Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786.- Alles um die Seitenbewegung des Kör- Zuweilen - aber sehr unbeständig - Der Dornfortsatze ist bey diesen Wirbeln *) Auch diese processus accessorii haben in dem heftigen Streite zwischen Vesalius und seinen Gegnern, Aufsehen gemacht. Galenus nemlich hatte sie (a. a. O. pag. 19, D.) als gewöhnlich beschrieben. - Vesalius folgerte hieraus so wie auch aus hun- dert andern Stellen der Galenischen Osteologie, daß dieselbe nach Affen- und nicht nach Menschen- Gerippen verfaßt sey, de c. h. fabr. pag. 95 sq. cap. 17. fig. 4. - Eustach hingegen vindicirte sie wieder dem Menschen, im ossium exam. pag. 217. und bildete sie auch auf seiner Tab. XLVII. fig. 11. D. nach Menschenwirbeln ab. **) Bey den Affen hingegen ist der Dornfortsatz auf-
wärts gekehrt. Und es ist offenbar verdächtig, daß Galenus a. a. O. diesen Fortsätzen gerade diese Richtung zuschreibt! – Alles um die Seitenbewegung des Kör- Zuweilen – aber sehr unbeständig – Der Dornfortsatze ist bey diesen Wirbeln *) Auch diese processus accessorii haben in dem heftigen Streite zwischen Vesalius und seinen Gegnern, Aufsehen gemacht. Galenus nemlich hatte sie (a. a. O. pag. 19, D.) als gewöhnlich beschrieben. – Vesalius folgerte hieraus so wie auch aus hun- dert andern Stellen der Galenischen Osteologie, daß dieselbe nach Affen- und nicht nach Menschen- Gerippen verfaßt sey, de c. h. fabr. pag. 95 sq. cap. 17. fig. 4. – Eustach hingegen vindicirte sie wieder dem Menschen, im ossium exam. pag. 217. und bildete sie auch auf seiner Tab. XLVII. fig. 11. D. nach Menschenwirbeln ab. **) Bey den Affen hingegen ist der Dornfortsatz auf-
wärts gekehrt. Und es ist offenbar verdächtig, daß Galenus a. a. O. diesen Fortsätzen gerade diese Richtung zuschreibt! <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000062"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0331" xml:id="pb299_0001" n="299"/> – Alles um die Seitenbewegung des Kör-<lb/> pers zu erleichtern.</p> <p>Zuweilen – aber sehr unbeständig –<lb/> finden sich zwischen diesen Seitenfortsätzen und<lb/> den schräg aufsteigenden, nach hinten zu, noch<lb/> die sogenannte <hi rendition="#aq">processus accessorii</hi><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Auch diese <hi rendition="#aq">processus accessorii</hi> haben in dem heftigen<lb/> Streite zwischen Vesalius und seinen Gegnern,<lb/> Aufsehen gemacht. Galenus nemlich hatte sie (a.<lb/> a. O. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 19, <hi rendition="#aq">D</hi>.) als gewöhnlich beschrieben. –<lb/> Vesalius folgerte hieraus so wie auch aus hun-<lb/> dert andern Stellen der Galenischen Osteologie,<lb/> daß dieselbe nach Affen- und nicht nach Menschen-<lb/> Gerippen verfaßt sey, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de c. h. fabr</hi></hi>. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 95 <hi rendition="#aq">sq.<lb/> cap</hi>. 17. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 4. – Eustach hingegen vindicirte sie<lb/> wieder dem Menschen, im <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ossium exam</hi></hi>. <hi rendition="#aq">pag.</hi> 217.<lb/> und bildete sie auch auf seiner <hi rendition="#aq">Tab</hi>. XLVII. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 11. <hi rendition="#aq">D</hi>.<lb/> nach Menschenwirbeln ab.</p></note>, derhal-<lb/> ben manche Zergliederer den Lendenwirbeln 9<lb/> Fortsätze haben zuschreiben wollen.</p> <p>Der Dornfortsatze ist bey diesen Wirbeln<lb/> kurz, aber breit, flach zusammengedruckt, nach<lb/> oben und unten wie mit einer Schneide und am<lb/> Ende gleichsam stumpf abgeschnitten. Am<lb/> ersten und letzten Wirbel ist er am kürzesten,<lb/> und hat bey allen eine fast horizontale Lage<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Bey den Affen hingegen ist der Dornfortsatz auf-<lb/> wärts gekehrt. Und es ist offenbar verdächtig, daß<lb/> Galenus a. a. O. diesen Fortsätzen gerade diese<lb/> Richtung zuschreibt!</p></note>.</p> </div> <div n="3"> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [299/0331]
– Alles um die Seitenbewegung des Kör-
pers zu erleichtern.
Zuweilen – aber sehr unbeständig –
finden sich zwischen diesen Seitenfortsätzen und
den schräg aufsteigenden, nach hinten zu, noch
die sogenannte processus accessorii *), derhal-
ben manche Zergliederer den Lendenwirbeln 9
Fortsätze haben zuschreiben wollen.
Der Dornfortsatze ist bey diesen Wirbeln
kurz, aber breit, flach zusammengedruckt, nach
oben und unten wie mit einer Schneide und am
Ende gleichsam stumpf abgeschnitten. Am
ersten und letzten Wirbel ist er am kürzesten,
und hat bey allen eine fast horizontale Lage **).
*) Auch diese processus accessorii haben in dem heftigen
Streite zwischen Vesalius und seinen Gegnern,
Aufsehen gemacht. Galenus nemlich hatte sie (a.
a. O. pag. 19, D.) als gewöhnlich beschrieben. –
Vesalius folgerte hieraus so wie auch aus hun-
dert andern Stellen der Galenischen Osteologie,
daß dieselbe nach Affen- und nicht nach Menschen-
Gerippen verfaßt sey, de c. h. fabr. pag. 95 sq.
cap. 17. fig. 4. – Eustach hingegen vindicirte sie
wieder dem Menschen, im ossium exam. pag. 217.
und bildete sie auch auf seiner Tab. XLVII. fig. 11. D.
nach Menschenwirbeln ab.
**) Bey den Affen hingegen ist der Dornfortsatz auf-
wärts gekehrt. Und es ist offenbar verdächtig, daß
Galenus a. a. O. diesen Fortsätzen gerade diese
Richtung zuschreibt!
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen, 1786, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1786/331>, abgerufen am 16.07.2024. |