Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.*). §. 21. Ueberhaupt steht das Wachsthum der *)
Baue nachher nicht viel mehr erweitert und ver- grössert werden kan. So sind auch, vermuth- lich aus dem gleichen Grunde, bey den jungen Raupen die härtern hornichten Theile in Ver- hältnis gegen die weichen fleischichten so ausseror- dentlich gtos, weil sie nicht so wie diese ausge- dehnt werden und wachsen können. S. p. lyo- net anat. de la Chenille de Saule p. 8. *) So ist es nur bey dem kraftlosen, fast im ganzen
ersten Jahre blos von fremder Hülfe abhängenden Kinde. Bey allen vierfüssigen Thieren hingegen, die theils schon in den ersten Stunden nach der Geburt auftreten und laufen müssen, sind die Beine schon in Mutterleibe fast unproportionirlich gros und stark; und zwar am allerauffallendsten bey denen, die sich gleich völlig auf ihre Füsse verlassen müssen, z. E. bey den Affen und Eichhörnchen, die auf den Bäumen leben etc., auch unter den Vögeln bey den Wasserhünchen, die im Sumpf waden sollen u. s. w. *). §. 21. Ueberhaupt steht das Wachsthum der *)
Baue nachher nicht viel mehr erweitert und ver- grössert werden kan. So sind auch, vermuth- lich aus dem gleichen Grunde, bey den jungen Raupen die härtern hornichten Theile in Ver- hältnis gegen die weichen fleischichten so ausseror- dentlich gtos, weil sie nicht so wie diese ausge- dehnt werden und wachsen können. S. p. lyo- net anat. de la Chenille de Saule p. 8. *) So ist es nur bey dem kraftlosen, fast im ganzen
ersten Jahre blos von fremder Hülfe abhängenden Kinde. Bey allen vierfüssigen Thieren hingegen, die theils schon in den ersten Stunden nach der Geburt auftreten und laufen müssen, sind die Beine schon in Mutterleibe fast unproportionirlich gros und stark; und zwar am allerauffallendsten bey denen, die sich gleich völlig auf ihre Füsse verlassen müssen, z. E. bey den Affen und Eichhörnchen, die auf den Bäumen leben ꝛc., auch unter den Vögeln bey den Wasserhünchen, die im Sumpf waden sollen u. s. w. <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000062"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><pb facs="#f0050" xml:id="pb018_0001" n="18"/> Baue nachher nicht viel mehr erweitert und ver-<lb/> grössert werden kan. So sind auch, vermuth-<lb/> lich aus dem gleichen Grunde, bey den jungen<lb/> Raupen die härtern hornichten Theile in Ver-<lb/> hältnis gegen die weichen fleischichten so ausseror-<lb/> dentlich gtos, weil sie nicht so wie diese ausge-<lb/> dehnt werden und wachsen können. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">p. lyo-<lb/> net</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">anat. de la Chenille de Saule</hi></hi> <hi rendition="#aq">p</hi>. 8.</p></note>.</p> </div> <div n="3"> <head rendition="#c">§. 21.</head><lb/> <p>Ueberhaupt steht das Wachsthum der<lb/> verschiedenen Knochen in einem sehr ungleichen<lb/> Verhältnis. Bey einem Fötus von zehn Wo-<lb/> chen z. E. sind die Knochenkerne der Schul-<lb/> terblätter wenigstens zweymal so gros als die in<lb/> den Hüftknochen; die Schlüsselbeine wol drey-<lb/> mal so gros als die Schenkelknochen, die so wie<lb/> überhaupt die ganzen Beine beym Fötus in<lb/> Verhältnis gegen Kopf und Rumpf überaus<lb/> kurz und schwach sind<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>So ist es nur bey dem kraftlosen, fast im ganzen<lb/> ersten Jahre blos von fremder Hülfe abhängenden<lb/> Kinde. Bey allen vierfüssigen Thieren hingegen,<lb/> die theils schon in den ersten Stunden nach der<lb/> Geburt auftreten und laufen müssen, sind die Beine<lb/> schon in Mutterleibe fast unproportionirlich gros und<lb/> stark; und zwar am allerauffallendsten bey denen,<lb/> die sich gleich völlig auf ihre Füsse verlassen müssen,<lb/> z. E. bey den Affen und Eichhörnchen, die auf den<lb/> Bäumen leben ꝛc., auch unter den Vögeln bey<lb/> den Wasserhünchen, die im Sumpf waden sollen<lb/> u. s. w.</p></note>. Eine gleiche schein-<lb/> bare Disproportion zeigt sich auch am Kopfe,<lb/> da nur die flachen Knochen der Hirnschaale gar<lb/> frühzeitig ausserordentlich gros werden, hinge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0050]
*).
§. 21.
Ueberhaupt steht das Wachsthum der
verschiedenen Knochen in einem sehr ungleichen
Verhältnis. Bey einem Fötus von zehn Wo-
chen z. E. sind die Knochenkerne der Schul-
terblätter wenigstens zweymal so gros als die in
den Hüftknochen; die Schlüsselbeine wol drey-
mal so gros als die Schenkelknochen, die so wie
überhaupt die ganzen Beine beym Fötus in
Verhältnis gegen Kopf und Rumpf überaus
kurz und schwach sind *). Eine gleiche schein-
bare Disproportion zeigt sich auch am Kopfe,
da nur die flachen Knochen der Hirnschaale gar
frühzeitig ausserordentlich gros werden, hinge-
*) Baue nachher nicht viel mehr erweitert und ver-
grössert werden kan. So sind auch, vermuth-
lich aus dem gleichen Grunde, bey den jungen
Raupen die härtern hornichten Theile in Ver-
hältnis gegen die weichen fleischichten so ausseror-
dentlich gtos, weil sie nicht so wie diese ausge-
dehnt werden und wachsen können. S. p. lyo-
net anat. de la Chenille de Saule p. 8.
*) So ist es nur bey dem kraftlosen, fast im ganzen
ersten Jahre blos von fremder Hülfe abhängenden
Kinde. Bey allen vierfüssigen Thieren hingegen,
die theils schon in den ersten Stunden nach der
Geburt auftreten und laufen müssen, sind die Beine
schon in Mutterleibe fast unproportionirlich gros und
stark; und zwar am allerauffallendsten bey denen,
die sich gleich völlig auf ihre Füsse verlassen müssen,
z. E. bey den Affen und Eichhörnchen, die auf den
Bäumen leben ꝛc., auch unter den Vögeln bey
den Wasserhünchen, die im Sumpf waden sollen
u. s. w.
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