Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

sen ägyptischen und indianischen Figuren zugleich auf
die Richtung der Augenwinkel von der Nasenwurzel
nach den Ohren zu, Rücksicht nehmen, so scheint
diese Höhe der Ohren großentheils blos von der Art
und Weise, wie sie den Kopf tragen, nämlich mit
erhobenerem Hinterhaupte und gesenkterem Kinne
herzukommen.

Daß auch die alten Bataver eine ganz besondere
Form und Lage der Ohren gehabt haben, bezeugen
sowohl Stellen aller Schriftsteller, als auch Bild-
nisse183).

So sollen sich auch die Ohren der Bewohner
Biscajas durch Größe auszeichnen184).

Daß bey den Wilden die Ohren mehr von dem
Kopfe abstehen und beweglich sind, ist eine sehr be-
kannte Sache, so auch, daß viele Völkerstämme,
besonders aus Ostindien und dem stillen Meer sie
durch mancherley Künsteleien sehr groß und unnatür-
lich lang machen; welche seltsame Sitte zu den
mährchenhaften Erzählungen einiger alten Schrift-
steller von den ungeheur großen Ohren gewisser Völ-
ker Veranlassung gegeben hat.

183) Abbildungen liefern des Smetius antiquitates
Neomagenses
, S. 70. und Cannegieter de Britten-
burgo, matribus Brittis
u. s. w. S. 144.
184) Relation du voyage d'Espange, von der Gräfin
d'Aunoy, Th. 1. S. 23. Auch bestätigt dies mein Freund Dieze in den
Anmerkungen zu Puente's Reise durch Spanien.
Th. 2. S. 271.

sen ägyptischen und indianischen Figuren zugleich auf
die Richtung der Augenwinkel von der Nasenwurzel
nach den Ohren zu, Rücksicht nehmen, so scheint
diese Höhe der Ohren großentheils blos von der Art
und Weise, wie sie den Kopf tragen, nämlich mit
erhobenerem Hinterhaupte und gesenkterem Kinne
herzukommen.

Daß auch die alten Bataver eine ganz besondere
Form und Lage der Ohren gehabt haben, bezeugen
sowohl Stellen aller Schriftsteller, als auch Bild-
nisse183).

So sollen sich auch die Ohren der Bewohner
Biscajas durch Größe auszeichnen184).

Daß bey den Wilden die Ohren mehr von dem
Kopfe abstehen und beweglich sind, ist eine sehr be-
kannte Sache, so auch, daß viele Völkerstämme,
besonders aus Ostindien und dem stillen Meer sie
durch mancherley Künsteleien sehr groß und unnatür-
lich lang machen; welche seltsame Sitte zu den
mährchenhaften Erzählungen einiger alten Schrift-
steller von den ungeheur großen Ohren gewisser Völ-
ker Veranlassung gegeben hat.

183) Abbildungen liefern des Smetius antiquitates
Neomagenses
, S. 70. und Cannegieter de Britten-
burgo, matribus Brittis
u. s. w. S. 144.
184) Rélation du voyage d'Espange, von der Gräfin
d'Aunoy, Th. 1. S. 23. Auch bestätigt dies mein Freund Dieze in den
Anmerkungen zu Puente's Reise durch Spanien.
Th. 2. S. 271.
<TEI>
  <text xml:id="blume000008">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0202" xml:id="pb168_0001" n="168"/>
sen ägyptischen und indianischen Figuren zugleich auf<lb/>
die Richtung der Augenwinkel von der Nasenwurzel<lb/>
nach den Ohren zu, Rücksicht nehmen, so scheint<lb/>
diese Höhe der Ohren großentheils blos von der Art<lb/>
und Weise, wie sie den Kopf tragen, nämlich mit<lb/>
erhobenerem Hinterhaupte und gesenkterem Kinne<lb/>
herzukommen.</p>
          <p>Daß auch die alten Bataver eine ganz besondere<lb/>
Form und Lage der Ohren gehabt haben, bezeugen<lb/>
sowohl Stellen aller Schriftsteller, als auch Bild-<lb/>
nisse<note anchored="true" place="foot" n="183)"><p>Abbildungen liefern des <hi rendition="#aq">Smetius</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">antiquitates<lb/>
Neomagenses</hi></hi>, S. 70. und <hi rendition="#aq">Cannegieter</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de Britten-<lb/>
burgo, matribus Brittis</hi></hi> u. s. w. S. 144.</p></note>.</p>
          <p>So sollen sich auch die Ohren der Bewohner<lb/>
Biscajas durch Größe auszeichnen<note anchored="true" place="foot" n="184)"><p><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Rélation du voyage d'Espange,</hi></hi> von der Gräfin<lb/>
d'Aunoy, Th. 1. S. 23.</p><p>Auch bestätigt dies mein Freund <hi rendition="#g">Dieze</hi> in den<lb/>
Anmerkungen zu <hi rendition="#g">Puente's</hi> Reise durch Spanien.<lb/>
Th. 2. S. 271.</p></note>.</p>
          <p>Daß bey den Wilden die Ohren mehr von dem<lb/>
Kopfe abstehen und beweglich sind, ist eine sehr be-<lb/>
kannte Sache, so auch, daß viele Völkerstämme,<lb/>
besonders aus Ostindien und dem stillen Meer sie<lb/>
durch mancherley Künsteleien sehr groß und unnatür-<lb/>
lich lang machen; welche seltsame Sitte zu den<lb/>
mährchenhaften Erzählungen einiger alten Schrift-<lb/>
steller von den ungeheur großen Ohren gewisser Völ-<lb/>
ker Veranlassung gegeben hat.</p>
        </div>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0202] sen ägyptischen und indianischen Figuren zugleich auf die Richtung der Augenwinkel von der Nasenwurzel nach den Ohren zu, Rücksicht nehmen, so scheint diese Höhe der Ohren großentheils blos von der Art und Weise, wie sie den Kopf tragen, nämlich mit erhobenerem Hinterhaupte und gesenkterem Kinne herzukommen. Daß auch die alten Bataver eine ganz besondere Form und Lage der Ohren gehabt haben, bezeugen sowohl Stellen aller Schriftsteller, als auch Bild- nisse 183). So sollen sich auch die Ohren der Bewohner Biscajas durch Größe auszeichnen 184). Daß bey den Wilden die Ohren mehr von dem Kopfe abstehen und beweglich sind, ist eine sehr be- kannte Sache, so auch, daß viele Völkerstämme, besonders aus Ostindien und dem stillen Meer sie durch mancherley Künsteleien sehr groß und unnatür- lich lang machen; welche seltsame Sitte zu den mährchenhaften Erzählungen einiger alten Schrift- steller von den ungeheur großen Ohren gewisser Völ- ker Veranlassung gegeben hat. 183) Abbildungen liefern des Smetius antiquitates Neomagenses, S. 70. und Cannegieter de Britten- burgo, matribus Brittis u. s. w. S. 144. 184) Rélation du voyage d'Espange, von der Gräfin d'Aunoy, Th. 1. S. 23. Auch bestätigt dies mein Freund Dieze in den Anmerkungen zu Puente's Reise durch Spanien. Th. 2. S. 271.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/202
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht2_1798/202>, abgerufen am 03.12.2024.