11.2024.