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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.

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§. 17.

Und wie ungleich befriedigender und einfa-
cher lassen sich hingegen nicht alle diese merk-
würdigen Erscheinungen erklären, wenn man
auch hierbey einen überhaupt in der ganzen
übrigen Schöpfung so allgemeinen und so leicht
sichtbaren Bildungstrieb (Nisus formatiuus)
annimmt -; einen, dem Zeugungssioffe
aller belebten Geschöpfe eingepflanzten Trieb
die ihnen bestimmte Gestalt anfangs bey
der Erzeugung anzunehmen, dann mit-
telst der Ernährung lebenslang zu erhalten,
und wenn sie ja zerstört worden, so viel
möglich durch die Reproductionskraft wie-
der herzustellen: - einen Trieb der we-
nigstens eben nicht mehr als die Gesetze der
Schwere, der Attraction u. a.m. die wir auch
blos aus ihren Würkungen vermuthen, für eine
blosse qualitas occulta gehalten werden darf, da
sich die Phänomene des Zeugungsgeschäftes und
besonders der Osteogenie eben so leicht durch
ihn, als andre natürliche Erscheinungen durch
jene, erklären lassen.



§. 17.

Und wie ungleich befriedigender und einfa-
cher lassen sich hingegen nicht alle diese merk-
würdigen Erscheinungen erklären, wenn man
auch hierbey einen überhaupt in der ganzen
übrigen Schöpfung so allgemeinen und so leicht
sichtbaren Bildungstrieb (Nisus formatiuus)
annimmt –; einen, dem Zeugungssioffe
aller belebten Geschöpfe eingepflanzten Trieb
die ihnen bestimmte Gestalt anfangs bey
der Erzeugung anzunehmen, dann mit-
telst der Ernährung lebenslang zu erhalten,
und wenn sie ja zerstört worden, so viel
möglich durch die Reproductionskraft wie-
der herzustellen: – einen Trieb der we-
nigstens eben nicht mehr als die Gesetze der
Schwere, der Attraction u. a.m. die wir auch
blos aus ihren Würkungen vermuthen, für eine
blosse qualitas occulta gehalten werden darf, da
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ihn, als andre natürliche Erscheinungen durch
jene, erklären lassen.



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[15/0047] §. 17. Und wie ungleich befriedigender und einfa- cher lassen sich hingegen nicht alle diese merk- würdigen Erscheinungen erklären, wenn man auch hierbey einen überhaupt in der ganzen übrigen Schöpfung so allgemeinen und so leicht sichtbaren Bildungstrieb (Nisus formatiuus) annimmt –; einen, dem Zeugungssioffe aller belebten Geschöpfe eingepflanzten Trieb die ihnen bestimmte Gestalt anfangs bey der Erzeugung anzunehmen, dann mit- telst der Ernährung lebenslang zu erhalten, und wenn sie ja zerstört worden, so viel möglich durch die Reproductionskraft wie- der herzustellen: – einen Trieb der we- nigstens eben nicht mehr als die Gesetze der Schwere, der Attraction u. a.m. die wir auch blos aus ihren Würkungen vermuthen, für eine blosse qualitas occulta gehalten werden darf, da sich die Phänomene des Zeugungsgeschäftes und besonders der Osteogenie eben so leicht durch ihn, als andre natürliche Erscheinungen durch jene, erklären lassen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/47>, abgerufen am 21.11.2024.